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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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einem Bilderrätsel in einer dänischen
Wochenzeitschrift befasste und an Gaston Lund dachte. Er versuchte,
sich anhand der wenigen Informationen, die ihnen zur Verfügung
standen, ein Bild zu machen.
    »Sag mir eins«, sagte er,
um Grímurs Aufmerksamkeit zu erlangen. »Weiß
man, wer der Kindsvater von Guðrún in Innerhof
ist?«
    Grímur blickte erstaunt hoch.
»Nein. Der Junge war schon erwachsen und fuhr zur See, als
Guðrún hier zu Hallbjörg gezogen ist. Ich hab sie
nie über den Vater reden gehört.«
    »Valdi von Endenkate hat in
sein Buch geschrieben, dass Guðrúns Sohn am gleichen Tag
mit dem Schiff angekommen ist, als Gaston Lund
verschwand.«
    Grímur zog eine Grimasse und
schüttelte den Kopf. »Gehst du jetzt nicht ein bisschen
zu weit, mein Freund?«, sagte er.
    »Und dann dieser
Glücksstern«, sagte Kjartan, der in Fahrt geriet.
»Uns schien es, als hätte Gaston mit kleinen Steinen
diesen Namen in Ketilsey zurechtgelegt, und das Boot von
Sigurbjörn in Svalbard heißt
›Glücksstern‹. Sind er und Guðrún
nicht miteinander verwandt?«
    Grímur sah plötzlich
besorgt aus. »Was das mit diesem Glücksstern bedeuten
soll, weiß ich noch nicht so richtig, aber wir sollten diese
Angelegenheit ganz vorsichtig handhaben, so etwas brauchen wir der
Polizei in Reykjavík nicht auf die Nase zu
binden.«
    »Warum denn nicht?«,
fragte Kjartan.
    »Das ist doch alles so weit
hergeholt, und es könnte üble Folgen für die Leute
haben, wenn derartige Gerüchte in die Welt gesetzt werden. Es
ist ein furchtbares Schicksal, wenn man fälschlich beschuldigt
wird.«
    Kjartan verstummte augenblicklich.
Diese Worte des Gemeindevorstehers hatten eine wunde Stelle
berührt. Das hätte er selber wissen
müssen.
    Das zweite Läuten der
Kirchenglocken trieb den Gemeindevorsteher dazu, die Zeitungen
wegzulegen und aufzustehen. Er räusperte sich und sagte, dass
es jetzt an der Zeit wäre, aufzubrechen. Kjartan machte sich
mit ihm auf den Weg. Er hatte gespürt, dass alle davon
ausgingen, dass er genau wie alle anderen den Gottesdienst
besuchte. Er wollte nicht ins Gerede kommen, weil er sich nicht in
der Kirche blicken ließ, obwohl er wirklich keine große
Lust verspürte. Abgesehen von ein paar Beerdigungen hatte er
seit seiner Konfirmation keine Kirche mehr betreten. Es konnte ja
auch eine ganz gute Gelegenheit sein, die Inselbewohner zu
beobachten, ohne dass er selbst im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
stand.
    Grímur und er gingen langsamen
und gemessenen Schritts zur Kirche, genau wie die anderen
Inselbewohner, die auf dem gleichen Weg waren. Man versammelte sich
vor der Kirchentür und begrüßte sich nach allen
Richtungen mit Händeschütteln und
Küssen.
    Herausgeputzte Kinder spielten an dem
sanften Hang unterhalb der Kirche, als die Männer von
Endenkate eintrafen. Ihnen war nicht anzusehen, dass sie aus Anlass
des Feiertags die Kleidung gewechselt hatten. Zwei Jungen scherten
aus einer Gruppe Kinder aus und riefen laut: »Nonni
Mistbäcker, Nonni Mistbäcker.«
    Der Spaß der Jungen nahm ein
jähes Ende, denn Högni, der aus der Kirche herausgetreten
war, um nach der Chorprobe noch ein wenig frische Luft zu
schnappen, stand ganz in der Nähe. Er fuhr die Jungen scharf
an, und sie verstummten beschämt.
    »Wie haben sie den Jungen da
genannt?«, fragte Kjartan.
    »Mistbäcker.«
    »Und was bedeutet
das?«
    »Kuhmist ist nun mal ein
hervorragendes Brennmaterial, und früher wurde es gern im
Feuer zusammen mit getrockneten Vogelbälgern verbrannt.
Heuzutage heizen wir die meisten Häuser allerdings mit
Petroleum, aber es ist nicht lange her, dass der hausgemachte
Brennstoff weit verbreitet war. In Endenkate heizen sie immer noch
auf die alte Weise, und der kleine Nonni hat die Aufgabe, in die
Kuhställe zu gehen und Mist zu sammeln, um diese Fladen daraus
zu machen. Die werden dann auf die Wiese gelegt, um dort zu
trocknen. Das haben in meiner Generation noch alle Kinder gemacht,
und es war eine wichtige Arbeit. Heutzutage wird man deswegen
ausgelacht. Ich finde nicht, dass das ein Fortschritt
ist.«
    Wieder läuteten die
Kirchenglocken, und die Leute drängten sich durch die schmale
Tür in die Kirche. Kjartan schien es ein ganz anderes Haus zu
sein als das, was er vor einigen Tagen betreten hatte, als
Jóhanna die Leichenschau vorgenommen hatte. Damals hatte er
sich nicht umgeschaut. Jetzt brannten viele Kerzen, und das Bild
über dem Altar hatte irgendwie Leben erhalten. Jesus Christus
mit zwei Jüngern auf

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