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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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ausstrahlte und nicht den geringsten Verdacht der Gleichgültigkeit aufkommen ließ, wirkte auf Leif mehr als ihre Worte, die notwendigerweise unbestimmt bleiben mußten.
    „Ich glaube nicht, daß sich der Anfall jetzt wiederholt“, sagte sie, nachdem sie die Schlafende untersucht hatte. „Es war ihre Zeit einzuschlafen. Besser, sie bleibt hier, bis sie erwacht. Richten Sie es so ein, daß Sie zu diesem Zeitpunkt an ihrem Bett sitzen und sie ansehen. Sie lieben sich?“
    „Ist das jetzt wichtig?“ fragte Leif.
    „Was ist wichtiger?“ fragte die Ärztin.
     
    Da sie auf ihrem Wege nach Neuenwalde sowieso an der Bezirkshauptstadt vorbeikamen, hatte Herbert noch schnell das Statistische Amt des Bezirks aufgesucht. Die Ergebnisse dieses schon fast nächtlichen Besuchs zerstörten alle Hoffnungen, die der Chemiker geweckt hatte. Herbert hatte sich mit Hilfe des Informations-Verbundnetzes eine Liste von Betrieben aufstellen lassen, in denen im Bezirk entweder mit Mikroorganismen gearbeitet wurde oder in denen die hohen Reibungsenergien auftreten konnten. Die Liste umfaßte über hundert Betriebe, und das war ebensogut, als hätte sie gar keinen enthalten. Es nützte ihnen nichts. Wenigstens im Augenblick nicht.
    Herbert war plötzlich so müde, daß er glaubte, er könne kein Glied mehr rühren und, was noch schlimmer war, keinen Gedanken mehr fassen. In einem Selbstbedienungsladen, der die ganze Nacht geöffnet war, kauften sie noch etwas zu essen ein, dabei wäre Herbert, wenn er allein gewesen wäre, noch in Schwierigkeiten geraten, weil er nicht genügend Bargeld bei sich hatte und die Kassenautomaten Schecks nicht annahmen, aber das rührte ihn schon gar nicht mehr.
    Wiebke begrüßte Herbert und seinen neuen Freund mit Hallo, aber als sie sah, was für ein abgespanntes und enttäuschtes Gesicht Herbert machte, nahm sie ihnen den Einkaufsbeutel ab und ging ohne ein weiteres Wort in die Küche. Sie war auch eben erst nach Hause gekommen und hatte Hunger, und außerdem war Essen ihrer Meinung nach das beste Mittel gegen schlechte Laune.
    Herberts Energie reichte gerade noch dazu aus, Fred einen Platz anzubieten. Dann sank er in den Sessel und stierte vor sich hin.
    „Ob ich mal in Neuenwalde anrufe?“ fragte Fred Hoffmeister nach einer Weile.
    Herbert nickte apathisch.
    Fred ging zum Video. Nach kurzer Zeit meldete sich Leif Amwald auf dem Bildschirm.
    „Gibt es etwas Neues?“ fragte Fred Hoffmeister.
    „Augenblick“, Leif sah nach. „Ihre Frau gehört zu denen, bei denen noch keine sekundären Vergiftungserscheinungen aufgetreten sind.“
    „Danke“, sagte Fred – er war dem anderen wirklich dankbar, daß der seine Frage sofort richtig verstanden hatte.
    „Ist Herbert da?“ fragte Leif.
    „Ja“, brummte Herbert, ohne aufzustehen.
    „Dann guck dir mal hier unsere Frageliste an, vielleicht fällt dir etwas auf!“
    „Ja, einige Fragen sind schon beantwortet“, sagte Herbert müde, nachdem er die Liste überblickt hatte, „vor allem die, warum nur wenige erkrankt sind. Aber ich bin heute völlig erledigt, verlange jetzt bitte keinen Bericht von mir.“
    „Na, ist gut“, sagte Leif. „Vielleicht ruf ich nachher noch mal Wiebke an. Ich muß mal mit jemandem reden.“
    „Wieso?“ fragte Herbert mit plötzlichem Interesse. „Ich denke, Schirin ist bei dir?“
    „Das ist es ja“, antwortete Leif bekümmert. Nun erfuhren sie von Schirins Anfall. Er sei fast in der gleichen Lage wie Fred Hoffmeister, sagte Leif, und wenn Herbert sich nicht so abgespannt gefühlt hätte, hätte er sich ein bißchen über Leif gewundert, der sich doch noch nie so fest gebunden gefühlt hatte. So aber erblickte er darin nur einen weiteren Grund, sich Vorwürfe zu machen, daß die Sache so schleppend voranging.
    Beim Essen schwiegen alle drei die meiste Zeit. Nur Fred Hoffmeister machte aus Höflichkeit ein paar Bemerkungen, die Wiebke, ebenfalls aus Höflichkeit, beantwortete. Als der Tisch abgeräumt war, sagte Wiebke entschlossen: „Hör mal, du mußt mir nicht erzählen, was dich drückt, aber wir können doch nicht den ganzen Abend hier sitzen wie die Fische. Paß mal auf, ich habe etwas, das dich aufheitern wird!“ Sie stand auf und brachte ihm ein Blatt Millimeterpapier mit einer gezeichneten Kurve. Sie sah aus wie ein Schnitt durch einen Vulkan – zu beiden Seiten sanft ansteigend, dann steiler werdend, in der Mitte aber wieder nach unten absinkend. „Was hältst du davon?“ fragte sie.
    Herbert

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