Das Reich der Dunkelheit
reingekommen?“
„Durch eine kleine Holztür im Hof, zusammen mit meinem Freund“, erklärte Arquimaes und zückte das Silberschwert, das Émedi ihm geschenkt hatte. „Wir sind gekommen, um euch davon abzuhalten, unschuldige Menschen zu foltern. Sie haben keine Ahnung, was hier vorgeht. Und euch wird es nichts nützen, deswegen braucht ihr es auch nicht zu wissen.“
Arquimaes’ hochmütige Rede ärgerte den Kerkermeister maßlos. Ohne zu überlegen, stürzte er sich auf den Alchemisten, doch das Silberschwert bereitete seinem Leben ein schnelles Ende. Die anderen Folterknechte schauten sich verblüfft an. Sie wussten nicht, wie sie darauf reagieren sollten. Arquimaes selbst war es, der sie ermunterte, ihn anzugreifen.
„Nur keine Hemmungen!“, rief er ihnen zu. „Ich verspreche euch, ich werde nicht vor euch davonlaufen.“
Es wurde ein kurzer Kampf. Die Folterer konnten sich nicht vorstellen, dass ein alter Mann in einer Tunika so geschickt mit der Waffe umging. Einer nach dem anderen fiel dem Silberschwert zum Opfer, bevor sie auch nur versuchen konnten, Arquimaes in ernste Gefahr zu bringen. Mit offenem Mund starrten die gefangenen Carthacianer auf die Leichen.
„Befreit uns!“, röchelten sie. „Wir tun alles, was Ihr von uns verlangt.“
Mit kräftigen Schlägen hieb Arquimaes ihre Ketten durch. Die Männer waren frei.
„Flieht von hier, bevor man euch entdeckt“, sagte er zu ihnen. „Morgen geht ihr zum König und berichtet ihm, was sie mit euch gemacht haben. Und vergesst nicht: Ihr habt mich nie gesehen! Mich hat es nie gegeben.“
Als der Morgen anbrach, gab es keinen einzigen lebenden Demoniquianer im Palast des Grafen Vinchiano mehr. Arturo und Arquimaes kehrten in ihr Versteck zurück.
„Wie ist es Euch ergangen?“, erkundigte sich Ritter Alexander. „Seid Ihr auf viele Soldaten gestoßen?“
„Genug, um Carthacia in Angst und Schrecken zu versetzen“, antwortete Arturo. „Der Palast war ein einziges Schlangennest, das sein Gift in der ganzen Stadt verspritzt hat.“
„Man muss sie ein für allemal vernichten“, fügte Arquimaes hinzu. „Und zwar so schnell wie möglich.“
Doch was sie nicht wussten, war, dass es in der Stadt überall von Soldaten wimmelte, die sich als Bauern, Reisende oder Händler verkleidet hatten. Tag für Tag drangen Dutzende von Demoniquianern durch die zwanzig Stadttore in Carthacia ein. Dort wurden sie sogleich mit den nötigen Waffen versorgt, um die schleichende Invasion zu Ende zu bringen.
XII
V ERRÜCKT VOR L IEBE
S EIT MEHR ALS einer Stunde sitzen wir in meinem Zimmer. Ich weihe Metáfora in meine Geheimnisse ein. Und obwohl ich ihr alles über die Zeichnung auf meiner Stirn erzählt habe, sieht sie mich immer noch skeptisch an.
„Das heißt also, du hast mich angelogen“, sagt sie vorwurfsvoll.
„Nein, ich habe dich nicht angelogen, ich konnte dir nur nicht die ganze Wahrheit erzählen“, verteidige ich mich. „Du hättest mich für verrückt gehalten.“
„Und du glaubst, das tue ich jetzt nicht mehr?“
„Hör auf, Metáfora. Du weißt ganz genau, dass ich dir die Wahrheit erzählt habe. Du hast doch selbst gesehen, was in der Grotte passiert ist, als Stromber mich mit seinem Schwert getötet hat und ich wieder … von den Toten auferstanden bin.“
„Ja, klar. Ich muss zugeben, dass mich das eine Zeit lang verunsichert hat, aber …“
„Warum akzeptierst du dann nicht, was du an dem Abend mit eigenen Augen gesehen hast?“
Sie beißt sich auf die Lippen, bevor sie antwortet.
„Weil … Wenn ich akzeptiere, dass du unsterblich bist und dass die Zeichnung auf deiner Stirn lebendig wird, dann muss ich auch akzeptieren, dass dein Vater in der Lage ist, deine Mutter im Körper meiner Mutter wieder zum Leben zu erwecken! Deswegen mach ich bei deinem Spiel nicht mit. Und deswegen glaube ich auch nichts von dem, was in der Grotte passiert ist! Ich kann einfach nicht!“
Ich sage nichts darauf und warte. Als ich merke, dass sie nichts mehr hinzufügen will, entgegne ich: „Du willst nicht an das Offensichtliche glauben, weil du dich davor fürchtest, dass es wahr sein könnte! Du hast Angst!“
„Panische Angst, ja! Begreifst du denn nicht? Wenn ich all das glaube, was in der Stiftung passiert ist, werde ich verrückt! Warum verstehst du das nicht?“
Ich verstehe nur, dass sie verwirrt ist. Alles, was mir passiert ist … meine Fantasien, mein Tod … das ist nicht leicht zu akzeptieren. Metáfora ist sehr
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