Das Reich der Traeume
bringe mir seine Leiche!«
Die Bestie lief los. Den Finsteren Zauberer hatte die Anstrengung so sehr ermüdet, dass er schwankte und vor Schmerzen stöhnte. Sogleich eilten die Wundheiler herbei, um sich um ihren Herrn zu kümmern.
»Ihr müsst Euch Ruhe gönnen, Herr, oder Ihr werdet sterben«, warnte ihn Tránsito.
»Ruhe?«, schrie Demónicus. »Für mich gibt es keine Ruhe mehr! Ich will, dass ihr dieses Schloss zerstört! Tötet sie alle! Niemand soll am Leben bleiben! Schafft die Leiche meiner Tochter her!«
Seine Heeresführer waren verwirrt. Sie hatten noch nichts von dem schrecklichen Ende der Prinzessin gehört und wussten nicht, ob dies ein Befehl war oder nur einer der Wutausbrüche ihres Herrn.
Doch Demónicus beseitigte umgehend ihre Zweifel, indem er schrie: »Attacke! Attacke! Attacke! Alle sollen sterben! Niemand soll mit dem Leben davonkommen! Lasst die Bestien los!«
Die Trompeten schmetterten. Tausende von erfahrenen Kriegern, begleitet von wilden, hungrigen Bestien, marschierten auf Königin Ãmedis Schloss zu. Das Kriegsgetöse des mächtigen Heeres drang an die Ohren der Verteidiger und lieà sie um ihr Leben zittern. Niemand würde diese gigantische Flut blutrünstiger Krieger aufhalten können. Kein Zweifel, die Emedianer sahen den letzten Minuten ihres Lebens entgegen.
»Schickt die Drachen los!«, befahl Demónicus.
Aller Blicke waren nun auf den Mann gerichtet, den die Königin soeben zum Ritter geschlagen und dem sie den Oberbefehl über ihre Armee übertragen hatte. Arturo kniete noch immer auf dem Boden und schlang weinend seine Arme um die Leiche eines Mädchens, das niemand kannte.
»Feuerdrachen!«, schrie Leónidas und zeigte auf die drei Ungetüme, die auf das Schloss zugeflogen kamen. »Alarm!«
EmedÃs Mannen waren einen Moment unaufmerksam gewesen und brachten so das Schloss in Gefahr. Der kriegerische Geist, der eben noch in ihren Reihen geherrscht hatte, war erloschen, und der Schatten der Niederlage legte sich über das Schloss. Ohne Vertrauen in den Sieg war es unmöglich, dem Angriff standzuhalten.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Königin Ãmedi Arturo den Oberbefehl überlassen. Jetzt erhob sie ihre Stimme über das lähmende Schweigen, das sich in der Festung ausgebreitet hatte.
»Mein Pferd!«, rief sie. »Bringt mir mein Pferd!«
Doch ihre Untergebenen reagierten nicht auf ihren Befehl.
»Bringt mir mein Pferd!«, wiederholte die Königin. »Jetzt sofort!«
Die Diener lösten sich aus ihrer Starre und eilten davon, um kurz danach mit dem Schlachtross der Königin zurückzukommen. Ãmedi saà auf, ergriff energisch die Zügel, zückte ihr silbernes Schwert, hob den Arm und gab einen weiteren Befehl: »Ãffnet das Haupttor und folgt mir!«
Sie gab ihrem Pferd die Sporen und ritt auf das Haupttor zu, das sich bereits langsam öffnete. Die Ritter folgten ihr. Auch die Soldaten der Infanterie setzten sich in Marsch, obwohl sie sich bewusst waren, dass drauÃen der sichere Tod auf sie wartete. Doch das war ihnen jetzt egal. Wenn die Königin sich als Erste dem Feind entgegenwarf, konnten sie nicht zurückbleiben.
Ãmedi näherte sich Arturo, der über Alexias Leiche gebeugt war und bitterlich weinte. Sie befahl ihren Rittern, einen Kreis um die beiden zu bilden und Arturo, wenn nötig, mit ihrem eigenen Leben zu verteidigen. Ein Dutzend tapferer Männer folgte ihrem Befehl und bildete einen menschlichen Schutzschild um Arturo Adragón.
Die Königin sah mit besorgter Miene, wie Demónicusâ siegessichere Truppen auf sie zumarschiert kamen.
»Wir wollen als freie Menschen sterben!«, rief sie ihren Männern zu. »Zeigen wir diesen Barbaren, wie wahre Helden zu sterben verstehen!«
Sie wollte gerade vorwärtsstürmen, als Arquimaes sich ihr in den Weg stellte.
»Herrin, hört mich an«, sagte er. »Ihr erweist Eurem Reich einen gröÃeren Dienst, wenn Ihr dafür sorgt, dass Arturo wieder zu sich kommt. Ich glaube, er braucht jetzt Eure Hilfe.«
»Ich muss meine Männer anführen! Arturo wird sich selbst helfen!«
»Ihr täuscht Euch, Herrin. Arturo braucht Euren Atem. Ich kann die Führung der Armee übernehmen, wenn Ihr erlaubt.«
Ãmedi warf einen Blick auf Arturo und begriff, dass Arquimaes recht hatte. Für Arturo war eine Welt
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