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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dasselbe ab: Eine Nacht, geschaffen, um ein Fest zu feiern. O ja … Und nun?
    Von wo waren sie gekommen? Wieso waren sie gekommen? Warum waren es immer die Mörder, die kamen? Nein, sie durften nicht zurück. Keiner.
    Rons Hand schraubte sich um den Kolben der Waffe. Tama, die neben ihm kauerte, legte ihre Hand auf sein Knie. Die Hand zitterte.
    »Es wird alles gutgehen, Tama.« Es klang wie ein Schwur. Sie erwiderte nichts.
    »Ron«, flüsterte Gilbert, »wie ist das … Am Berg entlang, kommt man da direkt ans Riff? Oder muß man durchs Wasser?«
    »Weiter rechts, ja. Da schiebt sich die Wand ins Meer.«
    »Wie weit ist das?«
    »Nicht weit. Hundert Meter.«
    »Stein? Oder Geröll?«
    »Fels«, sagte Ron.
    »Na dann, gehen wir.«
    Gilbert legte Tama die Hand auf die Schulter und drückte sie nieder. Diesmal wehrte sie sich nicht. Sie blieb …
    Ron ging voraus. Er kannte jeden Strauch, jeden Baum, jede Silhouette, den Weg hätte er im Schlaf gefunden. Manchmal blieb er stehen, um mit angespannten Nerven zu warten, bis Gilbert aufholte. Dann lauschte er in die Nacht. Vom Dorf war noch immer nichts zu hören. Kein Geräusch war zu vernehmen, nichts als das Knacken eines Zweiges, der unter Descartes' Sohlen zerbrach. Aber das Plätschern des Wassers überdeckte es.
    Sie hatten den ersten der Basaltblöcke erreicht, den der Vulkan vor langer Zeit herabgeschleudert hatte. Schräg lag er im Sand. Er war mit nassen Flechten bewachsen. Gleich dahinter begann ein Vorsprung, eine Art schräge Plattform, die bis zum Meer führte.
    Sie trugen beide ihre leichten Bootsschuhe. Als das Fest begann, hatten sie sie angelassen, um die Füße vor Skorpionen oder Dornen zu schützen. Nun waren sie froh darum. Die leichten Gummisohlen schluckten jeden Laut und verhinderten das Abrutschen auf dem Fels.
    Descartes war stehengeblieben. Seine Hand lag auf Rons Schulter, die Finger drückten sich in sein Fleisch.
    Ron verstand: Das Boot! Es lag dort im Wasser, wo er es vermutet hatte – am Ende der Lagune und am Beginn des Berges. Die Zigarette war nun nicht mehr zu sehen. Der Mann dort wurde verborgen von dem schweren, schwarzen Vulkanbrocken, der die Bucht abschloß …
    Sie sahen sich an.
    »Scheißknie«, flüsterte Gilbert. »Hilf mir hoch.«
    »Einen Dreck werd' ich. Das ist meine Sache.«
    »Red' keinen Unsinn. So was kannst du nicht. – Nun mach schon.«
    Vielleicht war es die unbeugsame Entschlossenheit in Descartes' Stimme, oder es war Rons Unsicherheit, die aus der Erkenntnis rührte, daß Gilbert wohl recht hatte. Er nickte.
    Sie waren nun dicht am Fels. Ron verschränkte beide Hände, um ihm hochzuhelfen, doch Descartes schüttelte den Kopf. »Die Schulter reicht. Geh in die Knie.«
    Ron gehorchte, spürte das Gewicht auf den Schultern, ein Gewicht, das jeden Muskel zittern ließ, er hörte ein schabendes Geräusch, und das war lauter als das Wasser, es schien in seinen Ohren zu donnern. Nun spürte er den Franzosen nicht mehr. Er war oben. Er hatte sich wohl hochgezogen.
    Dann ging alles ganz schnell. Da war ein Schrei. Und es war nicht Descartes' Stimme, die schrie. Es war die seines Opfers.
    Ron zog sich selbst hoch, rutschte, schaffte es erst im zweiten Anlauf. Dann war er oben, sah das Boot und daneben, halb im Wasser, eine leblose Form. Die Wellen bewegten sie hin und her.
    Er fühlte, wie sich irgendwas in ihm zusammenzog. Schweiß rann in Bächen über sein Gesicht und seinen Körper, etwas vibrierte an seinem Rücken, war wie ein heißes, rasendes Flimmern, das in der Mitte der Wirbelsäule begann und sich über den ganzen Körper ausbreiten wollte.
    Reiß dich zusammen, sagte er sich. Gilbert hat recht: Ratten! Keiner soll zurück!
    »Zieh mich hoch«, hörte er die unterdrückte Stimme des Franzosen. »Los schon, gib mir die Hand.«
    »Aber das Boot, Gilbert«, flüsterte er.
    »Scheiße noch mal! Du hast recht. Hab' ich gleich.« Gilbert stand bis zu den Knien im Wasser. Ron sah, wie er sich bückte, hörte das Klappern des Paddels, er hob es hoch, warf es ihm zu: »Da! – Ich nehm den Verteiler raus.«
    Ron versuchte das Paddel an der Felskante zu zerbrechen – nein, das würde zu laut werden. Er schob es an der Kante des großen Felsens in die Tiefe, so daß es zwischen zwei anderen Steinbrocken verschwand. Als er an seinen Platz zurückkam, hatte Descartes bereits das Motorgehäuse des Außenborders abgenommen und den Verteilerkopf entfernt. Er warf ihn ins Wasser.
    »Komm schon, Ron, hilf mir.«
    Ron zog

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