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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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zu sich rufen und fragte nach seinem Namen.
›Mein Name ist ungewöhnlich‹, antwortete der
Mann, ›ich heiße Neidung Brüller und stamme aus
den Trauertälern im kalten Schweden. Ich bin weit
herumgekommen und habe viele vornehme Herren besucht, und mir ist
zu Ohren gekommen, dass du ein großer Häuptling sein
sollst.‹ Der Jarl sprach: ›Verstehst du dich dann auf
irgendwelche Künste, du Kerl, der du behauptest, bei hohen
Herren zu Gast gewesen zu sein?‹ Neidung wollte ein
Preislied zum Besten geben, das er auf den Jarl verfasst hatte.
Aber während des Gedichtvortrags bekam der Jarl ein
merkwürdiges Gefühl, denn es fing an, ihn am ganzen
Rumpf, aber am meisten an den Arschbacken so zu jucken, dass er
ganz kribblig wurde. Er ließ sich da, wo es ging, mit
Läusekämmen kratzen, und zwei Männer mussten ihm ein
grobes Sacktuch mit zwei Knoten darin in der Poritze hin und her
ziehen. Dem Jarl gelang es nicht, Freude an dem Gedicht zu
finden.
    Die Antwort ist Neidung Brüller,
und der erste Buchstabe ist N.«
    Er sagte: »Hier schreibt
Gaston: Thorleif Asgeirsson, also T.«

Zwanzig
    Kjartan war auf dem Weg zurück nach Bakki, als er sich
plötzlich daran erinnerte, dass im Zusammenhang mit dem
dänischen Gast ein neuer Name genannt worden war.
Sigurbjörn hatte gesagt, dass Hallbjörg von Innerhof den
Gast in die Bibliothek eingelassen hatte. Es konnte nichts schaden,
Genaueres über diesen Teil der Geschichte zu hören. Der
Junge, der Grímur die Nachricht vom Pastor gebracht hatte,
lief Kjartan über den Weg und konnte ihm den Weg nach Innerhof
weisen. Das war im Übrigen auch gar nicht schwierig, denn es
gab nur einen Pfad in diese Richtung, Innerhof war der letzte
kleine Hof zur Seeseite hin. Zwei zutrauliche Lämmer nahmen
ihn vor einem kleinen, ordentlichen Haus blökend in Empfang.
Zwei Frauen saßen auf hölzernen Schemeln im Sonnenschein
draußen vor dem Haus und strickten Wollsocken. Die eine ging
auf die achtzig zu und war groß und korpulent. Die andere
mochte etwa fünfzig sein, klein und zierlich.
    Kjartan grüßte und sagte
seinen Namen. Die Frauen erwiderten neugierig den Gruß,
stellten sich aber nicht vor.
    »Heißt eine von euch
beiden Hallbjörg?«, fragte Kjartan
dann.
    »Ja, das bin wohl ich«,
antwortete die Ältere.
    Kjartan erzählte von seinem
Gespräch mit Sigurbjörn von Svalbard und fragte, ob sie
sich an den dänischen Gast erinnern
könne.
    »Ja, gewiss doch, ich habe
nämlich die Aufgabe hier am Ort, den Schlüssel zu unserem
Bibliothekchen aufzubewahren. Wer ein Buch ausleihen will, muss
sich bei mir den Schlüssel abholen. Aber wenn Fremde kommen
und sich die Bibliothek anschauen wollen, begleite ich sie. So ist
das hier geregelt, mein Lieber.«
    »Kannst du dich an diesen
Dänen erinnern?«, fragte
Kjartan.    
    »Oh ja. Er wollte sich an
diesem alten Rätsel versuchen.«
    »Du meinst die Fragen aus der
Flatey-Handschrift?«
    »Ja, das ist nun wirklich ein
ganz normales Rätsel. Aber trotzdem ist es denen immer noch
nicht gelungen, es zu entschlüsseln.«
    »Wem?«
    »Es gibt alle möglichen
Wichtigtuer, die sich einbilden, etwas von Flateyjarbók zu
verstehen.«
    »Weißt du, ob Professor
Lund das Rätsel hat lösen
können?«
    »Nein. Ich glaube es allerdings
nicht. Ich habe ihn aber nicht beaufsichtigt, während er damit
beschäftigt war. Er ist bis spät in der Nacht
dageblieben.«
    »Kann ich mir diese
Blätter mit den Fragen einmal
anschauen?«
    »Ja, ich glaube, da spricht
nichts dagegen. Ich gebe dir den Schlüssel, und dann schaust
du dir das selber an. Mir tun heute die Füße so
weh.«
    Die Frau stand steifbeinig auf und
ging in das kleine Haus.
    Die andere Frau warf Kjartan immer
wieder Blicke zu, schaute aber dann weg, als er zu ihr
hinübersah. Irgendwann einmal war sie eine schöne Frau
gewesen, aber jetzt machte sich das Alter bemerkbar. Trotzdem
wirkte sie immer noch anziehend.
    Kjartan bückte sich zu den
Lämmern hinunter, die zu seinen Füßen lagen, und
streichelte sie, bis Hallbjörg wieder
hinauskam.      

    »Hier«, sagte sie und
reichte ihm einen alten Schlüssel.
    Kjartan nahm ihn
entgegen.
    »Kann ich mich da selber
zurechtfinden?«, fragte er.
    »Ja. Die Munksgaard-Ausgabe
liegt in dem Glasschrank an der Nordseite. Das ist nicht zu
übersehen, denn das Haus ist nicht groß. Wenn du die
Schublade aufmachst, liegen die Blätter mit dem Rätsel
ganz vorn. Vergiss bloß nicht, dass du sie nicht mit
hinausnehmen darfst. Das bringt

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