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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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heben konnte, ohne das Gesicht zu berühren, musste Hannah das Haupt des Fremden
     mit beiden Händen anheben. Deutlich spürte sie seine Körperwärme und wie die dichten, kurzen Haare seines Hinterkopfes durch
     ihre Finger glitten.
    Es brauchte eine Weile, bis sie den Fremden mit vereinten Kräften aus dem eng anliegenden, darunter befindlichen Pullover
     geschält hatten.
    Nachdem Tom ihm das blutige und zerfetzte Leinenunterhemd über die Brust hochgeschoben hatte, um es über den Kopf ausziehen
     zu können, kam überraschend eine lederne Brusttasche zum Vorschein, die der Mann an einer dünnen Lederschnur befestigt um
     den Hals trug. Tom nahm sie ihm vorsichtig ab und reichte die Tasche an Hannah weiter, die ebenso sprachlos wie er auf den
     entblößten Oberkörper des Mannes starrte.
    Auf seiner muskulösen, fast haarlosen Brust lag ein blank poliertes, silbernes Kreuz, das er an einem geflochtenen Lederband
     befestigt um den Hals trug. Bei näherer Betrachtung glich es der Form nach den Kreuzen, die seine Kleidung schmückten. Aus
     welchen Gründen auch immer verzichtete Tom darauf, dem Verletzten dieses eindeutige Zeugnis seines Glaubens abzunehmen.
    «Das ist wohl nicht der erste Unfall, der dem Typen widerfahren ist«, sinnierte Tom und betrachtete eine etwa zwei Zentimeter
     breite und gut fünfzehn Zentimeter lange, gezackte Narbe auf der rechten Schulter des Mannes. Eine weitere, ungefähr dreißig
     Zentimeter lange Narbe, bei der der man noch gut erkennen konnte, dass sie kunstvoll vernäht worden war, erstreckte sich von
     der rechten Leiste bis über den rechten Rippenbogen.
    »Das könnte von den herabfallenden Scherben herrühren«, überlegte Tom laut und beäugte die frische Wunde auf dem gut ausgeprägten,
     linken Bizeps. »Mich wundert, dass die beiden bei der Explosion |248| keine Verbrennungen abbekommen haben.« Tom wickelte das von Hannah bereitgelegte Verbandmaterial fest um den verletzten Arm
     des Bewusstlosen und machte sich daran, ihm die Hose zu öffnen. Die Lederhose des Mannes hatte einen fest verschnürten Vorderschlitz
     und wurde in der Taille mit einem weichen Lederband gehalten.
    »Die Hose solltest du ihm vielleicht anlassen?« In Hannahs Miene spiegelten sich Zweifel und Unsicherheit.
    Er nickte und sagte: »In Ordnung, aber die Stiefel will ich ihm lieber ausziehen.« Sein Blick fiel auf die Ledertasche, die
     Hannah immer noch an ihre Brust gepresst hielt. Auffordernd sah er sie an. »Du kannst ja mal nachschauen«, meinte er ironisch.
     »Vielleicht sind da ja sein Reisepass und der Führerschein drin.«
    Behutsam versuchte Hannah die Lederschnur zu lösen. Dazu legte sie die Tasche auf der Kommode ab, damit der Inhalt nicht herausfallen
     konnte, falls der Verschluss sich plötzlich öffnete. Die Tasche roch intensiv nach Ziegenleder. Mit spitzen Fingern entnahm
     Hannah ein kleines, in Leder gebundenes Buch mit einer abgegriffenen goldenen Inschrift. Dann folgte eine zusammengerollte
     Seite aus beigefarbenem Pergament, das mit einer roten Schnur umwickelt war. In der Tiefe des Beutels klimperte etwas. Neugierig
     fischte sie nach einem weichen Ledersäckchen, das mit Münzen gefüllt war. Zudem brachte sie einen großen, in Samt eingeschlagenen
     Silberring zum Vorschein.
    »Das ist ja die reinste Wundertüte«, bemerkte sie aufgeregt und drehte den Ring im Kerzenlicht hin und her.
    Tom, der mittlerweile neben ihr stand, nahm ihr den Ring vorsichtig ab und betrachtete ihn eingehend. »Sieh mal«, bemerkte
     er staunend. »Hier ist ein Wappen eingraviert.«
    Sie schob Toms Hand mit dem Ring noch näher an das Kerzenlicht und begutachtete die Oberfläche des Schmuckstücks mit zusammengekniffenen
     Augen. Das Wappen war in zwei Hälften unterteilt. In der oberen Hälfte waren drei in sich verschlungenene Buchstaben zu erkennen.
     Ein großes
G
und ein großes
B
, verbunden durch ein kleines
v
. In der anderen Hälfte waren mehrere geschlängelte Linien, die wohl einen Fluss oder einen Bach darstellen sollten, darüber
     prangten ein paar verschnörkelte Rundungen, die wie zwei Fische aussahen.
    Hannah warf einen prüfenden Blick zu dem Jungen hin. Er saß immer |249| noch am Boden und rührte sich nicht. Ab und an bedachte er sie mit einem verstohlenen Blick, ohne jedoch in weiteren Protest
     zu verfallen.
    Während Tom noch staunte, öffnete sie den Lederbeutel mit den Münzen und entnahm ihm ein silbernes Geldstück.
    »Weißt du, was das ist?«, flüsterte sie

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