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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sich herausstellen sollte.«
»Ich beginne zu verstehen…«
»Das würde mich sehr wundern«, sagte der Seher kichernd und fuhr dann fort: »Xaror entfesselte mit Hilfe von Magie den Furchtbringer, der damals noch eine andere Gestalt bevorzugte, und ich ging aus dem Kampf gegen ihn so geschwächt hervor, dass ich leicht zu überrumpeln und mit magischen Mitteln zu bannen war. Man brachte mich auf diese
Insel, auf der bis dahin die Ouroungour in friedlicher Abgeschiedenheit lebten. Eine Rasse, deren Kunstsinn unvergleichlich war und deren Bildhauer und Steinmetze Werke schufen, die bis dahin kaum erreicht waren. Vielleicht sind sie es bis heute nicht.«
»Ihr sprecht von dem Relief in der Felswand«, glaubte
Keandir.
Der Augenlose lachte auf. »Nur ein kläglicher Rest ihrer hochentwickelten Kultur. Nur ein Bruchteil konnte dem Zahn der Zeit widerstehen, zumeist die größten und am wenigsten fein gearbeiteten Stücke. Alles andere ist zu Staub geworden, wie die Knochen der Ahnen. Das Einzige, was blieb, ist die Erinnerung, die ich bewahrt habe. Denn Xaror sorgte dafür, dass dieses Volk von feinsinnigen Künstlern degenerierte, und richtete es dann zu dressierten Wachhunden ab. Der Bann, den er über die Insel legte, ließ den Geist der Ouroungour innerhalb kurzer Zeit abstumpfen. Sie wurden zu den barbarischen Halbtieren, derer ihr Euch erwehren musstet. Inzwischen folgen sie ungehemmt dem Drang zu töten, und sie fressen sowohl ihre eigenen Toten als auch die Fremden, die sie erschlagen. Sie würden auch mich töten, sobald ich das Erdinnere verließe. Doch hierher können sie mir nicht folgen.«
»Warum nicht?«
»Eine Laune Xarors. Vielleicht überkamen ihn auch Skrupel oder Ängste, den Letzten aus dem Volk der Sechs Finger zu töten. Er wäre dann vollkommen allein gewesen. Wie auch immer, er stattete die Ouroungour mit magischem Feuer aus, in dem sie ihre Waffen regelmäßig härten. Waffen, mit denen sie mich sofort töten könnten.« Deshalb, erkannte Keandir, sahen die Waffen der Affenartigen aus wie neu, obwohl die Zivilisation der Affenartigen längst untergegangen war.
»Außerdem kettete er mich mit einem Zauberbann an den
Furchtbringer.«
Der Augenlose machte eine Pause, bevor er fortfuhr: »Xaror sandte in regelmäßigen Abständen Verbannte auf diese Insel. Geschöpfe, die er als seine Feinde ansah, die er aber aus irgendeiner Laune heraus noch eine gewisse Zeit am Leben ließ, so wie mich. Doch das tat er lediglich, um ihren Niedergang zu beobachten und sich daran zu ergötzen, wie bei einem Schauspiel, das seiner Unterhaltung diente. Mein Bruder suchte auch immer wieder selbst diese Insel auf – entweder um mit mir, dem Letzten seiner Art, zu plaudern oder sich an dem Untergang der Verbannten zu erfreuen. Diese Verbannten verfügten nämlich nicht über die Fähigkeit, Stein durchlässig zu machen und im Inneren der Erde zu leben wie ich, und die zu Halbtieren degenerierten Ouroungour haben sie alle getötet. Währenddessen wuchs Xarors Reich des Schreckens, und auf eine gewisse, düstere Weise gedieh es auch. Um mich zu quälen, suchte er mich immer wieder auf und berichtete mir, was sich im Zwischenland unter seiner Herrschaft getan hatte. So als wollte er mir erklären, dass ich zu Gleichwertigem nicht fähig wäre. Aber dann blieben seine Besuche aus. Zeitalter vergingen. Von einer Schiffsbesatzung, die töricht genug gewesen war, in das sagenhafte Nebelmeer zu segeln, und an der schroffen Küste dieses Eilandes strandete, erfuhr ich, dass Xarors Herrschaft ihr Ende gefunden hatte. Und das schon vor langer Zeit, denn für die Gestrandeten war mein Bruder bereits Legende. Die Gestrandeten wurden natürlich nach und nach von den Ouroungour getötet. Das war eine Gnade für sie, denn andernfalls wären auch sie früher oder später zu tierhaften Kreaturen geworden wie die Geflügelten. Die ersten Anzeichen waren bereits zu erkennen. Ich wartete äonenlang, ehe es schließlich wieder eine Schiffsbesatzung hierher
verschlug.«
»Die Sargasso-See scheint eine unheilvolle Anziehungskraft zu haben«, sagte Keandir. »Das gilt offenbar nicht nur für Elben.«
»Dennoch fanden immer seltener Schiffbrüchige den Weg vom Zwischenland hierher. Und niemand konnte mir etwas über Xarors Schicksal berichten. Ich hingegen hatte keine Möglichkeit, mich aus eigener Kraft der Bewachung durch den Furchtbringer und dem magischen Bann, der uns zusammenkettete, zu entziehen, dafür hatte mein Bruder gesorgt. Also

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