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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einem letzten Versuch neigte Gero seinen Kopf zu Hannah hinab, bis sein Mund fast ihr Ohr berührte. »Du solltest dir überlegen,
     ob du wirklich auf meinen Schutz verzichten willst«, murmelte er. »Er entstammt einem wenig vertrauenswürdigen Volk, und wenn
     er auch nicht besonders groß ist, so heißt das nicht, dass man ihn als harmlos ansehen darf. Wenn er die Gelegenheit bekommt,
     hat er dich schneller ins Jenseits befördert, als du dir vorstellen kannst.«
    Hannah rührte sich nicht, und statt zu antworten, schloss sie für einen Moment demonstrativ die Augen.
    |338| »Wie du willst«, raunte Gero ärgerlich. »Aber sag mir hinterher nicht, ich hätte dich nicht rechtzeitig gewarnt.« Ohne weiteren
     Kommentar wandte er sich ab. Mit einem herrischen Nicken bedeutete er Matthäus, dass er ihm zu folgen hatte – und zwar sofort.
     Hannah hörte nur noch, wie die beiden die Treppe hinaufstiegen.
    »Also Ferhad … ich …«, stotterte sie und wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken.
    Der junge Mann blickte verstört von ihrem Nachthemd zu dem völlig zerfetzten Versandhauskarton hin, und es war offensichtlich,
     dass er sich keinen Reim aus dieser ganzen Situation machen konnte.
    »Ich möchte mich in aller Form bei Ihnen entschuldigen«, fuhr Hannah fort. »Mein Bruder und mein Neffe sind zu Besuch und
     … und manchmal hat mein Bruder… einen Hang zum Scherzen.« Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern, dabei fiel ihr Blick
     auf ihren hellbraunen Lederrucksack, der auf der Kommode stand. Fast beiläufig griff sie hinein und fischte einen Geldschein
     aus ihrem Portemonnaie. »Wissen Sie, für manche Menschen ist die ganze Welt ein Theater.« Sie lächelte gequält, in der vagen
     Hoffnung, dass der junge Mann den Angriff Geros so schnell wie möglich vergaß und darüber hinaus Stillschweigen bewahrte.
    »Frau Schreyber …«, sagte er immer noch verdattert und sammelte unterhalb der Garderobe seinen Handheldscanner auf. Glücklicherweise
     hatte das empfindliche Gerät den Sturz ohne Blessuren überstanden. »Sie müssen noch unterschreiben … für das Paket. Oder sollte
     ich sagen, für das, was davon übrig geblieben ist?« Ein unsicheres Lächeln huschte über sein Gesicht.
    Gott sei Dank, dachte Hannah, er nimmt es mit Humor. Trotzdem zitterte seine Hand immer noch, als er ihr den kleinen Handcomputer
     entgegenhielt, auf den sie nicht weniger zitternd ihre elektronische Unterschrift kritzelte.
    »Was is’n Ihr Bruder für’n Landsmann«, fragte Ferhad, der überraschend schnell zu seiner alten Neugierde zurückgefunden hatte.
     »Der spricht ja schlechter deutsch als mein Vater.«
    Hannah blickte für einen Moment irritiert auf und blieb ihm die Antwort schuldig. Stattdessen reichte sie ihm völlig unüblich
     zum Abschied die Hand. Sein verblüffter Ausdruck in den Augen relativierte |339| sich, als sie ihren Griff lockerte und er einen knisternden Zwanzig-Euro-Schein in seiner Hand hielt. »Für Ihre Geduld und
     dafür, dass Sie die Geschichte nicht an die große Glocke hängen«, sagte sie leise.
     
    Hannah atmete tief durch. Dann nahm sie den zerfetzten Karton und stellte ihn im Wohnzimmer aufs Sofa. Alles in allem schien
     der Inhalt unversehrt zu sein. Zufrieden breitete sie zwei verschiedenfarbige Sweatshirts und zwei paar dunkle Jeans aus,
     die sie für Matthäus im Eil-Service bestellt hatte. Auch für Gero hatte sie einen Satz moderner Socken und Unterhosen liefern
     lassen.
    Rasch schlüpfte sie in einen lilafarbenen Wollrock und einen kurzen, lindgrünen Pullover und begann das Frühstück vorzubereiten.
     Man empfing sie mit eisiger Miene, als sie die Kleidungsstücke wenig später im Gästezimmer ablieferte.
    »Ist meine Lederhose getrocknet?«, fragte Gero, während er mit spitzen Fingern eine der Jeans, die für Matthäus gedacht war,
     in die Höhe hielt. Mit einem Nicken reichte er sie an den Jungen weiter.
    »Ich werde gleich nachsehen«, antwortete Hannah. Bevor sie hinausging, blieb sie neben Gero stehen und schaute ihn prüfend
     an. »Du kannst unmöglich mit Umhang und Kettenhemd hier herumlaufen«, befand sie. »Du würdest überall auffallen, und das ist
     viel zu gefährlich.«
    »Ich habe aber auch nicht vor, wie ein Geck herumzustolzieren«, erwiderte er schroff, während er seine Aufmerksamkeit der
     Kleidung ihres verstorbenen Vaters widmete, die fein säuberlich gestapelt auf dem Fußboden lag. Hannah zog verärgert die Brauen
     zusammen. Wenn

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