Das Rote Kornfeld
Ungeduld getrieben, feuerte eine Runde ab. Im Hirsefeld herrschte momentan Verwirrung, dann war die Luft plötzlich vom Geräusch detonierender Handgranaten erfüllt. Abgerissene Hirsehalme und Hundeglieder flogen durch die Luft. Das schmerzliche Wimmern verwundeter Hunde hing über dem Feld. Weitere Explosionen ließen Granatsplitter und Trümmer über Vaters und seiner Freunde Köpfe fliegen.
Schließlich erschienen auf den drei Pfaden etwa zwanzig Hunde; als sie vom Gewehrfeuer getroffen wurden, versteckten sie sich schnell wieder im Schutz der Hirse. Neue Explosionen folgten.
Mutter sprang in die Luft und klatschte in die Hände. Sie war sich der strategischen Veränderungen im Hundelager ebenso wenig bewusst wie die anderen. Der gerissene Rote, der jetzt der unbestrittene Anführer war, hatte seine Truppen zur grundlegenden Reorganisation ein paar Kilometer weit weggeführt, und sein neuer Angriff verriet ein dialektisches Verständnis, an dem auch menschliche Intelligenz nichts zu kritisieren gefunden hätte. Den Feind hatte er als eine Gruppe von schlauen, ihm fremden Jugendlichen identifiziert, von denen ihm einer vage bekannt erschien. Diese kleinen Schweine galt es zu erledigen, bevor seine Meute sich an dem Festmahl, das der Sumpf für sie bereithielt, würde gütlich tun können. So befahl er dem kleinen Bastardköter mit den spitzen Ohren, die eine Hälfte der Hunde aus den alten Stellungen zum Angriff zu führen, ein Selbstmordkommando ohne Möglichkeit zum Rückzug. Er selbst führte inzwischen eine Gruppe von weiteren sechzig Hunden in einem Umgehungsmanöver auf die andere Seite des Sumpflands. Von da aus wollten sie einen Überraschungsangriff starten und die kleinen Schweine, an deren Händen das Blut ihrer Kameraden klebte, in Fetzen reißen. Beim Aufbruch rieb der Rote mit in der Luft gekräuseltem Schwanz seine kalte Nase an den kalten Nasen all seiner Gefolgsleute. Dann kaute er auf den getrockneten Schlammklumpen herum, die zwischen seinen Klauen hingen. Die anderen folgten seinem Beispiel.
Das Umgehungsmanöver hinter dem Sumpf war abgeschlossen, und er hatte die wild gestikulierenden kleinen Menschen im Blickfeld, als das Geräusch der ersten explodierenden Handgranaten von der anderen Seite des Sumpflands an sein Ohr drang. Das Geräusch erschreckte ihn, und wie er sofort bemerkte, löste es auch unter seinen Truppen Panik aus. Die todbringenden schwarzen Mistkäfer erregten tiefe Ängste. Er wusste, wenn er jetzt wie ein ängstliches Huhn zurückschreckte, würden seine Truppen die Flucht ergreifen. Ruhig wandte er den Kopf, entblößte die Fangzähne und feuerte die Hundetruppen mit einem markerschütternden Heulen an. Dann ging er zum Angriff über. Wie eine bunte Wolke, die sich glatt und eng an den Erdboden klammerte, folgte ihm die Hundemeute und schoss von hinten auf Vater und seine Freunde zu.
«Hunde von hinten!» rief Vater überrascht aus, schwang das Gewehr um seine eigene Achse und erlegte blind einen der Angreifer. Der Hund, ein großer brauner Rüde, stürzte zu Boden, richtete sich noch einmal auf und kämpfte sich noch zwei oder drei Meter vor, bevor die Meute ihn überrannte.
Wang Guang und die anderen feuerten so schnell sie konnten, aber an die Stelle jedes gefallenen Hundes traten mehrere andere. Sie stürzten sich auf das Lager der Menschen, ihre Zähne blitzten, und ihre Augen leuchteten wie reife Kirschen. Jetzt hatte die Menschenfeindschaft der Hunde ihren Höhepunkt erreicht. Wang Guang warf die Waffe zu Boden, drehte sich um, rannte ins Sumpfgelände und wurde sofort von einem Dutzend Hunden umringt. Von einem Augenblick zum nächsten verschwand der schmächtige Knabe einfach. Die Hunde, die menschliches Fleisch gewohnt waren, hatten sich in echte wilde Tiere verwandelt. Sie konnten geschickt handeln und ihr Handwerk professionell ausüben. Sie rissen Wang Guang das Fleisch in Klumpen vom Körper und knackten bald seine zarten Knochen.
Vater, Mutter und Dezhi standen erstarrt und zitternd wie Espenlaub da. Mutter machte in die Hosen. Die gemächliche Ruhe, mit der sie die Hunde aus der Entfernung abgeschossen hatten, verflüchtigte sich, als die Hunde im Kreis um sie herumliefen. Sie feuerten weiter, bis ihre Munition erschöpft war, und verwundeten mehrere Hunde. Das Bajonett, das auf Vaters Gewehr in der Sonne glänzte, stellte für die Hunde eine echte Bedrohung dar. Mutter und Dezhi hatten Karabiner ohne Bajonette. Also konzentrierten sich die Hunde auf
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