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Das Reich der Dunkelheit

Das Reich der Dunkelheit

Titel: Das Reich der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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Normas Stimme haben? Wird sie mich wie ihren Sohn behandeln? Wird sie vergessen haben, dass Metáfora ihre Tochter ist? Was für eine Mutter werde ich haben? Wird Metáfora meine Schwester sein? Und was wird mit Norma passieren?“
    „Willst du lieber dein Leben lang mit Mamas Bild sprechen?“, ereifert sich mein Vater. „Willst du das?“
    „Ist es dir lieber, dass sich deine Mutter in einen Schatten verwandelt, der mit den Jahren verblasst und den du am Ende vergisst?“, fügt Sombra hinzu.
    Anscheinend haben sie auf alles eine Antwort parat. Nur auf meine Fragen wissen sie keine, und das beunruhigt mich.
    „Ihr wisst nicht, was geschehen wird, wenn Mama in Normas Körper aufersteht, stimmt’s?“, sage ich. „Ihr habt keine Ahnung, was passieren wird. Hab ich recht?“
    Sofort springt Papa auf, packt mich an den Schultern und schüttelt mich.
    „Arturo, ich habe mein ganzes Leben auf diesen Augenblick gewartet! Du weißt, dass ich meine gesamte Kraft und meine Zeit darauf verwendet habe, dieses Pergament zu entschlüsseln. Das hat mich fast um den Verstand gebracht! Jetzt ist der entscheidende Moment gekommen, wir dürfen nicht länger warten! Wenn wir es jetzt nicht tun, dann nie!“
    „Ich habe Angst um Norma!“, schreie ich. „Und um Metáfora!“
    „Und um dich“, sagt Sombra. „Du fürchtest dich vor der Realität. Du hast Angst, dass deine Mutter in diese Welt zurückkehrt.“
    „Man darf keinen lebenden Menschen benutzen, um einem anderen das Leben wiederzugeben! Norma ist nicht meine Mutter. Ich will nicht, dass Mama sich in einem anderen Körper niederlässt. MeineMutter ist die Frau auf dem Bild, ich tausche sie gegen nichts und niemanden ein! Versteht ihr?“
    Sombra und Papa zwinkern sich komplizenhaft zu. Mein Vater nimmt mich in die Arme und drückt mich fest an sich. Die Umarmung, auf die ich so lange gewartet habe …
    „Arturo, mein Sohn, du brauchst keine Angst zu haben“, sagt er leise. „Du musst nur daran denken, dass Mama bald wieder bei uns ist. Alles andere ist unwichtig.“
    „Denke nur an deine Mutter, Arturo“, sagt Sombra. „Wir tun das alles für sie … und für dich. Wir müssen zusammenhalten.“
    Ich bin so gerührt, dass ich kein Wort herausbringe. In meinem Kopf dreht sich alles. Ich bin nicht imstande, meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Es ist zu viel für mich.
    ***
    Ü BERRASCHUNG! M ETÁFORA IST gekommen, ohne ihren Besuch vorher anzukündigen. Ich weiß nicht, ob ich nach der Unterhaltung mit Sombra und meinem Vater noch die Kraft habe, über andere heikle Themen zu sprechen.
    „Ich habe über das nachgedacht, was dir im Park passiert ist“, sagt sie und nippt an ihrem Fruchtsaft. „Und dabei sind mir viele Fragen gekommen.“
    „Ich weiß nicht, ob heute der richtige Tag ist, um darüber zu sprechen, Metáfora. Gerade habe ich mich mit meinem Vater über die Wiederbelebung meiner Mutter unterhalten.“
    „Hat er das noch immer nicht aufgegeben?“, fragt Metáfora.
    „Natürlich nicht. Sie haben das Pergament so gut wie entschlüsselt, sagt er. Bald sind sie so weit.“
    „Dein Vater ist ja richtig besessen davon“, erwidert sie ein wenig ironisch. „Meine Mutter hat nichts dagegen, das Spiel mitzuspielen, aber wir wissen doch, dass es nicht funktionieren kann.“
    „Metáfora, will deine Mutter wirklich dabei mitmachen? Sie hält es doch für unmöglich, oder?“
    „Genau wie du. Oder glaubst du etwa im Ernst, dass deine Mutter wiederbelebt werden kann?“
    „Na ja, ich hab da so meine Zweifel … Sicher bin ich mir aber nicht. Meinem Vater hab ich jedenfalls gesagt, dass es ihm nicht gelingen wird.“
    „Das ist ja das, was ich nicht verstehe, Arturo! Dass du nicht sicher bist! Man kann Tote nicht zum Leben erwecken, das ist ausgeschlossen. Es gibt keine Formel der Unsterblichkeit. So etwas existiert nicht, Arturo!“
    Ihre Worte sind hart und lassen keinen Widerspruch zu. Mir ist klar, dass mein Vater sich in eine Sackgasse manövriert hat. Metáfora hat recht.
    „Ich weiß nur, was sie mir gesagt haben“, erwidere ich ausweichend. „Ich will nicht weiter darauf eingehen, doch ich bin froh, dass ihr beiden euch so sicher seid … Aber jetzt erzähl mir, was du dir zu dem Überfall im Park überlegt hast.“
    „Hör zu, ich hab mich gefragt, warum sie dir den Kopf abschneiden wollten. Und für mich gibt es nur eine Erklärung: Sie wollten ihn verkaufen! Jetzt müssen wir nur noch rauskriegen, wer ein Interesse daran hat, ihn zu

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