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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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schwache Auge und die zitternde Hand ihr Ziel verfehlen, so gibt es weit und breit niemanden, der sich darüber lustig machen könnte.«
    Maffeo lächelte. »Das klingt in der Tat verlockend.«
    »Nicht wahr? Aber ich fürchte, wir werden auch diesmal wieder keine Zeit dafür haben.«
    »Du hast nicht die Absicht, lange in Shangdou zu verweilen?«, fragte Maffeo. Er wirkte sichtlich enttäuscht.
    Der Khan seufzte, das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Jetzt sah er aus wie ein Herrscher, den die Sorge um sein Volk und sein Reich kaum Ruhe finden ließen.
    »Die Absicht habe ich schon, mein Freund, daran fehlt es nicht. Aber leider zwingen mich dringende Angelegenheiten, schon bald nach Taitu zurückzukehren. Alle werden nach Taitu gehen.«
    » Alle? Aber was…«
    Khubilai machte ein paar Schritte durch den Raum, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete einen der kostbaren Wandteppiche, als sähe er ihn zum ersten Mal.
    »Die Hauptstadt ist endgültig fertiggestellt. Es gibt also keinen Grund für den Hofstaat, noch länger in Shangdou zu bleiben.« Er machte eine Pause, und Beatrice hatte den Eindruck, als fiele ihm das Reden plötzlich schwer. »Bereits in wenigen Tagen werden wir unseren Besitz zusammenpacken. Dann wird das ganze Gefolge aufbrechen, um noch vor Einbruch des Winters nach Taitu überzusiedeln. Mir sind nur noch wenige Tage vergönnt, um die Schönheit Shangdous zu genießen.«
    »Ich hörte, dass der neue Palast in Taitu diesen hier an Schönheit noch überflügeln soll.«
    Khubilai lächelte. »Ja, in der Tat. Er ist wahrlich prächtig geworden, die chinesischen Baumeister haben sich selbst übertroffen. Er wird dir gefallen, mein Freund. Und natürlich ist Taitu auch größer und hat eine strategisch wesentlich günstigere Lage im Reich als Shangdou. Die Entscheidung, den Regierungssitz dorthin zu verlegen, ist wohldurchdacht. Aber sei ehrlich, mein Freund, wohin sehnt sich dein Herz – nach Shangdou oder nach der Stadt, in der du geboren wurdest?« Maffeo senkte verlegen den Blick. Khubilai lächelte. Es war ein wehmütiges Lächeln. Leise fuhr er fort. »Siehst du, Maffeo Polo, ich denke und fühle genauso. Bei aller Schönheit und Pracht, die mich in Taitu erwartet – hier ist mein Zuhause, hier wohnt mein Herz. Diese Stadt erinnert mich an die Jurten meiner Großväter, an Karakorum, die Stadt Dschingis Khans. Und sollte ich den Ort wählen dürfen, an dem ich sterbe, so wünsche ich, dass es hier geschehen möge.« Er fuhr mit der Hand durch die Luft, als wären die düsteren Gedanken Fliegen, die er so vertreiben könnte. »Aber lass uns nicht jetzt darüber reden. Das Unerfreuliche läuft selten davon. Es kann noch bis morgen warten.«
    Er wandte sich an Beatrice und betrachtete sie eingehend von Kopf bis Fuß.
    »Ist dies die Frau, von der Dschinkim mir berichtet hat? Jene, die ihr in der Steppe aufgelesen habt?«
    »Ja.«
    Khubilai ging einmal um Beatrice herum. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Mein Bruder hatte recht. Sie ist keine Frau aus meinem Gefolge. Woher kommst du, Weib?«
    Beatrice war so überrascht, dass der Khan seine Worte direkt an sie richtete, dass es ihr fast die Sprache verschlug.
    »Meine Heimat heißt Deutschland«, sagte sie und stellte plötzlich fest, dass die beiden Männer die ganze Zeit über arabisch gesprochen hatten. Geschah dies etwa aus Höflichkeit und Rücksicht ihr gegenüber, die bisher noch keine der anderen am Hof geläufigen Sprachen beherrschte? »Deutschland ist ein Land im Norden des Abendlandes. Ich…«
    »Ich kenne dieses Land, das du deine Heimat nennst, nicht«, unterbrach sie Khubilai, aber es klang nicht unfreundlich. »Wie kam es dazu, dass du allein, ohne Pferd oder Karren, ohne jede Begleitung in der Steppe lagst? Wer hat dich dort verloren?«
    Beatrice warf Maffeo einen Blick zu. Was sollte sie jetzt sagen?
    »Ich weiß es nicht, großer Khan«, antwortete sie schließlich und tröstete sich damit, dass es wenigstens keine Lüge war. »Mir fehlt leider jede Erinnerung daran.«
    Khubilais Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Unter seinem wachsamen Blick wurde sie zu Glas. Sie war sicher, dass er bis auf den Grund ihrer Seele blicken und jeden ihrer Gedanken lesen konnte. Eines war klar, Khubilai Khan war nicht der Mann, den man belügen konnte. Und wer es trotzdem wagte…
    »Spricht man in deiner Heimat Arabisch?«, fragte er so freundlich und harmlos, als wollte er von ihr nichts weiter als die

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