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Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Das Rätsel der Rückkehr - Roman

Titel: Das Rätsel der Rückkehr - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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belächelte. Er wurde mit den Größten der Welt, einmal gar mit Jesus verglichen. Da lachte meine Mutter heiser auf. Wir mussten so tun, als ob wir zuhörten, die Nachbarn durften nicht wissen, dass wir Regimegegner waren. Wir drehten also lauter. Die Nachbarn ebenfalls. Kollektive Paranoia. Die Atmosphäre der schwarzen Jahre. Wenn sie klassische Musik brachten, lief es uns kalt über den Rücken. Gleich danach wurde nämlich immer von einem misslungenen Staatsstreich berichtet, als Vorwand für ein Blutbad. Am Ende verband ich klassische Musik mit dem Tod durch Gewalt.
    Jeden Morgen erinnerte uns eine Donnerstimme
    im Radio an unseren Fahneneid,
    gefolgt vom näselnden Duvalier persönlich,
    der sagte: „Ich bin die einige und unteilbare Fahne.“
    Seitdem reagiere ich allergisch auf politische Reden.
    Ich sehe meine Mutter wieder
    tanzend mit einem Stuhl
    im halbdunklen Wohnzimmer.
    Sie tanzt ihre Trauer nachmittags
    gegen fünf.
    Wie in einem Gedicht von Lorca,
    das von Francos Blutnacht spricht.
    Meine Mutter liebte Zahlen. Jeden Morgen rechnete sie in einem Schulheft nach, wieviel sie an diesem Tag ausgeben konnte. Das Geld war immer knapp. Sie hatte kurz nach dem Weggang meines Vaters ihre Anstellung verloren. Sie verbrachte unglaublich viel Zeit damit, ihre kleinen Münzen wieder und wieder zu zählen. Eine endlose Rechnerei. Ich mache es heute genauso mit den Wörtern. Nur war die Bank für meine Mutter weiter weg als das Wörterbuch für meine Hand.
    Der Nachbarsjunge zeigt mir mit einem Nicken an,
    dass meine Mutter gerade wieder einschläft,
    während sie noch ihr Lied von den Seeleuten summt,
    denen in Seenot endlich ein Engel erschien.
    Ich nutze die Zeit zu einem Gespräch mit meiner Schwester
    im hintersten Zimmer, wo man brät
    wie im Backofen.
    Meine Schwester ist noch verschwiegener als die Mutter.
    Und immer so fröhlich, man sollte nicht meinen,
    dass sie in einem Land lebt mit einer Diktatur,
    die wie ein Zyklon
    seit zwanzig Jahren auf der Insel wütet.
    Sie erzählt mir von ihrem Alltag im Büro, wo sie als Snob gilt, weil sie darauf hält, einen Roman zu kaufen, sobald sie ihren Lohn bekommt, und weil sie Parfüm auflegt, bevor sie zur Arbeit geht. Je respektvoller sie die Leute behandelt, desto mehr wird sie abgelehnt. Vielleicht weil sie die anderen an etwas Wertvolles erinnert, das sie inzwischen verloren haben: den Respekt vor sich.
    Meine Schwester erzählt ruhig,
    ohne mich anzusehen.
    Fast wie ein kleines Mädchen, das ihre Eltern
    im dunklen Wald vergaßen,
    und das sich fragt, wie lange es noch dauert,
    bis es sich der Meute anschließt.
    Bei ihrer Rückkehr von der Arbeit trifft sie die Mutter an, wie sie schweigsam und traurig allein auf der Galerie sitzt. Meine Mutter war einmal so fröhlich. Ich sorge zwar für ihren Lebensunterhalt, aber auf meiner Schwester lasten natürlich die Alltagssorgen. Sie ist es, die zusehen muss, wie die Gesundheit der Mutter sich verschlechtert. Sie leidet unter ihren Abstürzen: „Ich habe Angst, dass ich eines Tages selbst zu kaputt bin, um sie aus dem Loch herauszuholen.“ Diesmal schaut sie mich an, und ich entdecke die Jahre, die ich gefehlt habe, in ihrem Gesicht. Wir saßen eine Weile und sprachen nicht. Dann erschien ganz langsam ein Lächeln auf ihren Lippen. Die schwarze Wolke hatte sich verzogen.
    Ich sitze mit meiner Schwester im halbdunklen Wohnzimmer und schaue zu, wie meine Mutter ihrer allabendlichen Beschäftigung nachgeht. Sie sucht sorgfältig die Küche ab, bevor sie die Lampe anzündet und mitten auf den Tisch stellt. Dann sammelt sie die Reste des Abendessens in einer kleinen blauen Plastikschale. Endlich setzt sie sich zum Essen hin. Das ist ihr Ritual.
    Warum isst sie aus der blauen Plastikschale, obwohl ich ihr neues Geschirr geschickt habe? Meine Schwester zieht unter dem Sofa eine große Kiste hervor, in ihr befindet sich Silberbesteck, immer noch originalverpackt. Mag sie es nicht? Im Gegenteil, es ist ihr Schatz. Sie holt es einmal im Monat heraus, um es zu putzen. Hinter dem Licht der Lampe erscheint das Gesicht der Mutter heiter. Sie ist immer schön geblieben. Es ist ihr Festtagsgesicht. Sobald du weg bist, sagt mir die Schwester, setzt sie wieder ihr Schlechtwettergesicht auf.
    Mich überkommt eine solche Reue.
    Ich empfinde die unglaubliche Verschwendung.
    Meine Mutter, meine Schwester.
    Die Frauen haben in diesem Haus den vollen Preis bezahlt.
    Ich ging zu meinem Neffen auf die Galerie. Er hörte auf dem kleinen

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