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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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knackte nur zerstreut mit den Fingern. Dann kam ein Laut wie »Lappalie« über seine zusammengepreßten Lippen, und darauf ließ er, sich ungezwungen auf den Fersen umdrehend, den jungen Mann einfach stehen.
    Morgan hätte die Auseinandersetzung doch vielleicht noch weiter geführt, da bekamen seine Gedanken aber durch einen Zwischenfall eine andre Richtung. Eben trat nämlich ein Passagier aus dem zu den Kabinen führenden Gange und kam geraden Wegs auf ihn zu.
     

    Saunders brachte eine Visitenkarte zum Vorschein. (S. 39.)
     
    Blond, von hohem Wuchs und von anspruchsloser, doch sorgfältiger Eleganz, hatte dieser Passagier ein bestimmtes Etwas von einem »Nicht-Engländer« an sich, worüber Morgan sich gar nicht täuschen konnte. Er hörte sich auch mit Vergnügen, doch ohne Überraschung, in seiner Muttersprache anreden.
    »Herr Professor, begann der Ankömmling mit einer Art ansteckender guter Laune, man hat mir gesagt, daß Sie sich als Dolmetscher an Bord befänden.
    – So ist es, mein Herr.
    – Und da ich, wenn wir in die Gebiete Spaniens kommen, jedenfalls Ihrer Unterstützung bedürfen werde, wollte ich, als Landsmann, mich Ihrem besondern Wohlwollen empfehlen. Erlauben Sie, mich vorzustellen: Roger de Sorgues, Leutnant im vierten Jägerregiment, gegenwärtig zum Zwecke der Erholung beurlaubt.
    – Der Dolmetscher Robert Morgan steht ganz zu Ihren Diensten, Herr Leutnant.«
    Die beiden Franzosen verabschiedeten sich voneinander. Während sein Landsmann nach dem Vorderteile ging, wendete sich Morgan wieder der Stelle zu, wo Saunders und der ungeschlachte Holländer gestanden hatten. Er fand sie jedoch nicht mehr: Saunders war verschwunden, und mit ihm der sanftmütige Piperboom.
    Saunders war zuerst weggegangen, und augenblicklich seines sperrigen Begleiters ledig, spazierte er um den Kapitän Pip herum, dessen Verhalten ihn zu reizen schien.
    Kapitän Pip hatte, das ließ sich nicht leugnen, auch sonderbare Züge und merkwürdige Gewohnheiten an sich.
    Wenn ihn irgendetwas, Kummer oder Freude, erregte und er in den »Seelenzustand« kam, wo der Mensch im allgemeinen das Verlangen nach einem Vertrauten empfindet, da blieb der Kapitän bis aufs äußerste zugeknöpft, da kam kein Wort über seine Lippen: erst nach Verlauf einer gewissen Zeit, nachdem sich in seinem Innern eine geheimnisvolle Arbeit abgespielt hatte empfand er das Bedürfnis, eine »verschwisterte Seele« zu finden, in deren Brust er ausschütten konnte, was ihn bedrückte. Hier sei gleich bemerkt, daß er diese »verschwisterte Seele« ohne Schwierigkeit fand, freilich hatte sie vier Füße und hielt sich stets gegen zwanzig Zentimeter hinter den Fersen ihres Herrn.
    Von der Rasse der zottigen englischen Griffons, aber von nicht nachweisbarer Abstammung, hörte dieser treue Freund folgsam auf den Namen Artimon. Hatte der Kapitän einen Ärger oder ein Vergnügen, so rief er Artimon zu sich und vertraute seiner Verschwiegenheit die Gedanken, die ihm dabei aufgestiegen waren.
    Am heutigen Morgen bedurfte der Kapitän ohne Zweifel notwendig eines Vertrauten, denn kaum war der Herr Bishop weg, als er eiligen Schrittes auf den Besanmast zuging und mit kurz abgerissener Stimme nach seinem Artimon rief.
    Vollkommen gewöhnt an eine solche Aufforderung, erschien der abscheuliche schmutziggelbe Kläffer, der ihm auf Schritt und Tritt folgte, sogleich vor ihm, setzte sich auf sein Hintergestell und erhob, mit allen Zeichen gespannter Aufmerksamkeit, die klugen Augen zu seinem Gebieter.
    Der Kapitän Pip schwieg aber zunächst noch still. Was in ihm kochte, war noch nicht gar genug, herausgegeben zu werden. Noch eine Zeitlang blieb er stumm und unbeweglich stehen, nur seine Augenbrauen waren gerunzelt, und den Artimon ließ er in einer peinlichen Ungewißheit sitzen.
    Jedenfalls wollte er sein Herz von einer Sorge, gewiß von keiner freudigen Erfahrung entlasten. Die verschwisterte Seele konnte sich darüber nicht täuschen, denn der Hund sah das an dem aufgespreizten Schnurrbart seines Freundes und an dem unheimlich leuchtenden Feuer seiner Augen, deren Pupillen vom Unmut weiter auseinandergedrängt erschienen.
    Diesen wütenden Blick ließ der Kapitän, während er grausam seine Nasenspitze knetete, von den Kranbalken bis zum Hackbord und vom Hackbord wieder bis zu den Kranbalken hinschweifen. Nachdem er dann kräftig ins Meer hinuntergespuckt hatte, stampfte er mit dem Fuße auf und rief, indem er Artimon dazu gerade ansah, mit zornbebender

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