Das Reich der Dunkelelfen - Weltennebel
jetzt lieber mit Karad trinken.«
Murk lachte zufrieden und ließ es sich nicht nehmen, Darian noch einmal zu umarmen. Dann ging er zu Karad, einem Mischling aus Berg- und Waldtroll, gegen den selbst Murk beinahe zierlich aussah.
Später, als die Feuer am Dorfplatz heruntergebrannt waren, zogen sie sich in Liliths Hütte zurück. Die Heilerin hatte rasch noch etwas Stroh und einige Decken bringen lassen, und so konnten es sich Darian und Mia auf einem behaglichen Lager bequem machen. Leána weigerte sich hartnäckig, in einem anderen Raum zu schlafen. Darian wollte die Kleine gerne bei sich haben, und so stimmte auch Mia zu. Nun schlief Leána an seine Schulter gelehnt und machte ein seliges Gesicht.
»Verwöhn sie nur nicht zu sehr«, warnte Mia und gab ihm einen Kuss.
»Nein, aber ich bin so froh, dass es sie gibt.« Liebevoll streichelte er Leána über die seidigen schwarzen Haare. »Am liebsten würde ich euch beide nie wieder loslassen.« Lächelnd zog er auch Mia an sich, die sich glücklich an seine Seite kuschelte. Im Augenblick durften sie einfach nur eine glückliche kleine Familie sein, und die drohenden Schwierigkeiten waren weit, weit weg, wie in einer anderen Welt.
Torgal und Nordhalan hatten sich lange und ausgiebig miteinander unterhalten. Den alten Hauptmann, der sich mit einigen seiner loyalsten Männer von Northcliff losgesagt hatte und seitdem ein Leben in der Wildnis führte, schockierten die Neuigkeiten. Besonders der Krieg gegen die Zwerge ließ seine Wut auf Fehenius und Samukal erneut aufflammen. Andererseits weckten Nordhalans Worte zugleich Hoffnung in ihm. Atorian von Northcliff lebte, er war von jeher beim Volk beliebt gewesen, und Darian hatte seine schlimme Zeit nun offensichtlich auch hinter sich gebracht.
Ein unverhofftes Wiedersehen gab es für Nordhalan, als er eines Morgens zum Brunnen ging, um Wasser zu holen.
»Jeroman!«, rief er überrascht und trat freudig lachend auf den gedrungenen kräftigen Mann zu, der gerade einige Schafe in den Pferch treiben wollte. Torgal und seine Leute hatten es im Laufe der vergangenen dreißig Sommer und Winter geschafft, sich hier ein recht behagliches kleines Dorf aufzubauen, das ihnen als Zuflucht diente.
»Dann ist es wahr, du lebst!«, freute sich auch der Gastwirt aus Culmara, dessen borstige Haare seit ihrem letzten Treffen noch weiter ergraut waren.
Nordhalan und Jeroman waren schon seit langer Zeit Freunde. Früher hatte Jeroman in Culmara gelebt und dort mit seiner Frau das Gasthaus geführt. Häufig hatte er Erkundigungen für Nordhalan eingezogen und seine Gäste ein wenig ausgefragt oder belauscht. Doch Jeromans Ehe war nicht sehr glücklich gewesen, und dann hatte seine Frau in ihrer Dummheit auch noch ausgeplaudert, dass Nordhalan auf dem Weg zum Stein von Alahant gewesen war, um dort auf die Ankunft des Erben von Northcliff zu warten. Vermutlich hatte genau diese Information letztendlich dazu geführt, dass Nordhalan gefangen wurde und Fehenius Darian in die Finger bekommen hatte. Daher hatte Jeroman Culmara verlassen und sich nach langer Suche Torgal und seinen Männern angeschlossen. Früher war Jeroman mit Atorian befreundet gewesen, und als Nordhalan ihm nun erzählte, dass der Erbe Northcliffs lebte und wahrscheinlich auf dem Weg hierher war, traten Tränen in Jeromans Augen.
»Atorian«, murmelte er, »er war der beste Freund, den ich jemals hatte. Ich kann es nicht glauben, dass er noch am Leben ist.«
»Ja, und er bringt Hoffnung für Albany zurück«, stimmte Nordhalan zu und half dem ehemaligen Gastwirt, die Schafe einzusperren. Anschließend gingen sie gemeinsam in eine der Hütten, wo bereits Brot, dampfender Tee und harter Käse auf dem Tisch standen.
Horac schimpfte gerade vor sich hin, der Haferbrei, den einer der Männer kochte, würde ohnehin verklumpen. Doch als er den Zauberer sah, verstummte er vorsichtshalber, und so konnten sie ohne zwergisches Genörgel besprechen, wie sie weiter vorgehen sollten. Torgal versicherte, einige Männer abzustellen, die an der alten Hütte östlich des Rannocsees nach Darian und auch Atorian und Edur Ausschau halten sollten, um sie sicher zum Lager in den Bergen zu begleiten. Immerhin trieben sich Rocals Krieger gelegentlich in der Gegend herum. Fünf weitere Männer wurden ausgewählt, um Nordhalan und Horac zu Revtan, dem Zwergenmagier, zu begleiten.
»Ohh jeeh, wer weiß, wo der schon ist«, jammerte Horac.
»Ich dachte, dir ist bekannt, wo er sich aufhält.«
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