Das Reich der Dunkelheit
erfüllen.“
Tránsito war davon überzeugt, dass es sich bei den Gefangenen um Emedianer handelte, die an der Schlacht um Emedia teilgenommen hatten. Das machte sie zu idealen Opfern, die perfekt in seinen Plan passten. So würden Demónicus’ Feinde allen Grund haben, sich vor dem zu fürchten, was sie erwartete … falls überhaupt irgendjemand hinterher noch am Leben sein würde. Er grinste zufrieden, als er dachte: Emedianer gegen Emedianer.
***
C RISPÍN STÜRZTE IN das Zelt, in dem Arquimaes und Arturo sich ausruhten. Seine Schreie schreckten die beiden auf.
„Meister! Arturo! Kommt schnell! Da unten ist etwas im Gange!“
Sie rannten zum Aussichtsposten.
„Seht mal da!“, rief Crispín. „Ein Karren mit Eskorte! Zuerst hab ich gedacht, sie würden ihr Lager verlassen, aber dann hab ich gesehen, dass sie sich auf den Hügel zu bewegen!“
„Und da wartet eine Gruppe von Soldaten auf sie! Sie haben einen Steinaltar aufgestellt“, fügte Arquimaes hinzu. „Offenbar haben sie etwas Besonderes vor.“
„Menschenopfer?“, fragte Arturo.
„Möglich“, überlegte Arquimaes. „Sie haben eine große Vorliebe dafür, ihren Göttern menschliches Leben zu opfern. Aber wir müssen genau verfolgen, was sie tun, für alle Fälle …“
***
D ER K ARREN SETZTE seinen Weg auf den Hügel fort. Oben wurde er von mehreren Soldaten erwartet. Sie schleppten die Gefangenen zum Altar und legten sie auf die Steinplatte.
Trotz der Entfernung versuchten Arquimaes, Arturo und Crispín das Geschehen aufmerksam zu beobachten, auch wenn sie die Einzelheiten nicht erkennen konnten.
Plötzlich durchdrang ein Lichtschein den weißlichen Nebel.
„Eine Flamme!“, rief Arturo aus. „Sie haben eine Fackel entzündet!“
„Ja, aber man kann nicht sehen, was sie damit machen“, sagte Arquimaes. „Ich weiß immer noch nicht, was sie vorhaben.“
„Das Ritual hat begonnen“, vermutete Arturo. „Feuer ist ihr magisches Symbol!“
Mit der brennenden Fackel in der Hand näherte sich Tránsito den Gefangenen, die an den Metallringen des heiligen Steines angekettet waren. Über Nacht hatten sie eine unglaubliche Verwandlung erfahren. Sie waren jetzt halb Mensch, halb Tier. Ihre Köpfe ähnelten Drachenschädeln, und aus ihren Rücken wuchsen dunkle, schleimige Flügel.
Die Unglücklichen hörten die Schritte des Hexenmeisters. Sie spürten die Hitze des Feuers und wussten, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde.
„Emedianer! Euer großer Augenblick ist gekommen!“, rief der Hexenmönch. „Ich hoffe, dass ihr euch dessen würdig erweist!“
Einer der Gefangenen versuchte sich loszureißen und wurde prompt mit Peitschenhieben bestraft, was ihn jedoch nicht aufhalten konnte. Tránsito hob den Arm, und einer der Soldaten stieß dem Aufsässigen sein Schwert in die Kehle. Röchelnd hauchte der Emedianer sein Leben aus.
„Möge das Feuer des Demónicus sich entzünden!“, rief Tránsito und setzte die vier Gefangenen mit Herejios brennendem Arm in Brand. „Möge der Zorn des Finsteren Zauberers über unsere Feinde kommen!“
Er breitete die Arme aus, und aus seinen Händen schossen helle Blitze, die die brennenden Körper der Mutanten streiften. Unter schauderhaftem Gebrüll flogen die Emedianer auf die dunklen Wolken zu, die über dem Tal von Ambrosia hingen. Sie hatten sich in Feuerdrachen verwandelt!
Entsetzt beobachteten Arquimaes, Arturo und Crispín, wie die vier Drachenmenschen, in rotorange Flammen gehüllt, auf die Wolken zuflogen. Wolken, von denen in Kürze eine tödliche Gefahr für die Emedianer ausgehen würde.
XIV
M ONTE F ER
Hallo, Arturo! Ich bin Bruder Tránsito.
Ich würde mich gern mit dir unterhalten.
Ich rufe wieder an.
W ENN ICH MICH nicht irre, ist Bruder Tránsito der Abt des Klosters Monte Fer. Er hat einmal im Historischen Museum einen Vortrag über mittelalterliche Kalligrafie gehalten. Aber woher hat er meine Handynummer? Vielleicht melde ich mich später bei ihm. Jetzt habe ich Wichtigeres zu tun … Doch dann klingelt das Telefon.
„Wer ist da?“
„Arturo Adragón?“
„Wer ist denn da?“
„Bruder Tránsito, der Abt des Klosters Monte Fer.“
„Ach, ja. Hallo … Ich wollte Sie gerade anrufen.“
„Könntest du zu mir kommen? Jetzt gleich? Ich möchte dir etwas zeigen.“
„Worum geht es denn?“
„Das mag ich dir am Telefon nicht sagen.“
„Aber …“
„Es ist sehr wichtig. Du wirst es nicht bereuen, das garantiere ich dir. Wenn du gleich
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