Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
kampfbereit in den Händen.
Auf den ersten Blick hätte man bei dieser Dunkelheit den Trolloc für einen massigen, hochgewachsenen Mann halten können, der eben einen Aiel noch um die Hälfte überragte, ganz in eine schwarze Rüstung gehüllt, die an Ellbogen und Schultern Dornen aufwies. Am Helm waren Bockshörner angebracht; so schien es jedenfalls, doch die Hörner wuchsen aus diesem nur zu menschlichen Kopf heraus, und unter den Augen war die Schnauze eines Ziegenbocks zu sehen.
Fauchend schlug der Trolloc nach ihm, und dann heulte er Worte in einer harten Sprache, für die eine menschliche Zunge nicht geeignet schien. Mat wirbelte seinen Speer wie einen Bauernspieß, schlug die schwere, gekrümmte Klinge zur Seite und rammte seine lange Speerspitze in die Bauchpartie der Kreatur. Unter dem mithilfe der Macht angefertigten Stahl spaltete sich das schwarze Metall der Rüstung genauso leicht wie das Fleisch, das darunter lag. Der Trolloc mit der Bocksschnauze krümmte sich mit einem röchelnden Schrei, und Mat zog seine Waffe heraus und sprang schnell zur Seite, als der schwere Körper zu Boden sackte.
Überall in seiner Umgebung kämpften teils unbekleidete, teils nur halb bekleidete Aiel, allerdings alle mit dem schwarzen Schleier vor dem Gesicht, gegen Trollocs mit hauerbewehrten Keilerschnauzen oder Wolfsrachen oder Adlerschnäbeln. Einige der Köpfe wiesen Hörner auf, andere Kämme oder Federn. Alle schwangen sie diese seltsam gekrümmten Schwerter und Dornenäxte, Dreizacke mit Widerhaken und Speere. Hier und da benützte einer einen mächtigen Bogen, um mit Haken versehene Pfeile abzuschießen, die schon fast kurze Speere waren. Auch Männer kämpften Seite an Seite mit den Trollocs. Sie trugen grobe Mäntel, schwangen Schwerter und schrien genauso verzweifelt wie die anderen, wenn sie zwischen den Dornbüschen starben.
»Sammael!«
»Sammael und die Goldenen Bienen!«
Die Schattenfreunde starben schnell, meist schon dann, wenn sie einem Aiel gegenübertraten, doch die Trollocs starben nicht ganz so leicht.
»Ich bin doch kein verdammter Held!«, schrie Mat. Er wollte sich nicht irgendjemandem mitteilen, es musste nur einfach aus ihm heraus, während er gegen einen Trolloc mit Bärenschnauze und haarigen Ohren kämpfte. Es war sein dritter. Die Bestie schwang eine Axt mit langem Stiel, mit einem halben Dutzend Dornen und einer langen Schneide, die groß genug war, um damit einen Baum zu spalten. Er fuchtelte damit herum, als sei sie in seinen großen, haarigen Pratzen lediglich ein Spielzeug. Es war einfach die Nähe zu Rand, die Mat in solche Schwierigkeiten brachte. Alles, was er sich vom Leben erhoffte, waren guter Wein, ein Würfelspiel und ein oder drei hübsche Mädchen. »Ich will nicht in all das verwickelt werden!« Besonders dann nicht, wenn Sammael in der Nähe war. »Hört Ihr mich?«
Der Trolloc stürzte mit aufgeschlitzter Kehle zu Boden und Mat fand sich plötzlich einem Myrddraal gegenüber, der gerade zwei Aiel tötete, die ihn gemeinsam angegriffen hatten. Der Halbmensch sah wie ein Mann aus, doch leichenblass, und er trug einen Panzer aus sich überlappenden schwarzen Schuppen wie die Haut einer Schlange. Er bewegte sich auch wie eine Schlange, flüssig, elegant und flink, als habe er keine Knochen. Sein nachtschwarzer Umhang hing immer schlaff herunter, gleich, wie er sich auch bewegte. Und er hatte keine Augen. Nur eine stumpfweiße Hautfläche, wo die Augen sein sollten.
Der augenlose Blick traf ihn, und er schauderte. Die Angst kroch ihm ins Knochenmark hinein. »Der Blick der Augenlosen bedeutet Angst«, sagte man in den Grenzlanden, wo sie es ja wissen mussten, und selbst die Aiel gaben zu, dass der Blick eines Myrddraal ihnen bis ins Innerste fahre. Das war die erste Waffe dieses Geschöpfes. Der Halbmensch rannte mit fließenden Bewegungen auf ihn zu.
Mit einem Aufbrüllen warf sich Mat ihm entgegen. Der Speer wirbelte wie ein Bauernspieß durch die Luft, stach zu, blieb immer in Bewegung. Das Ding trug ein Schwert, so schwarz wie sein Umhang, ein Schwert, das in den Essen von Thakan’dar geschmiedet worden war, und falls er davon eine Wunde empfing, war er so gut wie tot, es sei denn, Moiraine wäre zufällig in der Nähe und würde ihn sofort mithilfe der Macht behandeln. Doch es gab nur einen sicheren Weg, einen Blassen zu besiegen. Man musste auf Teufel komm raus angreifen und ihn überwältigen, bevor er einen selbst erwischte. Jeder Gedanke an Verteidigung konnte
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