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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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glaube, ich nenne dich von jetzt an hohles Brot. Und jetzt
halt die Klappe und leg die nächste Scheibe auf.«
    Lily schaltete den kleinen Fernseher in der Küche ein. Es
lief eine dieser unsäglichen Nachmittags-Talkshows, in der eine scheinheilige,
hoffnungslos überschminkte Moderatorin versuchte, ein verhuschtes Frauchen
davon zu überzeugen, dass sie zusehen sollte, sich von ihrem undankbaren,
untreuen Ehemann zu trennen.
    Lily tat die zarte Frau irgendwie leid, konnte aber nicht verstehen,
wieso manche Menschen den Drang verspürten, ihre privaten Probleme öffentlich
im Fernsehen zu besprechen. Sie war sich durchaus im Klaren darüber, dass sie
die Glotze dann konsequenterweise auch ausschalten sollte, hörte aber der Frau
und der Moderatorin trotzdem weiter zu.
    Es lag glockenklar auf der Hand, dass sie ihren Mann
schnellstmöglich verlassen und sich ein neues Leben aufbauen sollte – Lily
stimmte sogar in die Zurufe des Publikums mit ein. Sie amüsierte sich über sich
selbst und war richtig erleichtert, als sich endlich eine große Frau in einem
geblümten Kleid in der ersten Reihe erhob und der Frau in aller Deutlichkeit
mitteilte, sie solle diesen Nichtsnutz verlassen.
    Seltsam, ging es Lily durch den Kopf, während sie das schmutzige
Spülwasser ab- und frisches einlaufen ließ, wie klar man die Probleme anderer
Menschen sehen und einschätzen konnte, während man vor seiner eigenen Tür im
dichtesten Nebel herumstocherte.
    Vielleicht sollte sie Liam auch mal zu so einer Talkshow schleifen
und sich von einer ganzen Armee großer Frauen in geblümten Kleidern zurufen
lassen, was zu tun sei.
    Sie stellte sich die Szene vor: Sie und Liam, wie sie vor einem
voreingenommenen Publikum der ganzen Welt ihre Eheprobleme mitteilten.
    Natürlich war das eine lächerliche Vorstellung, aber vielleicht wäre
es gar keine schlechte Idee, wenn jemand zwischen ihnen vermitteln würde. Liam
bekam derzeit alles, was sie sagte, in den falschen Hals – im Grunde brauchte
sie selbst für die harmlosesten Wortwechsel eine Art Dolmetscher. Sie dachte
sofort an Peter. Allerdings wäre es nicht fair, ihn da ausgerechnet jetzt mit
hineinzuziehen, er hatte schon genug um die Ohren. Er hatte Liam nach Cornwall
geholt, weil er fürchtete, mit dem Riesenprojekt von Corday allein nicht fertig
zu werden – und jetzt blieb ihm gar nichts anderes mehr übrig.
    Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war es zur Abwechslung
sie, die sich besorgt zum Thema Gewichtsabnahme und Schlafmangel geäußert
hatte.
    Es wäre unfair, ihn jetzt auch noch mit ihren Privatproblemen zu
belästigen.
    Nun gut. Wenn sie ihre Situation sachlich von oben betrachten
könnte, was würde sie sich dann selbst raten?
    Vielleicht, dass sie sich nicht so sehr auf die Folgen konzentrieren
sollte, die Liams Unfall für sie hatte, sondern darauf, was er für Liam selbst
bedeutete. Oder vielleicht sollte sie sich gar nicht darauf konzentrieren … Das
war wahrscheinlich Teil ihres Problems, dass sie zwischen zwei Extremen hin-
und herpendelte. Mal behandelte sie ihn wie einen Invaliden, mal tat sie, als
sei gar nichts passiert. Vielleicht sollte sie versuchen, den goldenen
Mittelweg zu finden? Seine Schroffheit nicht persönlich zu nehmen und einfach
weiterzumachen und zu hoffen, dass sich die Lage verbesserte.
    Auf jeden Fall würde sie sich – das versprach sie sich selbst, als
sie noch mehr heißes Wasser nachlaufen ließ, um sich einer ganz besonders
schmutzigen Pfanne anzunehmen – eine Spülmaschine kaufen. Als der Raum, der
eigentlich mal ihr Hauswirtschaftsraum werden sollte, zu Liams Badezimmer
umfunktioniert wurde, hatte sie gedacht, dass kein Platz mehr dafür sei. Aber
wenn die Herren jetzt jeden Tag ein solches Schlachtfeld hinterließen, würde
sie schon noch irgendwo eine freie Ecke finden.
    Wenigstens war sie doch noch zu etwas nütze, ging es ihr durch den
Kopf, als sie seufzend den Topfkratzer zur Hand nahm, um dem verbrannten Fett
zu Leibe zu rücken.
    Lily hatte die aus Liams Zimmer dringende Musik und die Gespräche
erfolgreich ausgeblendet und fuhr entsprechend erschrocken zusammen, als sie
Liam nach ihr rufen hörte.
    »Lily! Lily, du musst mir helfen!«
    Sie ließ den Topfkratzer ins Wasser platschen und lief schnell in
sein Zimmer.
    »Was ist denn? Was ist passiert?« Angsterfüllt sah sie ihn an, als
sie sein schmerzverzerrtes Gesicht sah.
    »Wie heißt das Lied? Ich werd noch wahnsinnig. Ich kenne es, und du
kennst es auch, das weiß

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