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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sie es nicht schaffen würde, ihn von den Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts zu überzeugen, konnte ihre Lage
     mehr als heikel werden. Die Vorstellung an der Haustür war ein eindrucksvolles Beispiel dafür gewesen.
    »Nun ja«, lenkte er ein und begutachtete die restliche Kleidung. »Die Unterhosen und die Strümpfe sehen ganz ordentlich aus.
     Wenn es dich zufrieden stellt, werde ich sie tragen.«
    Hannah musste unwillkürlich lächeln. Konnte der Kerl Gedanken lesen? Woher wusste er, dass sie mit seiner Unterwäsche ein
     Problem hatte?
    |340| »Das Frühstück ist fertig«, bemerkte sie beiläufig.
    Als Gero zwei Minuten später in der Wohnzimmertür erschien, trug er immer noch die ausgebeulte, schwarze Jogginghose. Er umkreiste
     den Frühstückstisch und ließ seinen Blick darüber gleiten, als ob er nach etwas Bestimmtem suchte. Hannah hatte sich gleich
     Montag früh schlau gemacht, was bei den Menschen im 14. Jahrhundert auf dem Speiseplan stand, und im Bioladen eingekauft:
     grobes Brot, frisch gekochter Brei aus Gerstenschrot, Rohmilch, Wabenhonig in einem Steinguttopf, französischer Rohmilchkäse
     am Stück, eingekochter Fruchtaufstrich, gebratene Eier von freilaufenden Hühnern. Dazu Speck von Schweinen, die auf althergebrachte
     Weise gemästet worden waren. Eigentlich sollten ihre Gäste mit dem reichhaltigen Angebot zufrieden sein.
    »Welcher Tag ist heute?«, fragte er zögernd.
    »Der 16. November«, antwortete Hannah.
    Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ich meine nicht die Anzahl der Tage, ich meine Montag, Dienstag oder Sonntag.«
    »Dienstag, warum fragst du?«
    »Heute wäre ein Fleischtag. Gibt es hier bei euch keine Hartwurst?« Er stellte seine Frage vorsichtig, anscheinend wollte
     er auf keinen Fall fordernd wirken.
    »Hartwurst?«, wiederholte sie ungläubig. »Äh … nein tut mir leid. Gleich morgen werde ich mich darum kümmern. Tee?« Sie hielt
     eine Kanne aus glasiertem Steingut in die Höhe und sah ihn fragend an.
    »Bier?« Er sah sie verunsichert an. »Oder Wein?«
    »Bier?«, rief sie erstaunt.
    »Tee«, sagte sie schließlich und reichte ihm einen dampfenden Becher.
    »Tee?« Zögernd nahm er den Becher entgegen und schnupperte daran.
    Der Duft von Pfefferminze und Zitronenmelisse stieg auf. Sein Blick war immer noch skeptisch
    »Zucker?«
    Er hielt einen Moment inne, bevor er verneinte, dabei fixierte er mit einem erstaunten Blick den Zuckertopf, in dem ein großer,
     silberner Löffel steckte.
    |341| Nun kam auch Matthäus ins Zimmer. Stolz präsentierte er seine neue Hose, die ihm noch ein wenig zu groß war, und es erfüllte
     ihn offensichtlich mit Genugtuung, dass das dunkelblaue Wams genauso aussah wie das seines Herrn. Als er seinen Teller ordentlich
     gefüllt hatte, stellte er ihn auf seinen Platz, setzte sich hin und begann ohne Zögern zu essen. Gero schüttelte brüskiert
     den Kopf und herrschte den Jungen in scharfem Ton an.
    Offenbar hatte er Altfranzösisch gesprochen, weil Hannah ihn nicht verstehen konnte, aber die Botschaft musste unerfreulich
     gewesen sein, denn Matthäus ließ augenblicklich sein Brot auf den Teller fallen und schlug verlegen die Augen nieder. Hannah
     wollte die drückende Stille überspielen und begann, sich ein Brot mit Butter zu bestreichen. Gero beachtete sie jedoch nicht.
     Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass ihre Gäste eine kerzengerade Haltung einnahmen. Als sie sah, dass sie ihre Hände oberhalb
     der Tischkante falteten, hörte sie abrupt auf zu essen und schluckte das Stück Brot, das sie soeben arglos abgebissen hatte,
     unzerkaut hinunter, wobei es ihr fast im Halse stecken geblieben wäre.
    Peinlich berührt legte sie ihr Besteck neben das Holzbrettchen, dann faltete sie ebenfalls ihre Hände.
    Matthäus begann augenblicklich ein Gebet in lateinischer Sprache zu sprechen. »In nomine Patris, et Filii, et Spiritus Sancti.
     Benedic, Domine, nos et haec tua dona, quae de tua largitate sumus sumpturi per Christum Dominum nostrum …«
    Hannahs Schullatein reichte aus, um zu erkennen, dass es sich um ein Tischgebet handelte. Hatten die Tischgebete, die ihr
     von ihrer Großmutter beigebracht worden waren, gerade mal fünfzehn Sekunden gedauert, so hielt diese Litanei mindestens fünf
     Minuten an.
    »Amen«, sagte Matthäus schließlich leise und blickte Gero erwartungsvoll an.
    Der Templer gab ihm mit einem huldvollen Nicken zu verstehen, dass er nun zum Mahl schreiten durfte.
    Gesprochen wurde während des Essens

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