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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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den Ohren: Aber nicht in Afrika. In Afrika. Afrika ...

45. Kapitel
     
    Palazuelo wählte die Nummer, die Simon ihm gegeben hatte, und hielt das Handy an sein Ohr. Auf Simon den Wanderer war üblicherweise Verlass. Er war zwar kein Seefahrer, aber hatte trotzdem in jedem Hafen eine Braut. Eine sterbliche Braut, einen Quell der einfachen Mahlzeiten und eine unerschütterliche, weil rettungslos hörige Verbündete.
    „Ja?“, meldete sich eine weibliche Stimme knapp.
    „ ¡Buenas noches, Señora Anna! “
    „Wer spricht da?“
    „Julio Palazuelo. Sie haben von mir gehört.“
    „Kann man wohl sagen.“
    „Simon der Wanderer berichtete mir, dass Sie eine treue Dienerin unserer Art sind, Señora Anna. Ich bin nun in der Situation, dass ich es sehr zu schätzen wüsste, wenn Sie mir einen kleinen Gefallen täten. Wie man hört, haben Sie gute Kontakte in der Frankfurter Halb- und Unterwelt?“
    „Kann nicht klagen.“
    „Ich suche eine junge Sterbliche namens Lea Leonardt, die sich derzeit in Frankfurt versteckt. Sie hat einige Nächte im sogenannten Sleep-In verbracht und von der dortigen Leiterin eine Liste mit Adressen weiterer Übernachtungsplätze erhalten, von denen sie jedoch bis dato keinen aufgesucht hat.“
    „Keine Sorge, die Sorte findet sich. Früher oder später kommt sie von selbst bei mir vorbei. Wenn sie nicht sogar schon hier war.“
    „Oder ist.“
    „Haargenau. Sagen Sie mir alles, was Sie über sie wissen, und wenn ich sie aufgespürt habe, werde ich die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Was soll denn mit ihr geschehen?“
    „ Ella debe morir. “
    „Holla. Sie verlangen eine Menge, Señor. Was hat sie denn verbrochen?“
    „Überlassen Sie den Prozess und die Verurteilung mir, Señora Anna. Kümmern Sie sich um die Vollstreckung.“
    „Wie soll es vonstattengehen?“
    „Ein Mittelsmann wird in zehn Minuten bei Ihnen sein und Ihnen ein Fläschchen übergeben. Ich möchte, dass die Sterbliche den Inhalt dieses Fläschchens konsumiert.“
    „Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Ich könnte sie außer Landes schaffen lassen, außerhalb Europas ...“
    „Es ist absolut notwendig. Ich bin sicher, Simon wird sich Ihnen gegenüber äußerst dankbar zeigen, wenn Sie diesen kleinen Gefallen für einen seiner besten Freunde erledigen.“
    „M-meinen Sie?“
    „Ich bin mir sicher.“
    „Also gut. Für Simon. Er wird doch mal wieder vorbeikommen? Bald?“
    „Wenn Sie sich kooperativ verhalten, wird er Sie sicher gerne besuchen, Señora Anna.“
    „Ich erwarte Ihren Mitarbeiter in zehn Minuten.“
    „Jetzt noch acht.“
    „Wie sieht das Mädchen denn aus?“
    „Etwas über schulterlange, schwarze lockige Haare. In dieser Jahreszeit kaum erkennbare Reste von Sommersprossen. Schlank. Trug zum Zeitpunkt ihres Verschwindens einen braunen Ledermantel und blaue Jeans. Möglicherweise Verletzung am rechten Bein.“
    Eine Sekunde lang schwebte ein leise knisterndes Schweigen in der Leitung. Dann sprach die weibliche Stimme wieder:
    „Ja, ich kenne sie.“
    Palazuelo legte auf und lächelte breit.
    Die Tage dieser vorlauten Göre waren gezählt.
     
    Lea saß in einem äußerst karg eingerichteten Krankenzimmer auf einem Bundeswehr-Feldbett. Das einzige Licht kam von einer nackten Glühbirne. An den dunkelgrauen Wänden klebten noch dunklere braune Flecken, deren Ursprung sie gar nicht näher in Erfahrung bringen wollte.
    Der Arzt (zumindest ließ er sich so nennen) legte letzte Hand an ihren Verband, dann half er ihr vorsichtig, ihre Jeans wieder anzuziehen.
    „Das sollte eine Weile halten“, brummte er, „vorausgesetzt, du kletterst bis auf weiteres nicht mehr über Mauern und hütest dich vor allzu tiefem Fall.“
    „Danke für die guten Ratschläge. Ich hatte geplant, in den nächsten Jahren nicht mehr in unvorhergesehene Notsituationen zu geraten.“
    „Wenn du diesen Plan durchziehst, hast du gute Chancen“, lachte er.
    „Diese Anna Bolika – kennen Sie sie?“
    „Was heißt kennen. Ich arbeite für sie. Ein Naturtalent von einer Organisatorin. Hat ihren Betrieb fest im Griff. Ihr entgeht nichts.“
    „Womit handelt dieser ... Betrieb?“
    Er zuckte die Schultern. „Jedenfalls nicht mit Antworten auf dumme Fragen, Mädchen. Je weniger du wissen willst, umso schneller wirst du bei Anna Karriere machen. Aber sieh mal, wer da kommt. Wenn man den Teufel nennt ...“
    Das wandelnde Muskelpaket betrat den kleinen Raum. Lea hatte beinahe den Eindruck, als würde sie von ihren

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