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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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Koffer
aufbewahrt?«
    »Wir haben einen Abstellraum im
Keller.«
    »Darf ich mir den einmal
ansehen?«
    »Ja. Einen Moment, ich geh mit
dir hinunter.«
    Egill verschwand hinter einer
Tür, kam aber sofort wieder mit einem jungen Mann im Gefolge
zurück, der seinen Platz an der Rezeption
einnahm.
    »Dann folge mir jetzt
bitte«, sagte er zu Dagbjartur.
    Sie gingen eine Treppe hinunter und
kamen in einen langen, dunklen Gang. Dort öffnete Egill die
Tür zum Abstellraum und machte Licht. Etliche Koffer standen
dort ordentlich in den Regalen.
    »Ihr bewahrt ja ganz schön
viele Koffer hier auf«, sagte Dagbjartur.
    »Das sind zum
größten Teil Gepäckstücke, die vergessen
worden sind und sich hier angesammelt haben. Es kommt vor, dass
Gäste sogar einen ganzen Koffer vergessen. Einige gehören
auch Gästen, die sich einfach aus dem Staub gemacht haben,
ohne die Rechnung zu bezahlen. Ich gehe nicht davon aus, dass sie
je abgeholt werden.«
    »Siehst du den Koffer von
diesem Dänen hier irgendwo?«
    »Ich kann mich nicht so genau
erinnern, wie er ausgesehen hat. Aber bestimmt war es ein solides
Stück. Der Gast machte einen sehr gepflegten Eindruck.«
Egill schaute sich die Koffer an, nahm einige heraus und
öffnete sie. Einer war sehr viel schwerer als die anderen, und
Ordner kamen zum Vorschein, als er geöffnet wurde, ebenso ein
paar Kleidungsstücke.    
    Dagbjartur nahm sich einen der Ordner
und blätterte darin. Lauter dicht beschriebene Seiten in
dänischer Sprache und dahinter ein paar norwegische
Postkarten. Endlich fand er einen Aufkleber auf der Rückseite
des letzten Blattes. »G. Lund« stand
darauf.
    »Das muss dann also wohl sein
Koffer sein«, sagte Dagbjartur.
    Der Empfangschef wunderte sich sehr.
»Jetzt bin ich aber überrascht«, sagte er.
»Ich war der festen Überzeugung, dass dieser Gast seinen
Koffer abholen würde, wie er gesagt
hatte.«
    »Ich nehme ihn jetzt
mit«, sagte Dagbjartur. »Weißt du übrigens
noch, wer damals nach ihm gefragt hat?«
    »Ich weiß nicht, wie der
Mann heißt, aber ich habe schon öfter mal ein Foto von
ihm in der Zeitung gesehen. Es handelt sich ganz bestimmt um einen
bekannten Mann.«
    Dagbjartur lächelte freundlich.
»Ich hoffe, dass du derzeit nicht allzu beansprucht bist,
denn wir beide müssen uns jetzt ganz offensichtlich mit alten
Zeitungen beschäftigen.«
    *
    ... Flateyjarbók wurde
unter Verwendung vieler Vorlagen geschrieben, und zwar nicht
weniger als 40. Die Bibliothek des Klosters von Þingeyrar ist
wahrscheinlich die Hauptfundgrube gewesen, denn dort gab es
große Bestände ...
       

    ... Es hat schon immer das
Interesse der Wissenschaftler geweckt, dass die Schreiber der
Handschrift keine besondere Vorliebe für Gedichte hatten. Sie
haben zwar Gedichte pflichtgemäß Buchstabe für
Buchstabe aus älteren Quellen abgeschrieben, aber an vielen
Stellen ist trotzdem einiges durcheinander geraten, weil sie die
Gedichte kaum verstanden haben ...

Vierzehn
    Der Weg zur Endenkate führte über einen
schmalen, gewundenen Trampelpfad, und sie mussten im
Gänsemarsch gehen, Grímur zuerst, dann Högni und
als Letzter Kjartan. Der kleine Nonni saß oben am Hang und
beobachtete, wie sie sich näherten. Er sprang auf, lief zum
Hof hinunter und verschwand im Haus. Die drei nicht sehr hohen
Frontgiebel waren aus Treibholz gezimmert worden, und das Dach war
mit Grassoden gedeckt. Der hintere Teil der Behausung war zum
größten Teil in die Böschung hineingegraben. Aus
dem mittleren Teil ragte ein Schornstein empor, aus dem dicker,
schwarzer Rauch quoll. Nördlich vom Haus lag ein
Kartoffelacker, und daneben stand ein kleines Erdhäuschen mit
Grasdach, wahrscheinlich eine Vorratskammer. Vor dem Haus lagen
Saatkartoffeln auf Holzgestellen ausgebreitet, daneben standen eine
umgekippte Schubkarre und ein großes Wasserfass mit einem
Deckel darauf.  
 
    Valdi erschien in der niedrigen
Tür. Er musste sich bücken, um zu ihnen
hinauszutreten.
    »Sei mir gegrüßt,
mein lieber Valdi.«
    Valdi erwiderte den Gruß mit
einem stummen Kopfnicken und stopfte Tabak in seine Stummelpfeife,
während er Kjartan eingehend mit seinem gesunden Auge
betrachtete.
    Grímur trug Valdi sein
Anliegen vor. Konnte es vielleicht sein, dass er aufgeschrieben
hatte, wer mit dem Postschiff weggefahren war, voriges Jahr am
vierten September?
    Valdi überlegte. »Warum
willst du das wissen?«, fragte er.
    »Der Pastor meint, dass er den
Mann, den ihr auf Ketilsey gefunden habt,

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