Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
wei …« Seine Wangen waren irgendwie feucht geworden. Er wischte sie schnell ab. »Es ist so heiß hier drinnen. Ich schwitze wie ein … Was wollt Ihr? Ich glaubte, Ihr hättet Euch alle entschlossen, mich zu verlassen und ins Dreifache Land zurückzukehren.«
»Es sind nicht wir, die Euch verlassen hätten, Rand al’Thor.« Sie schloss die Tür hinter sich, setzte sich auf den Boden und legte zwei der Speere und den Schild neben sich. » Ihr habt uns verlassen!« Mit schnellen Bewegungen stemmte sie zuerst einen Fuß gegen den dritten Speer, den sie mit beiden Händen festhielt, drückte und zerbrach ihn in zwei Teile.
»Was macht Ihr da?« Sie warf die Teile zur Seite und hob einen weiteren Speer auf. »Ich sagte, was macht Ihr da?« Der Gesichtsausdruck der weißhaarigen Tochter des Speers hätte wohl selbst Lan zum Innehalten gebracht, aber Rand bückte sich und packte den Speer, den sie nun in den Händen hielt. Ihre weiche Stiefelsohle drückte auf sein Handgelenk. Und das nicht gerade sanft.
»Wollt Ihr uns in Röcke stecken, uns verheiraten, damit wir uns künftig um Heim und Herd kümmern? Oder sollen wir uns an Euer Feuer legen und Euch die Hand lecken, wenn Ihr uns einen Brocken Fleisch gebt?« Ihre Muskeln spannten sich, und der Speer zerbrach. Ein paar Splitter trafen seine Handfläche.
Er riss mit einem Fluch die Hand zurück und schüttelte einige Blutstropfen ab. »Ich habe nichts von alledem vor. Ich dachte. Ihr würdet es verstehen.« Sie nahm den letzten Speer in die Hand, stemmte den Fuß dagegen, und er lenkte schnell einen Strang aus Luft, um sie an Ort und Stelle unbeweglich festzuhalten. Sie blickte ihn lediglich wortlos an. »Verflucht, Ihr habt schließlich nichts dagegen gesagt! Ja, ich habe die Töchter aus dem Kampf gegen Couladin herausgehalten. An dem Tag hat eben nicht jeder gekämpft. Und Ihr habt kein Wort dagegen geäußert.«
Sulin riss die Augen ungläubig auf. » Ihr habt uns vom Tanz der Speere abgehalten? Wir haben Euch da herausgehalten! Ihr wart wie ein Mädchen, das erst ganz frisch mit dem Speer verheiratet wurde, bereit, hinauszustürmen und Couladin zu töten, ohne an den Speer zu denken, der Euch von hinten treffen könnte. Ihr seid der Car’a’carn . Ihr habt kein Recht, Euer Leben unnötig aufs Spiel zu setzen.« Ihre Stimme klang nun wieder tonlos und vorwurfsvoll zugleich: »Jetzt geht Ihr weg, um gegen die Verlorenen zu kämpfen. Das Geheimnis ist wohlbehütet, aber ich habe genug aus dem herauslesen können, was die sagten, die andere Kriegergemeinschaften führen.«
»Und auch von diesem Kampf wollt Ihr mich fernhalten?«, fragte er ruhig.
»Seid kein Narr, Rand al’Thor. Jeder hätte den Tanz der Speere mit Couladin tanzen können. Ihr habt wie ein Kind gedacht, als Ihr dieses Risiko eingehen wolltet. Doch keiner von uns kann den Schattenseelen entgegentreten. Das könnt nur Ihr.«
»Warum dann ber …?« Er schwieg, denn er ahnte die Antwort bereits. Nach jenem blutgetränkten Tag des Kampfes gegen Couladin hatte er sich eingeredet, sie hätten nichts dagegen gehabt. Er hatte das jedenfalls glauben wollen.
»Es wurden die auserwählt, die mit Euch gehen sollen.« Jedes Wort war wie ein geworfener Stein. »Männer aus jeder Kriegergemeinschaft. Männer. Aber keine Töchter des Speers, Rand al’Thor. Die Far Dareis Mai tragen Eure Ehre, doch Ihr nehmt uns die unsere.«
Er atmete tief durch und suchte nach den richtigen Worten: »Ich … kann keine Frau sterben sehen. Ich hasse das, Sulin. Es dreht sich mir alles im Innern um. Ich könnte keine Frau töten, und wenn auch mein Leben davon abhinge.« Die Blätter von Moiraines Brief knisterten in seiner Hand. Tot, weil er nicht in der Lage gewesen war, Lanfear zu töten. Nicht nur sein Leben hing manchmal daran. »Sulin, ich würde lieber ganz allein gegen Rahvin kämpfen, als auch nur eine von Euch sterben zu sehen.«
»Das ist doch närrisch! Jede braucht eine andere, um ihr den Rücken zu decken. Also ist es Rahvin. Selbst Riodan von den Donnergängern und Turol von den Steinhunden rückten damit nicht heraus.« Sie sah ihren erhobenen Fuß an, der von dem gleichen Strang am Speer festgehalten wurde, der auch ihre Arme fesselte. »Befreit mich, und wir sprechen darüber.«
Nach einem Augenblick des Zögerns löste er den Strang. Er verkrampfte sich sprungbereit, um sie notfalls sofort wieder zu fesseln, doch sie schlug die Beine übereinander, saß ruhig da und ließ den Speer auf ihren
Weitere Kostenlose Bücher