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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Junge. Und ohne weitere Fragen zu stellen, öffnete er seinen Sack und holte ein kleines Stück Kohle heraus.
    Beatrice streckte die Hand danach aus, doch der Junge schüttelte den Kopf.
    »Nein, Herrin, Ihr werdet nur Eure schönen Kleider beschmutzen. Es wäre mir eine Freude, die Kohle für Euch zu tragen. Meine Hände und Kleider sind bereits schwarz.«
    »Gut, wie du möchtest«, erwiderte Beatrice und lächelte dem Jungen zu. Nie zuvor war sie einem höflicheren, zuvorkommenderen Menschen begegnet. »Wie ist denn dein Name?«
    »Chen«, antwortete er, und sogar unter dem Kohlenstaub auf seinem Gesicht war deutlich zu sehen, dass er rot wurde.
    »Ich danke dir für deine Hilfe, Chen«, sagte Beatrice, als sie ihre Zimmertür erreicht hatten.
    »Nein, Herrin, dankt nicht mir«, entgegnete er und verneigte sich wieder. Angesichts seiner deformierten Wirbelsäule schien diese Bewegung ihm erhebliche Mühe zu bereiten. »Ich danke Euch für die Ehre, die Ihr mir erwiesen habt. Und dafür, dass Ihr Jens Wunden behandelt habt, als sie sich verbrannt hat.«
    »Ja, aber…?«
    »Sie ist meine Braut, Herrin.«
    Mit einem schüchternen Lächeln reichte er ihr das Kohlestück, und noch bevor Beatrice etwas erwidern konnte, hatte er sich auch schon umgedreht und humpelte eilig davon.
    »Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen, Chen«, sagte Beatrice leise. »Und ich wünsche dir und Jen viel Glück.«
    Als sie wieder in ihr Zimmer kam, saß Maffeo zurückgelehnt auf dem Stuhl und schlief. Sein Gesicht glühte vor Hitze, und seine hastigen Atemzüge klangen wie das Hecheln eines Hundes. Beatrice trat leise zu ihm und tastete nach seiner Halsschlagader. Der Puls war schnell, schwach und unregelmäßig, sicher ein Resultat des hohen Fiebers.
    Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, dachte Beatrice und machte sich an die Arbeit, die Kohle zu zerstoßen. Da sie keinen Mörser oder etwas Ähnliches hatte, legte sie die Kohle in eine ihrer Essschalen und rieb mit dem Boden einer zweiten Schale darüber. Es war zwar mühsam, aber es funktionierte. Als sie gut zwei Esslöffel voll Kohlenstaub zusammenhatte, schüttete sie das schwarze Pulver in Maffeos Trinkschale und verrührte es mit Wasser zu einem ziemlich dickflüssigen Brei.
    »Wach auf, Maffeo«, sagte sie und rüttelte ihn behutsam an der Schulter.
    Mühsam schlug er die Augen auf.
    »Fatima«, flüsterte er, und ein Lächeln glitt über sein überhitztes Gesicht. »Dem Himmel sei dank, dass du gekommen bist. Ich kann noch nicht sterben, nicht jetzt. Ich habe meine Aufgabe noch nicht erfüllt, ich habe den Stein noch keinem würdigen Hüter übergeben.« Er wurde immer aufgeregter und versuchte sogar, sich zu erheben. »Bitte, hilf mir! Lass mich wenigstens noch so lange am Leben, dass ich diese Mission zu Ende bringen kann. Bitte, Fatima, ich flehe dich an! Es ist noch zu früh! Ich muss doch erst…«
    Beatrice legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und drückte ihn sanft auf den Stuhl zurück.
    »Ruhig, Maffeo, es wird alles gut. Ich bin bei dir.«
    Kraftlos sank er in sich zusammen.
    »Ja, du bist hier. Jetzt wird alles gut.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich bin so durstig. Bitte, gib mir etwas Wasser.«
    »Trink das«, erwiderte Beatrice und hielt ihm die Schale an die Lippen.
    Maffeo schluckte gierig, hustete und verzog gleich darauf angewidert das Gesicht.
    »Was ist das?« Er sah Beatrice an, als würde er sie zum ersten Mal in seinem Leben zu Gesicht bekommen. Dann riss er entsetzt die Augen auf. »Was hast du mir zu trinken gegeben? Du bist nicht Fatima! Wer bist du?«
    »Ich bin Beatrice. Erkennst du mich nicht?«
    »Du bist nicht Beatrice. Und du bist nicht Fatima.« Seine Augen wurden schmal. »Ich weiß jetzt, wer du bist. Selbst wenn du dich verkleidest, erkenne ich dich. Mich täuschst du nicht. Du bist der Teufel oder einer seiner Schergen. Du willst mich vergiften, um den Stein an dich zu nehmen und ihn für deine eigenen, bösen Zwecke zu missbrauchen. Aber du bekommst ihn nicht. Nie und nimmer werde ich zulassen, dass der Stein der Fatima in deine Hände fällt und…«
    Maffeo begann zu kreischen und wild um sich zu schlagen. Beatrice gelang es gerade noch rechtzeitig, die Schale mit dem Kohlenbrei auf einem Tisch außerhalb von Maffeos Reichweite in Sicherheit zu bringen, bevor er sie ihr aus der Hand schlagen konnte.
    »Maffeo, sieh mich an!« Sie packte seine Arme und hielt sie mit aller Gewalt fest. »Sieh mich

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