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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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weitem sah sie, wie Gero am Tisch seiner Mutter festgehalten wurde. Deshalb war Hannah froh, als Anselm wie aus heiterem
     Himmel zu ihr und dem Vogt stieß. Auch er trug einen bunten Wappenrock. Stolz strich er sich über das reich bestickte Gewand,
     als Hannah ihn mit einem fragenden Blick bedachte.
    »Nicht schlecht oder? Aus dem abgelegten Kleiderfundus des Burgherrn.«
    Er stellte sich ihrem Tischnachbarn mit seinem neuen, französisch klingenden Namen vor, und nach einer angedeuteten Verbeugung
     setzte er sich zu Hannahs Erleichterung zwischen sie und den vierschrötigen Vogt.
    »Roland von Briey«, erwiderte der Bär mit seiner dunklen Stimme, doch dann lachte er aufmunternd. »Ist das Eure Frau?«, fragte
     er unverfroren und deutete auf Hannah.
    »Meine Schwester«, sagte Anselm und lächelte Hannah treuherzig zu. Sie wunderte sich über gar nichts mehr. Anselm war ein
     perfekter Schauspieler, der sich, schneller als Hannah es erwartet hatte, in die hiesigen Gegebenheiten einlebte. Schon kurze
     Zeit später hatte ihm der Herr von Briey das »Du« angeboten, und mit zwei großen Krügen Bier wurde auf die neu gewonnene Freundschaft
     angestoßen.
    Ein durchdringender Fanfarenruf riss sie aus ihren Gesprächen. Geros Bruder sprang als erster auf. In einer beängstigenden
     Geschwindigkeit |572| griffen die Männer zu ihren Waffen. Blitzende Stahlklingen, umfallende Bänke und schepperndes Geschirr zeugten von einer Hektik,
     die nichts Gutes verhieß. Auch Gero und der Vogt erhoben sich und starrten angespannt zu den Butzenscheibenfenstern hinaus.
    Roland von Briey klopfte Anselm, der ebenfalls aufgestanden war, aber immer noch nicht über eine Waffe verfügte, beruhigend
     auf die Schulter. »Warte hier und achte auf deine Schwester«, sagte er in gedämpftem Tonfall. Dann zog er sein Schwert aus
     einer mit Edelsteinen verzierten Scheide, die samt Gürtel unter der Bank gelegen hatte, und ging zur Tür.
    Richard von Breydenbach öffnete gebieterisch das Portal zum Hof. Gefolgt von einem Pulk schwer bewaffneter Männern, darunter
     auch seine beiden Söhne und der beeindruckende Schotte, trat er ins Freie. Der Nebel hatte sich gelichtet, und ein paar zaghafte
     Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch die aufreißenden Wolken.
    Frauen und Kinder, die ausnahmslos zurückblieben waren, verharrten in gespenstischer Stille.
    Durch ein geöffnetes Fenster konnte Hannah überdeutlich den zweiten Fanfarenstoß vernehmen und sah, wie draußen ein wachhabender
     Soldat vom Turm herabstürmte und atemlos vor Geros Vater Halt machte, während er sich gleichzeitig tief verbeugte.
    Der Burgherr erteilte ihm eine Anweisung, und der Mann rannte zurück und gab wenig später vom Turm aus ein Handzeichen. Eine
     Delegation von sechs martialisch gerüsteten Reitern preschte daraufhin auf riesigen, schwarzglänzenden Kaltblütern in den
     Hof hinein. Das Klappern der Hufe hallte lautstark von den Burgmauern wider, bevor die Tiere zum Stillstand kamen. Der vorderste
     Reiter sprang ab und übergab dem Burgherrn nach einer kurzen Verbeugung eine gesiegelte Pergamentrolle. Erst dann lieferte
     der Überbringer augenscheinlich eine Erklärung für sein plötzliches Erscheinen, die Richard von Breydenbach mit starrer Miene
     verfolgte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte Hannah, als sie bemerkte, dass Anselm neben sie getreten war.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er leise. »Aber irgendwas sagt mir, dass es hier ein Problem gibt. Der Alte sieht nicht gerade
     begeistert aus.«
    »Aber die Ankömmlinge tragen das gleiche Wappen auf ihren Waffenröcken |573| wie die Breydenbacher. Also müsste es sich eigentlich um Verbündete handeln.« Hannah konnte die Unruhe in ihrer Stimme nicht
     verbergen.
    »Hast du eine Ahnung von den komplizierten Bündnissen des Mittelalters?« Anselm grinste ironisch. »›Pack schlägt sich, Pack
     verträgt sich‹ – hat mein Geschichtslehrer immer gesagt, wenn er über die wechselnden Verbindungen der einzelnen Adelshäuser
     in dieser Zeit sprach.«
    Dass die Ursache dieses merkwürdigen Überraschungsbesuches wohl erheblich unangenehmer war als vermutet, konnten Hannah und
     Anselm an den ängstlichen Blicken der übrigen Burgbewohner ablesen. Anselm spitzte die Ohren und hörte, wie sich einer der
     umherstehenden Diener darüber wunderte, dass der Burgherr nicht wie üblich die Gefolgsleute seines Lehnsherrn zum Umtrunk
     einlud. Stattdessen kam es zu einem heftigen Wortgefecht, in

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