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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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12. Sonntag nach Trinitatis, der
auf den 15. September fiel, einen Gottesdienst in der Kirche von
Flatey. Bischof Brynjólfur bot Jón Finnsson viel
Geld, denn er wollte Flateyjarbók käuflich erwerben,
erst gegen bare Münze und dann gegen Ländereien, aber
Jón Finnsson wollte das Buch nicht verkaufen. Als er aber
den Bischof zum Schiff begleitete, überreichte er ihm zum
Abschied diese einzigartige Handschrift. Es kann sein, dass der
Bischof vorgehabt hat, das Buch ins Lateinische übersetzen und
für die gelehrte Welt drucken zu lassen. Aber die
königliche Genehmigung für eine Druckerei in
Skálholt blieb aus, weil der Bischof von Nordisland in
Hólar als Einziger in Island das Recht besaß,
Bücher zu drucken ...   
 
    ... Der dänische König
Fredrik der Dritte herrschte von 1648 bis 1670. Er interessierte
sich sehr für die Altertumswissenschaften und schickte 1656
ein Schreiben an Bischof Brynjólfur, in dem er darum bat,
antiquitates nach Dänemark zu schicken, Sagas und alte
Dokumente, die Seiner Majestät wohlgefällig sein konnten
und die königliche bibliothecam erweitern würden. Der
Bischof machte dieses Ansinnen des Königs schriftlich auf der
gesetzgebenden Versammlung des Allthings bekannt, und im gleichen
Jahr ließ er Flateyjarbók nach Dänemark bringen,
wo das Buch seitdem in der Königlichen Bibliothek aufbewahrt
wird. Flateyjarbók gelangte in den Besitz von Fredrik dem
Dritten, und zwar in seiner Eigenschaft als König von Island,
und deswegen blieb das Buch isländischer Staatsbesitz. Das
sind die Gründe, die jetzt von isländischer Seite
angeführt werden, wenn es darum geht, die Handschriften wieder
nach Island zu holen, und damit ist dieser Teil der Geschichte der
Handschrift abgeschlossen.

Sechzehn
    Högni machte sich weiter an den Seehunden zu
schaffen, nachdem Grímur und Kjartan zur Telegrafenstation
gegangen waren. Die Felle waren bereits an die Wand des Schuppens
genagelt worden, aber noch immer hing viel Fleisch an den Knochen,
und der Speck musste zu Tran verkocht werden.
    Der kleine Nonni von Endenkate kam
mit einer verbeulten Milchkanne in der Hand den Strand
entlanggegangen und grüßte den Lehrer
schüchtern.
    »Na, Nonni, hast du schon das
Indianerbuch gelesen, das ich dir geliehen habe?«, fragte
Högni.
    »Ja, schon
zweimal.«
    »Zweimal? Das war aber nicht
nötig. Wir können zusammen zur Bibliothek gehen und
nachschauen, ob wir nicht ein spannendes Buch für dich finden,
das du noch nicht gelesen hast.«
    »Ich lese gerade den Fliegenden
Holländer. Papi hat es ausgeliehen
bekommen.«
    »Das ist aber kein schönes
Buch.«
    »Ich weiß. Es ist
fürchterlich gruselig.«
    »Ja, das ist eine richtige
Spukgeschichte. Ich würde das Buch nicht an einen kleinen
Jungen ausleihen.«
    »Ich lese es aber nur
tagsüber und bewahre es nachts im Kartoffelschuppen auf. Dann
fürchte ich mich nicht so schrecklich.«
    »Ach so. Hast du denn schon die
Kartoffeln eingesetzt?«
    »Ja, schon fast
alle.«
    »Und habt ihr in diesem
Frühjahr schon Seehunde gefangen?«
    »Nein, noch keinen. Papa und
Opa haben heute Morgen die Netze bei Ketilsey kontrolliert, aber
keinen gefangen. Daran bin ich schuld, sagt
Papa.«
    »Wieso sollst du daran schuld
sein?«
    »Ich habe auf der Insel
groß gemacht, und die Seehunde riechen den Gestank, sagt
Papa. Aber ich glaube, dass es die Schuld von diesem toten Mann
ist. Der hat viel schlimmer gestunken.«
    Högni fand einen alten Bottich
und füllte ihn mit einigen Stücken
Seehundfleisch.
    »Hier, mein Junge. Bring das
deinem Papa nach Hause, und morgen kannst du mir den Zuber
zurückbringen. Dann gehen wir mal in die Bibliothek und suchen
etwas Spannendes aus. Denk daran, dass Bücher unsere besten
Freunde sind«, sagte er lächelnd.
    Nonni nahm den Bottich entgegen und
klemmte ihn sich unter den Arm. Dann machte er sich konzentriert
auf den Heimweg, ohne sich zu bedanken oder zu
verabschieden.
    *
    Er fragte: »Kannst du mir
helfen, die Fragen und die Lösungen des Flatey-Rätsels zu
verstehen?«
    »Ich kann es versuchen«,
antwortete sie.
    Sie begann, eine Frage nach der
anderen vorzulesen, und anschließend studierte sie die
Antworten auf ihrem Blatt und schlug mit geübten Fingern das
entsprechende Kapitel in der Munksgaard-Ausgabe auf. Sie ging den
Text mit dem Finger durch, las manchmal einige Zeilen laut vor,
aber meistens fasste sie nur zusammen, was jeweils in dem Abschnitt
stand. Er nickte schweigend, wenn die Antworten
übereinstimmten, wenn

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