Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
Vom Netzwerk:
Höhe der Zeit.»»
    «Wir haben seit gestern nachmittag gegen den Feind gekämpft», sagte Jiang.
    «Und einen großen Sieg errungen, nehme ich an», antwortete Leng.
    «Gemeinsam mit Kommandant Yu haben wir sechsundzwanzig Japaner, dreiundsechzig Marionettensoldaten und vier Kriegspferde getötet. Wo haben die Spitzentrupps und die mutigen Anführer eurer hochverehrten Einheit gestern ihre Partisanenoperationen durchgeführt?»
    «Wir haben Störaktionen vor der Stadt Pingdu durchgeführt und die Japaner gezwungen, sich Hals über Kopf zurückzuziehen.
    Man könnte von der klassischen Taktik sprechen, , nicht wahr, Kommandant Jiang?»
    «Scheiß auf dich, Pockennarbe», knurrte Großvater. «Da siehst du die Zhao, die du gerettet hast. Das ist alles, was vom Dorf übrig ist.»
    Er zeigte auf den Blinden und die Krüppel an der Dorfmauer.
    Die bleichen Pockennarben in Zugführer Lengs Gesicht wurden rot. «Gestern abend haben meine Truppen bei Pingdu gekämpft, bis sie in Blut gebadet waren, und haben gewaltige Verluste erlitten. Mein Gewissen ist rein.»
    «Wenn eure hochverehrten Truppen wussten, dass das Dorf umzingelt war, warum sind sie uns nicht zu Hilfe gekommen?»» fragte Jiang. «Was hat es für einen Sinn, etwas aufzugeben, das direkt vor der Nase liegt, und kilometerweit zu fahren, um Störaktionen vor Pingdu durchzuführen? Schließlich haben eure hochverehrten Truppen ja wohl keine Motorräder. Und selbst wenn ihr so tatendurstig wart, dass ihr nach Pingdu ziehen musstet, sollten die Truppen, die ihr in die Flucht geschlagen habt, immer noch auf dem Rückzug sein. Aber Sie, Herr Kommandant, sehen gut ausgeruht aus und haben nicht einen Staubflecken auf der Uniform. Ich frage mich, wie Sie Befehlshaber dieser großen Schlacht gewesen sein sollen.»»
    Zugführer Leng errötete bis in beide Ohren. «Ich werde mich nicht mit dir streiten, Jiang. Ich weiß, warum du hier bist, und du weißt, warum ich hier bin.»»
    «Zugführer Leng»», sagte Jiang, «meiner Meinung nach haben Sie gestern in der Schlacht um Pingdu eine ganz falsche Strategie verfolgt. Hätte ich den Befehl über Ihre hochverehrte Truppe gehabt, dann hätte ich nicht versucht, die Belagerung des Dorfs aufzuheben, sondern hätte meine Leute auf dem Friedhof in den Hinterhalt gelegt und die Grabsteine auf beiden Seiten der Straße als Deckung genutzt. Ich hätte die acht Maschinengewehre, die ihr am Schwarzwasserfluß erbeutet habt, aufgestellt und in dem Moment das Feuer eröffnet, als die Japaner auf der Straße erschienen. Da sie und ihre Pferde, die den ganzen Tag gekämpft hatten, müde waren, nur noch wenig Munition hatten und sich im Dunkeln auf unbekanntem Gelände befanden, hätten sie keine Chance gehabt. Sie hätten nicht entkommen können. So hättet ihr großes Verdienst im Volkskrieg erworben und wärt zu Helden geworden. Der Ruhm dieser Schlacht wäre zu dem des Hinterhalts am Schwarzwasserfluß hinzugekommen, und der Ruf Ihrer Soldaten wäre groß gewesen. Schade, Zugführer Leng, wirklich schade, dass Sie die Chance verpasst haben. Statt dass ihr zu Helden im Dienst des Volks geworden seid, kommt ihr hierher, um aus dem Elend der Witwen und Waisen Gewinn zu schlagen. Auch wenn ich üblicherweise keine Scham kenne, Zugführer Leng, für das, was ihr getan habt, schäme ich mich.»
    Mit puterrotem Gesicht konnte Leng nur noch stammeln: «Jiang ... du blickst auf mich herab ... warte, bis ich eine große Schlacht schlage ... dann werdet ihr alle sehen ...»
    «Wenn der Tag gekommen ist», sagte Jiang, «werden wir als Brüder neben euch stehen.»
    «Ich brauche eure Hilfe nicht. Ich kann meine Schlachten allein schlagen!»
    «Das bewundere ich», sagte Jiang.
    Zugführer Leng stieg aufs Fahrrad und wollte gerade losfahren, als Großvater vortrat und ihn am Kragen packte. Seine Augen glänzten vor Mordlust, als er wütend murmelte: «Leng, wenn der Krieg gegen Japan zu Ende ist, haben wir beide noch etwas zu erledigen!»
    «Ich habe keine Angst vor dir», antwortete Leng.
    Er trat kräftig in die Pedale und fuhr davon. Seine Leute folgten ihm wie eine Hundemeute, die hinter einem Kaninchen herjagt.
    «Kommandant Yu »», sagte Jiang, «das Jiao-Gao-Regiment wird immer Ihr treuer Verbündeter sein.»
    Er streckte Großvater die Hand hin, und der ergriff sie ungeschickt und schüttelte sie. So hart die Hand war, Großvater konnte auch ihre Wärme fühlen.
     
     
5
     
    Die Zeit:

Weitere Kostenlose Bücher