Das Reich der Traeume
denken!«
»Einige sagen, dass das sehr mutig von dir war«, fährt Mercurio fort.
»Sollen sie doch sagen, was sie wollen!«
»Horacio ist ziemlich sauer. Nimm dich lieber vor ihm in Acht!«
»Keine Sorge, das werde ich ⦠Ãbrigens, Mercurio, die Stelle, wo wir uns geprügelt haben, die hast du doch gründlich sauber gemacht, oder? Ich meine das Gärtnerhäuschen â¦Â«
»Klar hab ich das sauber gemacht. Warum fragst du?«
»Nur so ⦠Vielleicht hast du ja irgendwas gefunden â¦Â«
»Hast du einen Zahn verloren oder so was?«
»Nein, ich meine irgendwelche Münzen.«
»Geld? Nein, da lag kein Geld. Hab jedenfalls keins gesehen. Weder Münzen noch Scheine.«
»Gut, umso besser.«
»Aber was anderes hab ich gefunden â¦Â«
»Was anderes? Was denn?«
Bevor Mercurio antworten kann, jagt eine Stimme aus dem Lautsprecher meinen Puls hoch: »Señor Adragón kann jetzt Besuch empfangen. Er liegt im Zimmer Nr. 555.«
»Los, gehen wir!«
Ich stelle meine Tasse auf die Theke und renne los. Mercurio hat schon gezahlt und läuft hinter mir her zum Aufzug. Ich habe das Gefühl, es dauert ewig, bis wir im 5. Stock ankommen. Die Tür geht auf, wir stürmen in den Gang hinaus und machen uns auf die Suche nach Zimmer 555.
»Hier!«, rufe ich. »Endlich!«
Ich klopfe, drücke die Türklinke und öffne.
»Arturo, mein Sohn! Gerade habe ich an dich gedacht!«
»Papa! Papa!«, rufe ich und laufe zu ihm. Eine Krankenschwester legt ihm gerade einen Tropf. »Ist alles okay?«
»Ja, ja, es war mehr der erste Schock. Bald ist alles wieder in Ordnung.«
»Er hat nur ein paar Prellungen«, erklärt die Krankenschwester. »Und eine Wunde an der Hand musste gereinigt werden. Nichts Ernstes also. Aber er muss ein paar Tage zur Beobachtung hierbleiben, weil er einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Er war ziemlich lange bewusstlos.«
»Was ist denn passiert?«
»Zwei Männer haben mich überfallen. Sie wollten ein paar Steine aus dem Garten klauen, ich hab gesagt, sie sollten das sein lassen, und da haben sie auf mich eingeschlagen.«
»Sie wollten Steine klauen?«
»Ja, in der Tat. Als ich geschrien habe, wollte dein Freund, dieser Hinkebein, mir zu Hilfe eilen, aber er kam zu spät. Irgendjemand muss dann wohl den Krankenwagen gerufen haben, und als ich aufgewacht bin, war ich hier. Ich habe sie gebeten, in der Schule anzurufen und dich zu benachrichtigen.«
»Ja, der Direktor hat mir Bescheid gesagt und ich bin sofort gekommen. Mercurio hat mich im Auto hergebracht, ihr kennt euch ja.«
»Ja, natürlich ⦠Danke, Mercurio! Sag mal, hast du Norma Bescheid gesagt?«
»Nein, aber ich hab Metáfora eine SMS geschickt. Sie werden jeden Augenblick hier sein, nehme ich an.«
»Ich möchte nicht, dass sie mich so sehen.«
»Seien Sie unbesorgt, Sie sehen prima aus«, beruhigt ihn die Krankenschwester, die gerade das Zimmer verlässt. »Wenn Sie etwas brauchen, klingeln Sie einfach.«
Sie lässt uns alleine und ich setze mich zu meinem Vater aufs Bett.
»Erzähl mir jetzt mal genau, was passiert ist, Papa. Das mit den Männern, die Steine klauen wollten ⦠also, das hört sich ziemlich merkwürdig an â¦Â«
»Ich versichere dir, es ist die Wahrheit! Sie wollten die uralten Steine aus dem Garten stehlen. Du weiÃt schon, die Steine, die den Hauptweg markieren.«
VII
Die schwarze Grotte
A rturo sah einen Schatten auf der anderen Seite der Tür. Er war bereits völlig erschöpft, doch er wollte diesen Kampf um jeden Preis beenden. Dass er in seinem ersten Schwertkampf Mann gegen Mann so weit gekommen war, und das gegen einen derart erfahrenen Krieger, war allein schon eine Heldentat. Der Gedanke machte ihm Mut.
»Komm rein, Junge, und sieh dir den Ort an, an dem du sterben wirst!«, rief Morfidio. »Dies wird dein Grab werden!«
Arturo betrat das Kellergewölbe. Es handelte sich um eine Grotte, die sich durch die Erosion der Zeit und die Kraft des Windes zwischen den Felsen gebildet hatte. Der Boden bestand aus gestampfter Erde, Steinen und Sand, der an manchen Stellen schwarz war wie Kohlenstaub. Ein klarer Bach floss durch die Höhle, wurde breiter und endete in einem kleinen See, in dessen Mitte ein groÃer schwarzer Felsen wie ein Siegeszeichen aufragte. Es herrschte
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