Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
einem Thema, bei dem jeder Depp eine Zwei plus abstauben kann?“
„Wenn ich diese Bemerkung schlucke, ohne dir zu sagen, dass du ein gemeiner Idiot bist und dich zum Teufel scheren sollst, beweist dir das dann meinen guten Willen?“
„Absolut nicht! Und deine Hausaufgaben brauch ich schon gar nicht. Geh woanders angeben.“
„Also gut, zwei Monate! Was ist, bist du dabei?“
„Herrgott, bist du stur. Na schön, schlimmer als jetzt und hier noch stundenlang mit dir reden zu müssen, kann das auch nicht sein. Aber nur unter einer Bedingung!“
„Die wäre?“
„Absolutes Klugscheißverbot für die gesamte Dauer unserer Zusammenarbeit.“
Lea verzog in spielerischem Schmollen das Gesicht. „Wenn du wüsstest, wie wenig du mich kennst.“
„Mit diesem Satz hättest du bereits gegen die Bedingung verstoßen.“
„Darf ich dann überhaupt noch was sagen?“
„Ich weiß ja nicht, ob du das kannst, ohne arrogant und zickig zu wirken.“
„Das Wort arrogant bedeutet ursprünglich nur, dass man sich etwas aneignet. Darin kann ich nichts Verwerfliches erkennen.“
„Das ist doch wohl---“
„Okay, okay, war nur Spaß. Ich halt mich zurück, ja?“
Er schwieg. Lea streckte vorsichtig die Hand aus.
„Sind wir Partner?“
Bülent betrachtete lange und regungslos die dargebotene Hand, als ob sie eine gefährliche Schlange wäre, die er nicht reizen wollte.
Schließlich hob er seine eigene Rechte, zögerte noch einen Augenblick und schlug dann ein.
„Neugier siegt.“
„Neugier siegt“, bestätigte Lea, „setz dich, ich erkläre dir alles. Zu Ethik kommen wir jetzt sowieso viel zu spät.“
„Ich bin nicht in Ethik. Ich kriege einmal die Woche islamischen Religionsunterricht bei einem Kulturverein in Frankfurt.“
„Hoffentlich endest du dann nicht mal in einem Flugzeug, das gegen ein Hochhaus stürzt.“
„Immer noch besser als gar kein Job, weil man wegen seiner vorlauten Klappe von der Schule geflogen ist.“
„Also, hör zu, ich habe Folgendes vor ...“
Lea beschrieb in groben Zügen ihren Plan, in den Quelltexten ihres Vaters nach Hinweisen auf seine Veränderung oder seine merkwürdigen Auftraggeber zu suchen. Anschließend erzählte sie kurz von ihren bisherigen, mehr oder minder vergeblichen Lauschversuchen und fasste das Wenige zusammen, das ihre Eltern dabei gesagt hatten.
„Ich dachte für den nächsten Versuch an Richtmikrofone“, schloss sie und versuchte dabei möglichst souverän zu klingen.
Bülent hatte es sich während ihrer Ausführungen auf dem alten, seinerzeit von seinem Vater für die Cafeteria gestifteten Plüschsofa bequem gemacht und die Augen geschlossen.
„Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Lea zornig.
„Klar, ich weiß genau, worum es geht ... äh, wie heißt du nochmal?“
„Spar dir jetzt die Spielchen. Das hier ist wichtig. Und es muss schnell gehen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch haben.“
Bülent setzte sich auf.
„Keine Spielchen, okay? Dann sag ich dir erst mal eins. Du hast voll die Paranoia! Jeder hier hat Stress mit seinen Eltern, ohne deshalb gleich Big Brother mit ihnen spielen zu wollen. Komm runter von deinen Gruselgeschichten und versuch's mal in der Wirklichkeit!“
„Das wäre ein Rat, den ich höchstens von einem Freund akzeptieren würde. Wir haben uns aber geeinigt, dass wir keine Freunde werden müssen. Fällt dir sonst noch was ein, oder bist du doch nur ein großer Bluff?“
Er räusperte sich. „Erstens. Richtmikrofone sind für Sandkastendetektive. Zweitens. Quelltexte sind der falsche Ansatz. Drittens. Wenn du heute Nachmittag zu Hause bist, komme ich vorbei und zeige dir, wie man Erstens und Zweitens besser angehen kann. Okay?“
„Das ist ja wohl unglaublich. Wer von uns beiden ist denn nun am Klugscheißen?“
„Du hast mich gefragt.“
„Also gut. Komm von mir aus vorbei. Ach, übrigens ...“
„Was denn?“
„Wenn meine Eltern dich nach dem Computer fragen, den du mir geliehen hast, sag ihnen einfach, ich kann ihn noch eine Weile behalten.“
„Computer? Um nichts in der Welt würde ich dir ...“
„Musst du auch nicht. Sag es einfach, okay?“
Bülent zuckte die Schultern und wandte den Blick stoßseufzend nach oben.
Zwei Stunden später saß Lea mit ihrer Mutter am Mittagstisch.
„Kommt Pa wieder nicht runter?“
„Er muss ein bisschen schlafen. Heute Nacht hat er bis morgens früh gearbeitet, um irgendetwas fristgerecht fertig zu kriegen.“
„Ziemlich
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