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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hartnäckige Auster, die sich nur mit roher Gewalt öffnen ließ.
    Seit knapp zwanzig Stunden versuchten Paul und Tom mit ein paar jungen Informatikern, dem Artefakt eine Regung zu entlocken.
    |590| Wenn mir nur einfallen würde, wie der Templer das Teil zum Leben erweckt hat, dachte Tom missmutig.
    »Es muss doch herauszufinden sein, was euer Ritter von sich gegeben hat, damit das Ding seine Einsatzbereitschaft signalisiert!«
     Doktor Karen Baxter, die gerade durch die Sicherheitsschleuse hinzugekommen war, konnte anscheinend Gedanken lesen. Interessiert
     hob sie ihre sorgfältig zurecht gezupften Brauen und sah ihn lächelnd an.
    »Er hat etwas gesungen«, antwortete Tom nachdenklich. »Danach ist das Programm vollkommen selbstständig hochgefahren.«
    »Der Schlüssel zur Inbetriebnahme scheint über einen bestimmten Sprachcode zu funktionieren«, bemerkte Karen hilfreich. »Was
     hat er denn gesungen?«
    »Mönchsgesänge«, erklärte Paul, der Karen in den Kontrollraum gefolgt war.
    »Mönchsgesänge?« Karen schüttelte ungläubig den Kopf. »Meinst du vielleicht gregorianischen Gesang?«
    »Keine Ahnung – irgend so was wird es wohl gewesen sein«, erwiderte Tom resigniert. »Es hörte sich seltsam an. Leider habe
     ich nicht gut genug aufgepasst, um es nachsingen zu können.«
    »Warum erkundigt ihr euch nicht bei den Mönchen im benachbarten Kloster von Himmerod?«, schlug Karen vor. »Die kennen sich
     in gregorianischem Gesang bestimmt aus.«
    »Deine Idee ist ja ganz nett, aber wie soll das gehen?« Paul sah sie verständnislos an »Meinst du, die geben uns einfach so
     eine Privatvorstellung?«
    »Aber wie wäre es denn«, lenkte Karen ein, »wenn ihr als Zuhörer an den Vespergesängen teilnehmt? Soweit ich weiß, singen
     sie jeden Samstagnachmittag gegen siebzehn Uhr für die Öffentlichkeit. Gregorianische Gesänge sind uralt. Vielleicht erkennt
     ihr ja etwas davon wieder?«
    »Und dann? Denkst du, wir können uns alles merken?« Paul sah seine Gefährtin ungläubig an.
    »Hm«, überlegte Karen angestrengt »Also, wenn ich es recht überlege, wird euch eine MP3-Aufnahme nicht viel bringen. Nach
     meiner Theorie gibt es einen Unterschied in der Organisation der Strings, je nachdem, ob es sich um die echte menschliche
     Stimme oder eine Aufnahme handelt. Wenn die Kiste tatsächlich auf direkte Spracheingabe |591| geeicht ist, müsste es live gesungen werden und darf nicht aus der Konserve kommen.« Einen Moment sah sie Paul und Tom an.
     »Nehmt den Server doch einfach mit ins Kloster«, schlug sie dann vor. »Und dann seht ihr, ob etwas passiert.«
     
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war«, murmelte Paul, als er mit Tom in der Abenddämmerung vor das Hauptportal der Klosterkirche
     in Himmerod trat.
    In seiner Rechten trug Tom einen kleinen, unscheinbaren Aluminiumkoffer, in dem sie das wertvolle Artefakt bruchsicher verstaut
     hatten. Sie waren nicht die einzigen Interessierten, die an diesem Abend unter dem hoch aufragenden Chorgewölbe saßen. Ein
     paar ältere Frauen und Männer hockten in den vorderen Kirchenbänken und bestaunten erwartungsvoll die Schönheit der barocken
     Klosterkirche.
    Nur wenig später erschien aus einem Seitengang der Apsis eine Reihe weiß gewandeter Gestalten. Andächtig schritten sie mit
     übergezogenen Kapuzen zum Altar. Dort angekommen, entblößten sie ihr Haupt und nahmen in zwei Längsreihen rechts und links
     vor dem Altar Platz, auf dem eine wunderschöne Madonna über einer Mondsichel thronte.
    Angespannt saß Paul in einer der hinteren Bänke und beobachtete abwechselnd die singenden Mönche und den Koffer, der zwischen
     Kniebank und Toms Füßen stand.
    Die Zeit verrann. Ein Lied ging in das andere über, ohne dass der Timeserver im Innern des Koffers auch nur das leiseste Geräusch
     von sich gegeben hätte.
    »Ich glaube, dass war ein Schuss in den Ofen«, raunte Tom resigniert. »Es hat keinen Zweck, länger zu bleiben.«
    Am Altar setzte einer der Mönche zu einem neuen Lied an, das dem kleinen Heftchen nach, welche überall in den Bankreihen lagen,
     mit »Laudabo Deum meum in vita mea …« begann.
    Plötzlich erklang ein leises Klicken.
    »Verdammt! Es regt sich was!«, rief Paul außer sich vor Überraschung.
    In den vorderen Reihen wandten sich einige Kirchgänger verärgert um, doch Paul und Tom achteten nicht darauf. Tom stürmte
     mit dem |592| Koffer in der Hand in Richtung Portal, und Paul überholte ihn noch und riss das

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