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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einer geschnitzten Mutter Gottes
     darin. Gero bekreuzigte sich im Vorbeireiten bei jeder geweihten Stätte, und Matthäus tat es ihm pflichtschuldigst nach.
    Es war bereits später Nachmittag, als plötzlich ein hell verputzter Bergfried am Horizont auftauchte, der mit seiner beeindruckenden
     Größe die stolze Erhabenheit der dahinterliegenden Breydenburg vermuten ließ.
    Gero nahm sich erstaunlich viel Zeit, um die Burg seines Vaters zu erreichen.
    »Ich habe in Brysich Dokumente anfertigen lassen«, sagte er beiläufig zu Anselm, der auf gleicher Höhe ritt. »Die Pergamente
     weisen euch beide als Geschwister und gleichzeitig als Angehörige des Ordens aus.« Er richtete sich im Sattel auf und drehte
     sich nach Hannah um. »Dein Name lautet Hannah de Caillou. So wie Anselm es vorgeschlagen hat.«
    Hannah gab ihrer Stute einen Tritt in die Flanken und schloss zu Gero auf. »Vielleicht hättest du Anselm vorher fragen können?«
     Mit einem Stirnrunzeln sah sie ihn an.
    |541| »Kein Problem Schwesterchen«, sagte Anselm und lächelte zustimmend.
    Gero bedachte sie mit einem ernsten Blick. »Es ist eine Frage der Ehre, ob eine Frau einen männlichen Vormund vorweisen kann.
     Allein reisende Frauen ohne männlichen Schutz gelten für manche Männer als leicht zu erbeutendes Wild.«
    »Hast du nicht gesagt,
du
würdest mich schützen?« Mit einem rebellischen Gesichtsausdruck legte Hannah den Kopf schief.
    »Ja … das habe ich gesagt«, erwiderte er. »Aber es wäre nicht klug, wenn ich dich meinen Eltern als meine Schutzbefohlene
     vorstelle. Sie könnten es missverstehen.«
    »Ist das auch eine Frage der Ehre?« Hannah hob eine Braue.
    »Vielleicht sollten wir erst einmal ankommen, bevor wir uns Gedanken über Vorstellungsrituale machen?« Anselm sah ungeduldig
     in die Runde.
    Hannah trieb ihre Stute zum Weitergehen an und verfiel dann in einen leichten Trab. Nach allem, was sie über die Ruine wusste,
     war die Breydenburg in einer im Mittelalter durchaus üblichen Steilhanglage auf einem Felsrand erbaut worden, der direkt zur
     Lieser abfiel.
    Vergeblich versuchte sie Bekanntes in der Umgebung auszumachen und war schließlich überwältigt, als sich Größe und Schönheit
     des Gebäudes recht unvermittelt offenbarten, nachdem sie die letzte Anhöhe bewältigt hatten. Von nun an führte ein gepflasterter
     Weg schnurgerade bergab, hin zu einem gemauerten Torbogen, der in das Innere der trutzigen Anlage führte.
    Die Mauern und Türmchen hatte man ebenso hell verputzt wie den Bergfried. Zinnen, Erker und Fenstervorsprünge zierten weithin
     sichtbare blaue und rostfarbene Ornamente.
    Um das herrschaftliche Gemäuer herum scharten sich in einem Abstand von mehreren hundert Metern kleinere, mit Stroh bedeckte
     Fachwerkkaten, umgeben von uralten Obstbäumen und künstlich angelegten Wassertümpeln.
    Nicht weit voraus lief ein Junge, der mit einem langen Stecken in der Hand eine Ziegenherde in Richtung Burg trieb. Ein schwergewichtiger
     Mann, der Kopf und Schultern gesenkt hielt, als ob er ein Joch tragen müsste, trottete lustlos hinterher.
    |542| Als der kleine Bursche die Reiter herannahen hörte, wandte er sich neugierig um und blieb mitten auf dem Weg stehen. Der ältere
     Mann, der dem Blick des Jungen gefolgt war, beschleunigte seine Schritte und zerrte seinen kleinen Begleiter unwirsch von
     der Straße.
    Hannah konnte hören, wie er »Verbeug dich«, zischte. Brutal packte er den Nacken des Jungen und drückte ihn gewaltsam nach
     unten. Doch dann ging plötzlich eine Wandlung durch die Gesichtszüge des Mannes, und er ließ augenblicklich von dem Jungen
     ab.
    »Nein!«, rief er laut und fiel so plötzlich vor Geros Pferd auf die Knie, dass es scheute. »Herr, ich bitte Euch.« Dann streckte
     er die Hände zum Himmel aus, wie zum Gebet. »Seid Ihr es wirklich?«
    Gero sah lächelnd auf den Mann hinab. »Was redest du da, Ludger? Erkennst du den Sohn deines Herrn nicht mehr?«
    »Verzeiht, Herr«, stotterte der Mann und senkte seine Arme. »Man sagte, dass Ihr vermutlich tot seid. Erst gestern hat Eure
     Mutter eine Messe lesen lassen, um beim Allmächtigen für Euer Seelenheil zu bitten. Ich danke Gott dem Herrn für seine Gnade«,
     verkündete der Mann aufrichtig, während er hastig ein Kreuzzeichen schlug.
    »Steh auf!« Gero unterstrich seine Aufforderung mit einer fahrigen Geste. Hannah konnte sehen, wie er schluckte. »Wir sollten
     keine Zeit verlieren«, sagte er mit rauer Stimme.
    In

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