Das Rätsel der Templer - Roman
Schranktresor und ließ die Waffe mit einem vollen Magazin in seiner Aktentasche verschwinden.
Soweit Piglet wusste, hatte Hagen kaum Erfahrungen mit Waffen. Es war eine Eigenart der NSA, bedeutenden Angehörigen des Unternehmens
zu empfehlen, eine Waffe zu tragen. Allerdings achtete niemand darauf, dass die vorgesehenen Trainingseinheiten auch absolviert
wurden.
Der Professor nahm seinen schwarzen Trenchcoat vom Haken. Dann hielt er inne, als ob er etwas vergessen hätte, ging zu seinem
Schreibtisch zurück und betätigte die Intercom-Anlage.
Eine weibliche Stimme meldete sich. »Ja, Chef?«
|458| »Tracy, falls jemand nach mir fragen sollte, sagen Sie, dass ich heute Nachmittag einen Abstecher zu meinem Haus in Jülich
unternehme. Ich habe dort wichtige Unterlagen abzuholen. Notfalls bin ich über Mobiltelefon zu erreichen. Und Mr. Piglet wird
mich begleiten.«
Im Dunkeln stolperten Tom und Paul dicht an der Klostermauer entlang. Sie hatten, wie die anderen auch, noch eine gute halbe
Stunde im Wagen gewartet, bis es so finster geworden war, dass sie niemandem auffallen konnten. Um kein Aufsehen zu erregen,
mussten die Scheinwerfer gelegentlich vorbeifahrender Autos ausreichen, um sich zu orientieren. Anselm, der dicht hinter ihnen
ging, schleppte unter leisem Ächzen seine Werkzeugkiste.
Leichtfüßig folgte Gero den Männern in einigem Abstand. Seine Augen hatten sich mühelos an die Dunkelheit gewöhnt. Sein Schwert
samt Scheide in der Hand, trieb er Hannah und den Jungen vor sich her wie ein Hütehund seine Herde.
Auf Höhe der Klosterruine knackte Anselm mit Hilfe eines Bolzenschneiders das Vorhängeschloss eines kleinen Holztores, das
zu einem Seiteneingang führte und zwei aufeinander zulaufende Teile der Mauer verband. Vorsichtig, nach allen Seiten Ausschau
haltend, ob sie niemand beobachtete, schlichen sie hinter der Apsis am alten Friedhof entlang. Von dort aus begaben sie sich
querfeldein durch mehrere Baumreihen zum Eingang zur Kanalisation. Erst jetzt aktivierte Paul seine leistungsstarke LED-Leuchte,
die eingeschaltet eine Reichweite von beinahe tausend Metern garantierte.
Hannah schauderte. Im Lichtkegel tanzten ein paar Schneeflocken. Es war noch kälter geworden, und der Himmel hatte sich mit
Wolken zugezogen. Jetzt, wo es dunkel war, nahm sie die Gerüche von verwelktem Laub, Erde und Moder noch intensiver wahr als
zuvor. Ein Käuzchen rief, und ein eisiger Wind fuhr leise durchs Geäst. Hannah blickte zurück in die Richtung, aus der sie
gekommen waren. Nicht weit von hier befand sich der frühere Friedhof des Klosters. Lediglich zwei uralte, jeweils in mächtige
Buchen eingewachsene Grabsteine, datiert von 1733 und 1624, gaben ein gruseliges Zeugnis ab, dass dort einmal Menschen bestattet
worden waren.
Ein lautes Knacken ließ Hannah zusammenfahren. Matthäus war |459| auf einen trockenen Ast getreten. Im schwachen Widerschein der Lampe sah sie, dass der Junge ängstlich vor sich hin stierte.
»Alle komplett. Sogar der Junge ist dabei, und unser Waffenexperte führt eine Werkzeugkiste mit sich«, wusste NSA-Agent Robert
Fowler zu vermelden, während er sich über die obere Klostermauer lehnte und das binokulare Nachtsichtgerät mit 30.000-facher
Aufhellung und separat zuschaltbarem Verstärker justierte.
»Ich frage mich, was unsere ZP in der linken Hand trägt«, bemerkte Robert leise.
»Also wenn du mich fragst, ist das eine Schwertscheide«, schaltete sich Greg ein. Neben Robert schlich er, ebenfalls ausgerüstet
mit einem Nachtsichtgerät, an der unteren Klostermauer entlang.
»Schwert?«, grunzte Jack Tanner über Funk und strich gleichzeitig mit einer Hand über seine Kevlarschutzweste, als ob er überprüfen
wollte, dass sie sich zwischenzeitlich nicht in Luft aufgelöst hatte. »Hat Pelham nicht behauptet, der Mann aus der Vergangenheit
wäre leicht zu überwältigen?«
»Leise«, mahnte Paul, als Anselm das Stemmeisen an dem verrosteten Türrahmen ansetzte. Der Mittelalterexperte hielt inne und
probierte es erneut. Aus seinem Werkzeugkoffer fischte er ein zerfetztes Küchenhandtuch, das er gewöhnlich benötigte, um Schmieröl
abzuwischen. Mit dem Tuch umwickelte er das Stemmeisen, um die Geräusche seiner Arbeit zu dämpfen.
Mit allen Kräften versuchte er, das Tor wenigstens einen Spalt weit zu öffnen. Vergeblich. Er positionierte den Hebel von
neuem und drückte kräftig in entgegengesetzte Richtung. Doch
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