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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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ruhig und friedlich erscheinenden Familie. Doch jetzt war der Moment gekommen, sich gegen einen gemeinsamen Feind zusammenzuschließen.
    Mit seinem Geschenk hatte Ugo, ohne es zu wollen, allen anderen einen Grund dafür gegeben.

Schloss Sandriano, 3. November 2006
    Als Elena ins Schloss zurückkehrte, kam ihr Marta entgegen. »Da ist ein Mann im Salon. Aber ich kenne ihn nicht.«
    Elena brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, wer gemeint war. »Oh, das dürfte Leone sein...«
    »Leone? Doch nicht etwa dein Cousin, der Enkel der Deutschen?« Marta schrie fast.
    »Du weißt Bescheid? Du wusstest von der ersten Ehe meines Großvaters? Warum hat mir niemand etwas davon gesagt?«
    Marta zuckte mit den Schultern. »Das war nicht meine Aufgabe.Vielleicht wollte der Graf nicht, dass du davon erfährst.Weißt du, er hat diese Ehe verabscheut und in seinem Testament bestimmt nichts für deinen Cousin vorgesehen.«
    »Die ganzen Geheimnisse verwirren mich«, sagte Elena und seufzte. »Wie dem auch sei, Leone ist unser Gast. Er bleibt nur bis morgen zur Testamentseröffnung. Es wäre
unhöflich gewesen, ihn fortzuschicken. Er gehört zur Familie und hat genauso ein Recht darauf wie ich, hier im Schloss zu sein. Bitte bereite ein Zimmer für ihn vor, und sag Anna, dass sie etwas kochen soll.«
    Marta presste missbilligend die Lippen zusammen, ging fort und murmelte: »Ich bezweifle, dass der Graf damit einverstanden gewesen wäre...«
    Elena ging mit langen Schritten zum Salon. Es wurde Zeit, nach Erklärungen zu fragen.
     
    Sie musste zugeben, dass Leone wirklich faszinierend war. Die Haut leicht gebräunt, blondes Haar, grüne Augen und ein Gesicht mit aristokratischen Zügen. Vor allem die Nase erinnerte an den Großvater, auch wenn sie nicht ganz so groß war. Leones Statur wies darauf hin, dass er intensiv Sport trieb.
    »Bist du mit dem Ergebnis der Überprüfung zufrieden?«, fragte er amüsiert. Sie saßen in Sesseln vor dem Kamin, in dem ein Feuer brannte.
    »Ich habe dich angestarrt, ich weiß, aber ich kann einfach nicht vermeiden, nach Ähnlichkeiten Ausschau zu halten. Mir ist klar, dass ich brüsk bin, doch wir haben nicht viel Zeit, und ich möchte, dass du mir von deiner Familie erzählst.«
    »Das ist schon verständlich«, erwiderte Leone und lächelte. »Wie ich bereits sagte, unser Großvater war mit der Baronin Elfriede von Grünigen verheiratet. Die Ehe dauerte nur ein Jahr, und als meine Großmutter nach Deutschland zurückkehrte, stellte sie fest, dass sie schwanger war. Sie hat es unserem Großvater geschrieben, doch nie eine Antwort erhalten. Meine Mutter
war etwa zwei Jahre alt, als meine Großmutter bei der ersten Bombardierung von Berlin starb, am 25. August 1940. Ihre Familie hat das Kind großgezogen und unterhielt keine Kontakte mit dem Vater, bis sie vor etwa zehn Jahren versuchte, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Aber der Graf wollte meiner Mutter nicht begegnen und sie erst recht nicht als seine Tochter anerkennen. Meine Mutter war davon sehr enttäuscht und hat nie wieder versucht, ihren Vater zu sehen. Einige Jahre später heiratete sie den Marchese Alberto Caetani di Villareale, und ich wurde geboren. Zwar hat sich meine Mutter sehr gedemütigt gefühlt, doch sie sprach oft von den Brandantis. Sie wusste, dass ihr Vater wieder geheiratet und einen Sohn bekommen hatte, den so sehr herbeigewünschten Erben, der ihn später aber aus irgendeinem Grund enttäuschte. Offenbar kam es zum Bruch zwischen ihm und der ganzen Familie seines Sohnes. Eine eigenartige Parallele, findest du nicht?«
    »Aus welchem Grund ist deine Großmutter gegangen? War sie dazu gezwungen?«
    Leone schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Meine Oma hat das Geheimnis mit in ihr Grab genommen, und meine Mutter konnte das Rätsel nie lösen. Wie gesagt, unser Großvater hat es abgelehnt, sich mit ihr zu treffen.«
    »Sein Eigensinn hat überall Leid geschaffen... Und schließlich ist er ihm selbst zum Opfer gefallen.«
    »Stimmt. Aber du hast vor seinem Tod mit ihm gesprochen. Hat er dir etwas gesagt?«
    »Ja«, murmelte Elena.
    »Und? Wenn es eine Sache der Familie ist, so geht sie auch mich etwas an.«

    »Tut mir leid, ich kann nicht darüber reden.«
    »Es scheint eine Angewohnheit der Brandantis zu sein, um alles ein Geheimnis zu machen«, brummte Leone.
    »Vielleicht... Lass uns jetzt essen. Ich bin müde und möchte früh zu Bett gehen.«
    »Wie du willst«, erwiderte Leone mit einem Lächeln.
    Doch für

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