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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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Sie sind ein Held! Wir sind gestern Zeugen Ihres heroischen Kampfes gegen die Japaner gewesen.»
    Er streckte ihm die Hand entgegen, aber Großvater sah ihn nur kühl an und schnaubte verächtlich.
    Peinlich berührt zog Kommandant Jiang die Hand zurück, lächelte und sprach weiter: «Der außerordentliche Ausschuss für das Gebiet Binhai hat mich aufgefordert, etwas mit Euch zu besprechen. Der Ausschuss ist von Eurer glühenden Vaterlandsliebe und Eurem heldenhaften Opfergeist so beeindruckt, dass man mir den Befehl gegeben hat, Euch vorzuschlagen, dass wir uns zusammenschließen, um den antijapanischen Widerstand in einer gemeinsamen Bewegung zu koordinieren .. .»
    «Scheiß drauf!» unterbrach ihn Großvater. «Ich glaube kein Wort davon. Du redest von einer gemeinsamen Bewegung? Wo wart ihr, als wir gegen die schwerbewaffneten japanischen Truppen gekämpft haben? Wo wart ihr, als sie das Dorf eingeschlossen haben? Meine Truppen sind ausradiert, ihr Blut fließt in Strömen über das Land, und ihr redet von einer gemeinsamen Bewegung!»
    Zornig stieß er mit dem Fuß eine leere gelbliche Patronenhülse in den Graben. Der Blinde zupfte noch immer an seiner Zither: klirr, klirr, wie Regentropfen in einem Zinnbecken.
    Jiang wollte sich, so peinlich ihm Großvaters Bußpredigt auch war, nicht abweisen lassen. «Kommandant Yu, wir setzen große Hoffnungen auf Sie. Bitte, enttäuschen Sie uns nicht. Und unterschätzen Sie unsere Kräfte nicht.»
    «Macht das Fenster auf und lasst Luft rein», knurrte Großvater. «Was genau wollt ihr von mir?»
    «Wir hoffen darauf, dass Sie sich mit Ihren Männern dem Jiao- Gao-Regiment anschließen.»
    «Das heißt, ich soll mich von dir herumkommandieren lassen», grinste Großvater hämisch.
    «Sie, mein Herr, können an der Führung des Jiao-Gao-Regiments teilhaben.»
    «Und mein Titel?»
    «Stellvertretender Regimentskommandant !»
    «Unter deinem Befehl?»
    «Wir stehen alle unter dem Befehl des außerordentlichen Ausschusses für das Gebiet Binhai.»
    «Ich lasse mich von niemandem herumkommandieren.»
    «Kommandant Yu, denken Sie an das Sprichwort     «Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?»»
    Jiang lachte unverhohlen. «Kommandant Yu»», sagte er, «seien Sie doch vernünftig. Sehen Sie sich meine Männer an ! Das sind heißblütige junge Männer, aber sie haben nicht viel in den Händen. Die Waffen und die Munition, die ihr hier habt ...»
    «Vergiss es !»
    «Wir wollen uns die Waffen nur leihen. Wir geben euch alles zurück, sobald ihr eure eigene Armee aufgestellt habt.»
    «Pah! Hältst du Yu Zhan’ao für ein dreijähriges Kind?»
    «Verstehen Sie mich nicht falsch, Kommandant Yu. Wo es um die Zukunft der Nation geht, trägt das ganze Volk die Verantwortung. Im antijapanischen Widerstand steuert jeder das bei, was er hat, der eine Männer, der andere Waffen. Es wäre ein Verbrechen am Volk, diese Waffen und die Munition ungenutzt herumliegen zu lassen.»
    «Das genügt! Ich pisse nicht in deinen Topf. Wenn ihr auch nur ein bisschen Mut hättet, würdet ihr euch Waffen bei den Japanern suchen.»
    «Wir haben gestern gegen sie gekämpft.»»
    «Und wie viele Knallfrösche habt ihr angezündet?» fragte Großvater sarkastisch.
    «Wir haben mit Kugeln und Handgranaten gekämpft und dabei sechs Kameraden verloren. Ihr solltet uns mindestens die Hälfte der Waffen abgeben.»
    «Meine Leute sind am Stützpunkt beim Schwarzwasserfluß für ein einziges altes Maschinengewehr gestorben.»
    «Das waren die Truppen von Pockennarbe Leng!»
    «Und bei den Truppen von Füßchen Liang leuchten die kleinen Äuglein wohl nicht auf, wenn sie Waffen sehen? Ich jedenfalls lasse mich von dir nicht überreden.»
    «Vorsicht, Kommandant Yu, Vorsicht», warnte Jiang meinen Großvater. «Meine Geduld hat Grenzen.»
    «Willst du mir drohen?» fragte Großvater und legte die Hand an den Knauf der Pistole.
    Kommandant Jiangs zornige Miene wich einem Lächeln. «Das ist ein Missverständnis, Kommandant Yu. Wir würden einem Freund nie den Reis aus der Essschale stehlen. Dass wir uns nicht einigen können, heißt doch nicht, dass wir nicht auf der gleichen Seite wären.»
    Er wandte sich seinen Truppen zu und sagte: «Räumt das Schlachtfeld auf. Begrabt unsere Dorfgenossen und vergesst nicht, die leeren

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