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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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heute Nachmittag kommen könntest … Das wäre prima. Ich erwarte dich.“
    „Mmmm … Na schön … Könnte aber etwas später werden.“
    „Vielen Dank, Arturo. Also bis dann.“
    Na, das nenne ich „jemanden überrumpeln“! Er hat mir keine Sekunde Zeit zum Nachdenken gegeben. Was er mir wohl zeigen will? Er kennt mich doch überhaupt nicht und hat mich gar nicht zu Wort kommen lassen.
    Heute scheint alle Welt mit mir reden zu wollen. Eben hat mich General Battaglia angerufen. Er will mir von seinen neuesten Forschungsergebnissen berichten.
    ***
    I CH BIEGE IN die Straße ein, in der General Battaglia wohnt. Metáfora wartet an der Ecke auf mich. Sie ist genauso gespannt wie ich.
    „Hallo, kannst du es auch kaum erwarten, was der General uns zu erzählen hat?“, fragt sie spöttisch.
    „Anscheinend will heute jeder seine seltsamen Geschichten loswerden“, antworte ich. „Rate mal, wer mich eben angerufen hat!“
    „Alexia?“
    „Lass das, mit so was scherzt man nicht!“
    „Aha, dann war es also jemand Reales?“
    „Ja, aber ich werd’s dir nicht sagen, du Neunmalkluge.“
    „Dann sag ich dir auch nicht, mit wem ich über dich gesprochen habe.“
    Wir gehen schweigend nebeneinander her. Vor der Haustür des Generals bleibe ich stehen und frage sie:
    „Und mit wem hast du über mich gesprochen?“
    „Sag mir zuerst, wer dich angerufen hat.“
    „Kommt gar nicht in Frage!“, sage ich. „Ich vertraue dir nicht.“
    „Ich dir auch nicht“, gibt sie zickig zurück. „Los, gehen wir rauf.“
    „Bruder Tránsito, der Abt des Klosters Monte Fer“, sage ich. „Und jetzt du.“
    „Horacio. Ich hab mit Horacio gesprochen.“
    „Ach nein, meine Feinde sind jetzt plötzlich deine Freunde, was?“
    „Komm mir nicht mit so einem Quatsch! Er hat gesagt, es tut ihm leid, dass er dich geärgert hat …“
    Ich gebe keine Antwort. Ich muss erst einmal verdauen, was sie mir da gesagt hat.
    „… und dass er gerne dein Freund wäre.“
    „Und das glaubst du?“
    „Er hat sich jedenfalls ziemlich ehrlich angehört. Gehen wir jetzt rauf oder was?“
    „Klar, deswegen sind wir ja hier.“
    „Aber danach erzählst du mir, was Bruder Tránsito von dir wollte, ja?“
    Der General empfängt uns mit einem breiten Grinsen. Er freut sich so sehr, uns zu sehen, dass man meinen könnte, er bekäme sonst nie Besuch.
    „Hallo, ihr beiden!“, begrüßt er uns mit seiner sympathischsten Stimme. „Kommt doch rein.“
    Die Wohnung ist so groß wie eine Kaserne. Das Wohnzimmer ist mit Bücherregalen vollgestellt, an den Wänden hängen Bilder und Waffen.
    „Das ist ja ein kleines Museum, General!“, ruft Metáfora bewundernd aus.
    „In dieser Wohnung haben mehrere Generationen der Familie Battaglia gewohnt“, sagt er stolz. „Sie ist wie eure Stiftung, nur kleiner … und militärischer.“
    „Sieht man“, sage ich. „Sie haben ja ein richtiges Waffenarsenal hier.“
    „Ja, aber meine Waffen sind nicht so alt wie deine, Arturo. Ihr habt einen wahren Schatz bei euch da unten im Keller liegen. Solltet ihr euch eines Tages entschließen, alles zu verkaufen, werdet ihr im Geld schwimmen.“
    „Wir werden die Kunstschätze der Stiftung niemals verkaufen!“, protestiere ich empört. „Sie sind Teil des Familienerbes!“
    „Sieht so aus, als hätte sich Stromber schon fast alles unter den Nagel gerissen“, lacht er.
    „Nur vorübergehend“, entgegne ich schroff, um dann sogleich das Thema zu wechseln. „Worüber wollten Sie mit uns sprechen, General?“
    „Wollt ihr etwas trinken? Limonade?“
    „Nein, danke, wir haben nicht viel Zeit“, lehne ich ab. „Wir müssen noch zum Monte Fer.“
    „Ach, ihr wollt zu diesem Abt, dem Choleriker?“
    „Das habe ich nicht gesagt!“
    „Musst du auch gar nicht. Jeder, der auf den Berg geht, will zum Kloster. Aber ich warne euch, mit Bruder Tránsito ist nicht gut Kirschen essen.“
    „Reden wir lieber über die Schwarze Armee“, drängt Metáfora. „Ich bin neugierig darauf, was Sie wieder rausgekriegt haben.“
    „Ich werd mir erst mal einen Tee machen. Wollt ihr wirklich nichts?“
    Er geht hinaus. Meine Laune hat sich schlagartig verschlechtert. Seine Bemerkung über die Stiftung hat mich maßlos geärgert.
    Wir sehen uns im Zimmer um. Alles deutet darauf hin, dass hier ein Waffennarr wohnt, der sein ganzes Leben in der Armee verbracht hat. General Battaglia war bestimmt ein guter Soldat.
    „Da bin ich wieder!“, ruft er und setzt sich in seinen Sessel.

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