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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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darüber gesagt, wie lange er dort sitzen
müsste, damit sich die Prophezeiung erfüllen
würde.«
    »Hat denn wirklich niemand dich
dabei beobachtet?«, fragte Grímur.
    »Nein, nein. Es war ja schon so
spät.«
    Grímur blickte Kormákur
Kolk forschend an. »Du sagst das doch nicht bloß, um
unserer Jóhanna und diesem Kjartan aus der Patsche zu
helfen?«
    »Nein, nein, Gott bewahre. Ich
habe dir die Wahrheit gesagt.«
    »Na schön«, sagte
Grímur und seufzte. »Ich kann mich erinnern, dass du
am Montag dabei warst, einen neuen Deckel zu zimmern. Den alten
hatte also dieser Zeitungsmann kaputt
gemacht?«
    »Ja, er war völlig
zersplittert.«
    Grímur schüttelte den
Kopf. »Ich bin aber nicht so sicher, dass das mit dem
Blutadler richtig war, auch wenn dieser Mann so dahergeredet
hat.«
    Kormákur stand bekümmert
da und fingerte an einem Büschel Wolle herum.
    »Ich werde wohl hingehen und
den Polizisten davon erzählen müssen. Mir ist bloß
nicht wohl dabei, auf die Brücke zu gehen«, fügte
er hinzu.
    *
    »39. Frage: Wählten sich
eine Stelle zum Hinfallen. Buchstabe fünf.
    König Sverrir belagerte die
Baglar bei Tunsberg. Da sahen die Baglar Feldzeichen von zwei
Truppen, die einen kamen von oberhalb vom Froda-Hang und die
anderen aus der Stadt heraus. Einige zückten die Schwerter,
und dann fielen sie zu Boden, aber einige flohen. Die Baglar
bedrängten Hreidar, den Felsen zu verlassen und seinen
Männern beizustehen. Hreidar antwortete: ›Warten wir
ab, wie sie sich verhalten, wenn die Birkebeiner zum Sumpf
getrieben werden.‹ Und er fuhr fort: ›Seltsam gehen
die da vor, mir scheint, als sei es ein Spiel. Seht nur, sie suchen
sich einen Platz zum Hinfallen, da, wo es trocken ist, oder auf
ihren Schilden. Oder seht ihr etwa Blut an ihren Waffen oder
Rüstungen?‹ ›Nein, weder noch‹, sagten
sie. ›Das wird eine List von Sverrir
sein. ‹    
    Die Antwort ist Birkebeiner, und der
fünfte Buchstabe ist E.«

Sechsundfünfzig
    Es war schon fast fünf Uhr morgens, als Kjartan und
Grímur die Gangway des Küstenwachboots
hinunterkletterten. Grímur war mit Kormákur Kolk um
Mitternacht an Bord gekommen, und der hatte den Polizisten seine
Geschichte erzählt. Zuerst zweimal mündlich, und
anschließend musste er den Verlauf der Dinge schriftlich
niederlegen und im Beisein von zwei Zeugen unterzeichnen. Die
Kriminalbeamten waren zunächst sehr misstrauisch, denn sie
konnten sich nicht vorstellen, dass jemand wegen eines Traums eine
solche Tat begehen konnte. Schließlich wurde Kolk gestattet,
für den Rest der Nacht nach Hause zu gehen. Die Sache sollte
am nächsten Morgen näher untersucht werde, der Brunnen
und die kaputten Planken mussten inspiziert werden. Nur widerwillig
stimmte Ingimundur zu, dass Kjartan aus der Untersuchungshaft
entlassen wurde. Der hatte wach in seiner Kabine gelegen.
Jóhanna stand aber weiterhin unter Hausarrest. Der Fall des
dänischen Professors war noch ungeklärt, und der Verdacht
lag auf Jóhanna.
    Der Gemeindevorsteher und der
Bevollmächtigte des Bezirksamtmanns gingen den Kai entlang und
schwiegen. Im Osten war es taghell, und die beiden warfen lange
Schatten. Der Wind strich ihnen eiskalt um die Wangen, und auf den
Holzplanken des Kais glitzerten Kristalle, denn bei dem klaren
Himmel hatte es in der Nacht Frost gegeben.
    Einige Möwen hatten die Nacht
auf der Kaimauer verbracht und flogen jetzt geräuschlos auf,
als sie durch die Männer, die sich näherten, gestört
wurden. Ein Schaf mit zwei Lämmern lag an der Ecke des
Gefrierhauses mitten auf der Straße und weigerte sich
aufzustehen, bis sie beinahe darüber gestolpert wären.
Kjartan beobachtete, wie die Lämmer den Hang hinaufhoppelten.
In Ufernähe standen zwei Schuppen, und ihm schien, als
würde bei einem von ihnen jemand um die Ecke schauen. Er hielt
inne und packte Grímur bei der Hand, ohne ein Wort zu sagen.
Wieder kam ein kleiner Kopf zum Vorschein, der aber jetzt merkte,
dass er gesehen worden war, und sich aus dem Staub machte. Eine
kleine Gestalt rannte den Hang in Richtung Endenkate
hoch.
    »Ist das nicht der kleine
Nonni?«, sagte Grímur. »Wieso ist er denn so
früh schon auf den Beinen?«
    »Oder so spät noch«,
sagte Kjartan.
    Grímur blickte noch einmal zum
Bootshafen bei der Brücke zurück. »Das Boot mit den
beiden Männern ist immer noch nicht zurück. Ob die wohl
noch immer auf dem Wasser sind, während der Kleine ganz allein
zu Hause bleiben muss?«
    »Vielleicht stimmt da

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