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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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nicht glauben, ich sehe alles nur durch die Betriebsbrille, teile ich Ihnen diesen Einfall mit: Wenn die Mäuse nichts zeigen, will das gar nichts besagen. Überlegen Sie mal – wieviel Menschen haben die Milch getrunken, und wie wenige sind krank geworden! Wenn also wirklich – dann müßten Sie ein paar hundert Mäuse – verstehen Sie?“
    „Ich danke Ihnen!“ sagte Herbert. Der Anruf hatte ihn froh gemacht, nicht einmal so sehr wegen des Gedankens, auf den der Direktor gestoßen war, als vielmehr wegen des guten Willens, der dahintersteckte – oder richtiger: wegen des Verantwortungsbewußtseins.
    Dem Oberleutnant schien es ähnlich zu gehen. Er machte jedenfalls schon ein anderes Gesicht als bisher, er schien sogar ein bißchen zu lächeln, und wenn seine Miene auch müde war, so sah sie jedenfalls nicht mehr so erstarrt aus.
    „Ich rufe jetzt noch mal schnell meinen Schwager an, und dann gehen wir sofort schlafen!“ sagte Herbert.
    Als sich Leif meldete, sprach Herbert wenig, hörte mehr zu, dann plötzlich wurde sein Gesicht undurchdringlich.
    „Was ist?“ fragte der Oberleutnant besorgt, als Herbert aufgelegt hatte.
    Herbert schwieg.
    „Sagen Sie schon, ist es doch etwas Unangenehmes!“
    „Ja“, sagte Herbert. „Die Biologen haben ein unbekanntes Virus entdeckt.“
     

DIENSTAG VORMITTAG
    Als Herbert die Augen aufschlug, hatte er das Gefühl, eben erst eingeschlafen zu sein. Der Zimmerwecker hatte die Beleuchtung eingeschaltet und ließ irgendeine Rasiermusik ertönen, aber die Fenster waren nachtschwarz. Herbert blickte durch die Scheiben in den Himmel, doch, ein bißchen grau schimmerte es, und jetzt kam auch die Zeitansage, sechs Uhr fünnef, sechs Uhr fünnef, sechs Uhr fünnef…
    „Mieses Wetter, was?“ sagte der Oberleutnant, der ebenfalls an das Fenster getreten war.
    „Was machen die Mäuse?“ fragte Herbert, ohne sich umzudrehen.
    „Sind auch gerade dabei aufzustehen.“
    „Alle?“
    „Alle.“
    „Und was machen wir nun mit den Biestern?“
    „Ich bringe sie zurück“, rief der Oberleutnant keuchend. Er hatte im Badezimmer verschiedene Trainingsgeräte entdeckt und vertrieb damit die Müdigkeit aus den Gliedern.
    Eine Viertelstunde später saßen sie beim Frühstück.
    „Ja, ich hab mir überlegt – warum sollten wir zu zweit nach Großhennersdorf fahren!“ sagte der Oberleutnant.
    „Und was schlagen Sie vor?“
    „Das ist doch so“, begann der Oberleutnant, „unser Ausgangspunkt ist die Molkerei. Von da gehen aber zwei Wege aus: der zum Erzeuger, also nach Großhennersdorf, und dann der zum Verbraucher. Wenn Sie den Weg zum Erzeuger gehen, geh ich den Weg zum Verbraucher, oder umgekehrt. Bloß der zum Verbraucher würde mir mehr liegen. Leute befragen, Vorgänge rekonstruieren, eben Polizeiarbeit. Ich würde mit den Fahrern der Molkerei anfangen, und dann die Stationen ihrer Fahrt, die Geschäfte und worauf man sonst vielleicht noch stößt.“
    „Gut“, sagte Herbert. Das hätte eigentlich mir einfallen müssen, dachte er. Ich bin so eingleisig. Unüberlegt. Vergesse ich vielleicht jetzt im Moment noch etwas Wichtiges? Ich werde auf alle Fälle die Baatz noch mal anrufen und sie von unseren Plänen unterrichten. Dr. Monika Baatz stimmte ihrem Vorhaben zu und informierte sie, daß die verdächtige Milch bereits von der Molkerei nach Oranienburg abtransportiert sei, zum Milchforschungsinstitut.
    „Ich habe noch eine Bitte“, sagte sie, „wir brauchen jetzt für die Regierungskommission und für alle Mitarbeiter so etwas wie eine Informationszentrale, die immer erreichbar und über alles unterrichtet ist, so eine Art Datenbank. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen dafür Ihren Schwager ausspanne? Drei Gründe: Erstens, er war ziemlich von Anfang an dabei, zweitens, er hat die technischen Voraussetzungen dafür im Kraftwerk, drittens, die Untersuchung scheint sich ja doch vom Kraftwerk wegzubewegen, so daß er nicht mehr so belastet wäre.“
    „Einverstanden“, sagte Herbert nach einigem Überlegen. „Aber geben Sie ihm jemand zur Seite, der sich in der Medizin ein bißchen auskennt. Und wie sieht es bei Ihnen aus?“
    Die Ärztin schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie leise: „Nicht besser als gestern. Wir hoffen, daß uns die sowjetischen Geräte weiterhelfen. Ich wünsche Ihnen jedenfalls, daß Sie schneller zum Erfolg kommen.“
    Als Herbert abgeschaltet hatte, fragte der Oberleutnant: „Was denkt sie eigentlich über die Krankheit?“
    „Sie

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