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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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unterhalten.‹ Heming antwortete: ›Zum
Skilaufen ist es aber sehr ungünstig, denn es liegt kein
Schnee, alles ist dick vereist, und der Berg ist sehr hart
gefroren.‹ Der König antwortete: ›Es wäre
ja keine Kunst, wenn es alles zum Besten stünde.‹ Da
stellte sich Heming auf seine Skier und fuhr am Hang entlang, mal
oben und mal unten. Alle sagten, dass sie nie zuvor jemanden so
geschmeidig und flink hätten gleiten sehen. Er wurde nie so
aus der Bahn geworfen, dass er nicht die Skier unter sich gehabt
hätte.
    Die Antwort ist Heming, und der
fünfte Buchstabe ist N.«

Achtundvierzig
    Der Kriminalbeamte Ingimundur betrachtete die Frau, die ihm am
Tisch im Schulzimmer kerzengerade gegenübersaß. Sie
wirkte ruhig und gefasst und hatte schweigend gewartet, nachdem sie
sich begrüßt und an den Tisch gesetzt hatten.
Gemeindevorsteher Grímur stand abwartend in der
Tür.
    »Sollen wir noch mehr Leute
vorladen?«, fragte er.
    Ingimundur schüttelte den Kopf.
»Nein, das hat Zeit. Dies hier wird vermutlich ein
längeres Gespräch.«
    Er wandte sich Jóhanna zu.
»Reden wir zunächst einmal über Professor Gaston
Lund. Kannst du dich daran erinnern, dass er voriges Jahr im Herbst
bei dir hereingeschaut hat, um sich Pillen gegen Seekrankheit geben
zu lassen?«
    »Ja, daran kann ich mich
erinnern.«
    »Hat er die Pillen
bekommen?«
    »Ja, die sind immer
vorrätig in der Apotheke.«
    »Und was geschah
danach?«
    »Dann ging er los, um das
Schiff zu erreichen.«   

    »Bist du sicher, dass er
rechtzeitig zum Schiff gekommen
ist?«    

    »Nein, das bin ich nicht. Ich
habe aber auch nicht extra darauf
geachtet.«  
    »War er vielleicht etwas
länger bei dir, als man braucht, um eine Schachtel Tabletten
zu kaufen?«
    »Ja, er blieb ein wenig
länger bei mir und meinem Vater.«
    »Weswegen?«
    »Wir kannten uns aus der Zeit,
als mein Vater und ich in Kopenhagen
lebten.«
    »Es war dann also ein freudiges
Wiedersehen?«
    »Professor Lund und mein Vater
fanden es gut, sich noch einmal zu treffen.«
 
    Ingimundur faltete ein Blatt
auseinander, das auf dem Tisch lag, und sagte: »Wie zu
erwarten, sind viele Leute an dieser Ermittlung beteiligt, sowohl
in Reykjavík als auch in Kopenhagen. Sie unterhalten sich
mit den Leuten und versuchen, Näheres über Gaston Lund
und Bryngeir herauszufinden. Gibt es etwas, was du uns sagen
möchtest, bevor wir mit diesem Gespräch
fortfahren?«
    Jóhanna schaute Ingimundur
lange an, schüttelte dann aber den Kopf und lächelte
schwach. »Gehen wir davon aus, dass deine Kollegen ihre
Arbeit tun und du deine. Sehen wir einfach zu, was
wird.«
    »Na schön, wie du
willst.« Ingimundur hob das Blatt hoch. »Hier ist das
erste Telegramm mit Informationen zu dieser Angelegenheit. In
Kopenhagen hat man sich danach erkundigt, ob es eine Person in
Island geben könnte, die einen besonderen Groll auf Professor
Lund gehabt haben konnte. Und da fiel den Befragten nur ein Name
ein.«
    »Ach, und welcher Name war
das?«
    »Björn Snorri Thorvald.
Ist das nicht der Name deines Vaters?«
    »Doch.«
    »Professor Lund ist dann also
im vergangenen Herbst kein willkommener Gast in eurem Haus
gewesen?«
    »Doch, das war er schon. Mein
Vater und Lund waren nämlich im Handschrifteninstitut
jahrelang gute Freunde und Kollegen gewesen. Diese Freundschaft
erkaltete etwas in den Jahren, als Dänemark besetzt war, und
artete bei Kriegsende in Feindschaft aus. Als aber Professor Lund
im vergangenen Herbst aus reinem Zufall unser Haus betrat, haben
die beiden eine Weile miteinander geredet und sich dann wieder ganz
und gar versöhnt. Ich glaube, dass sie beide sich danach
besser fühlten.«
    »Kann das außer dir noch
jemand anderes bezeugen?«
    »Nein. Mein Vater ist
gestorben, wie du vielleicht weißt.«
    »Und was hat ursprünglich
den Zwist verursacht?«
    »Meinem Vater wurde die Stelle
am Handschrifteninstitut gekündigt, und die Schuld daran
schrieb er zum Teil Professor Lund zu.«
    »Warum wurde deinem Vater
gekündigt?«
    »Deine Kollegen in Kopenhagen
sind doch sicher imstande, eine plausible Erklärung dafür
zu finden. Es sind ja nur fünfzehn Jahre her seit diesen
Ereignissen, und irgendjemand wird sich schon an die Geschichte
erinnern.«
    Ingimundur faltete die Hände und
lehnte sich über den Tisch. »Es könnte unser
Gespräch etwas beschleunigen, wenn du bereit wärst, mit
uns zusammenzuarbeiten«, sagte er.
    Jóhanna lächelte kalt.
»Ja, das stimmt wahrscheinlich. Ich kann

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