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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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findet Ihr alles, was Ihr braucht.“
    „Viele bewaffnete Männer hast du hier“, stellte Frómodi erfreut fest.
    „Für unsere Sicherheit“, antwortete der Schankwirt. „Vergesst nicht, in dieser Gegend wimmelt es von Banditen und Plünderern.“
    „Wir werden uns nur ein paar Tage hier aufhalten“, teilte Frómodi ihm mit. „Bis Verstärkung eintrifft.“
    „Euer Soldat hat mich bereits informiert“, erwiderte der Mann mit einer leichten Verbeugung. „Fühlt Euch ganz wie zu Hause. Steigt vom Pferd und setzt Euch zum Essen nieder. Über Geld können wir später reden.“
    Die letzte Bemerkung zeigte Frómodi, dass er es mit einem Mann zu tun hatte, der rechnen konnte, und das gefiel ihm.
    „Absitzen!“, befahl er seinen Soldaten. „Wir kehren hier ein!“
    ***
    D IE B UCHSTABEN GABEN ihr Bestes, um die dichten Feuerwolken zu vertreiben. Doch die waren so schwer, dass sie sie kaum bewegen konnten.
    „Sie schaffen es nicht!“, rief Crispín. „Die Wolken sind stärker als unsere Buchstaben!“
    Arquimaes musste sich eingestehen, dass der Knappe recht hatte. Er sah, dass die Buchstaben taten, was sie konnten; doch sie wurden mit den Wolken nicht fertig, und er verfügte über keine weiteren Mittel mehr.
    „Lass dich nicht unterkriegen!“, rief er Arturo zu, als er erkannte, dass der Junge am Ende seiner Kräfte war. „Gib nicht nach!“
    Arturo verdoppelte seine Anstrengungen und spornte die Buchstaben an, mit geballter Kraft weiterzukämpfen, doch vergebens.
    „Ich kann nicht mehr, Meister!“, schrie er, am Rande der Verzweiflung. „Wir sind verloren!“
    Das Flammenmeer stürzte weiter auf Ambrosia nieder. Noch nie hatte man etwas gesehen, das einem Weltuntergang so ähnlich war.Verzweifelt und hysterisch stoben die Emedianer in alle Richtungen davon.
    „Die Wolken müssen um jeden Preis vertrieben werden!“, rief der Weise. „Solche Qualen haben die Emedianer nicht verdient. Sie müssen davor gerettet werden! Tu es, Arturo! Wir haben keine andere Wahl! Tu es!“
    Arturo wusste nicht, was die Worte seines Meisters zu bedeuten hatten.
    „Was meinst du damit, Arquimaes?“, fragte er.
    „Du musst die Wolken eigenhändig wegschieben! Spring ins Leere!“
    Arturo fürchtete sich davor, den Befehl seines Meisters auszuführen. Es kam einen Selbstmord gleich. Wenn er ins Leere sprang, würde er sich den Wolken nähern und verbrennen … oder in die Tiefe stürzen und an den Felsen zerschellen. Doch dann fiel sein Blick wieder auf die Flammen, die in einem glühenden Feuerregen auf das Tal niedergingen. Nein, entschied er, jetzt war nicht der Moment zu zögern.
    Dem Befehl seines Meisters gehorchend, trat er einen Schritt vor und stellte sich so dicht wie möglich an den Rand des Felsens. Der gähnende Abgrund, der sich vor ihm auftat, zog ihn magisch an. Arturo schwankte ein wenig. Da begriff er, dass es an der Zeit war, die Macht der Drachenbuchstaben zu erproben und herauszufinden, ob sie wirklich so stark waren, wie Arquimaes behauptete. Arturo tat einen Schritt ins Leere und rief:
    „Alexia, ich komme!“
    Als er sah, dass sein Körper in der Luft schwebte, machte er einen weiteren Schritt. Ein Schaudern überlief ihn. Er flog! Er flog wie ein Vogel!
    In keiner der bekannten Legenden war jemals von einem Ritter die Rede, der von magischen Buchstaben beschützt wurde und auf mörderische Wolken zuflog, die Feuer aus ihrem Bauch spien. Niemand erinnerte sich daran, je einer solchen Heldentat beigewohnt zu haben.
    Arturo Adragón, Anführer der Schwarzen Armee und Besitzer des alchemistischen Schwertes, das Arquimaes eigens für ihn geschmiedet hatte, flog auf die feuerroten Wolken zu. Eingehüllt in niederstürzende Flammen, bildete er zum Erstaunen aller zusammen mit den magischen Buchstaben eine Wand und schob die Wolken auf den Hügel zu, auf dem Tránsito stand. Voller Entsetzen starrte der Hexenmönch auf das grandiose Schauspiel, dass sich kein Dichter hätte ausmalen können.
    Der tapfere Held sah sich währenddessen selbst über das Tal von Ambrosia fliegen, während er mit Hilfe der Drachenbuchstaben die Wolken des Feuers und des Hasses vor sich herschob. Er erschrak, als er sich bewusst wurde, dass es sich weder um einen Traum noch um eine Vision handelte, sondern um etwas so Wirkliches, dass es ihn Mühe kostete, es zu begreifen. Sein Vertrauen in die magischen Buchstaben des Großen Drachen wurde so unendlich groß wie das Tal unter ihm. Nie mehr würde er die Macht seines

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