Das Rätsel deiner Leidenschaft
unten!«, brüllte Flynn.
Ein Mann, vermutlich der Richter, beugte sich neben ihm aus dem Fenster. »Sie bleiben, wo Sie sind«, befahl er Sabine und Max mit einer herrischen Handbewegung und verschwand dann wieder vom Fenster.
»Lauf!«, sagte Max, als er Sabines Hand ergriff und sie auf die Beine zog.
Dank ihrer langen Beine und zum Glück gelang es Sabine, mit Max Schritt zu halten, als sie durch den Garten zur Hauptstraße rannten. Max stieg als Erster über die Mauer und half Sabine dann hinüber. Hand in Hand flüchteten sie sich in den Wald, der an den Besitz stieß.
Max hörte Stimmen hinter ihnen, aber sie hatten einen guten Vorsprung, vorausgesetzt natürlich, dass die beiden Männer sie nicht zu Pferd oder in einer Kutsche verfolgten. Vielleicht würden sie es ja tatsächlich bis zur Straße und zu ihrer eigenen Kutsche zurück schaffen.
»Kommen sie?«, fragte Sabine, deren Stimme vor Anstrengung heiser klang.
»Ja. Hier entlang.« Er zog sie mit, und sie beklagte sich nicht, obwohl sie kaum noch Luft bekam. »Unsere Kutsche müsste direkt hinter diesem Hang dort stehen.«
Die Stimmen hinter ihnen wurden lauter, sie schrien und fluchten, und Max erkannte, dass die Männer tatsächlich in eine Kutsche gesprungen waren, um sie zu verfolgen.
Er zog Sabine durch die Bäume auf die Hauptstraße, aber deren unbefestigter, steiniger Untergrund würde zu Fuß auch nicht leichter zu bewältigen sein als der Wald. Und ihre Kutsche wartete keineswegs auf sie. Max fragte sich, ob er bei ihrer wilden Flucht die Orientierung verloren hatte und in die falsche Richtung gelaufen war. Aber ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Vielleicht hatte er die Entfernung nicht richtig eingeschätzt und ihre Kutsche wartete ein Stück weiter die Straße hinunter.
»Sie kommen näher«, keuchte Sabine.
Sie flohen, so schnell sie konnten, aber das Geräusch der Kutschenräder und Pferdehufe wurde lauter, als sie über die Straße hetzten. Schließlich holte die Kutsche sie ein und hielt neben ihnen. Doch statt der Stimme eines ihrer Verfolger sprach eine vertraute Stimme Max an.
»Max, was für eine nette Überraschung! Du und deine Freundin ...«, die Stimme stolperte über das letzte Wort, »ihr scheint in Schwierigkeiten zu sein. Kann ich euch behilflich sein?«
»Cassandra! Du kommst im rechten Augenblick, wie immer.« Max half Sabine in die Kutsche, die sogleich losfuhr, hinein in die Dunkelheit und fort von den Verfolgern.
»Mein Landgut befindet sich nicht weit von hier, und ich gewähre euch gern eine sichere Zuflucht für die Nacht.« Sie lächelte. »Ich nehme an, du hattest Reibereien?«, fragte sie und zog eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen hoch.
»Könnte man so sagen«, gab Max zu.
»Du hattest schon immer das Talent, dir Ärger einzuhandeln.« Cassandras kühler Blick fiel auf Sabine. »Sind Sie nicht dieses Mädchen aus dem Laden in Piccadilly? Müssen Sie mit Ihren Waren nun schon auf dem Land hausieren gehen?«, fragte sie und tat nichts, um ihren scharfen Tonfall zu verbergen. Cassandra zögerte nie, ihre Krallen auszufahren, wenn sie in der Stimmung dazu war.
Aber Sabine ließ sich von ihrer beleidigenden Art nicht aus der Fassung bringen. Hocherhobenen Kopfes wandte sie sich Cassandra zu und schenkte ihr ein süffisantes Lächeln. »So ist es. Und ich glaube, es wird höchste Zeit für Sie, sich mit einigen weiteren meiner Mittel einzudecken.« Sabine berührte ihre eigene glatte Stirn und nickte dann vielsagend in Cassandras Richtung.
Cassandra griff sich automatisch an die Stirn, um über ihre Haut zu streichen.
»Ich schicke Ihnen gern ein paar Tiegelchen an jedwede Adresse«, erbot sich Sabine.
Max hätte am liebsten gelacht, aber das wagte er nicht. Es würde ihre Lage nicht verbessern, wenn Cassandra nun auch noch Sabine die schönen Augen auskratzte.
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Kapitel siebzehn
C assandra hatte sie freundlicherweise über Nacht aufgenommen und ihnen angeboten, dass eine Kutsche sie am nächsten Morgen nach London brachte. Max hoffte, dass sein eigener Kutscher vernünftig genug gewesen war, vor dem Richter zu fliehen. Im Moment stand Max mit einem Glas Scotch in der Hand am Fenster seines dunklen Zimmers und starrte in die Nacht hinaus. Er hatte das nächste Rätsel noch nicht entschlüsselt, aber die Worte gingen ihm immer wieder durch den Kopf. Er wusste nicht, ob Sabine ihm glaubte, dass der Dolch nicht
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