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Das Rote Kornfeld

Das Rote Kornfeld

Titel: Das Rote Kornfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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verdammte Ding raustragen, und wenn es mit Eisenkugeln gefüllt ist.»
    «Also gut, Leute», sagte der alte Cao mit gedämpfter Stimme. «Wenn ihr es schafft, seid ihr meine Söhne. Die tausend Silberdollar gehören ganz euch. Ich will nichts davon haben.»
    «Hör auf zu schwätzen!» sagte Großvater und warf ihm einen strengen Blick zu.
    «Also gut», sagte der stellvertretende Direktor, «macht euch bereit. Zhan’ao und Sikui, ihr beide nehmt das Seil, einer von vorne, einer von hinten. Zwanzig von euch warten drinnen und kriechen unter den Sarg, sobald er vom Boden ist. Der Rest bleibt hier draußen und folgt dem Rhythmus meiner Gongschläge. Und, Leute, der alte Cao ist euch etwas schuldig.»
    Der stellvertretende Direktor Cao, der sonst gern den Tyrannen spielte, verneigte sich tief, und als er sich wieder aufrichtete, waren seine Augen feucht von Tränen.
    Da erschien der Haushaltsvorstand der Familie Qi mit einem Gefolge von Dienern und sagte hämisch grinsend: «Langsam, langsam! Erst müssen wir euch durchsuchen!»
    «Was ist denn das für eine Sitte?» fragte der alte Cao ärgerlich.
    «Die Sitte, die man für tausend Silberdollar kauft»», sagte der Haushaltsvorstand grinsend.
    Die Dienstboten des Hauses Qi sammelten die Stahlhaken ein, die die Männer im Gürtelversteckt trugen, und warfen sie auf den Boden. Klirrend fielen sie auf einen Haufen, und der Staub, den sie aufwirbelten, bedeckte die Gesichter der Männer mit einem grauen Schleier.
    Der Haushaltsvorstand des Hauses Qi betrachtete den Haufen Haken und grinste.
    Also gut, dachte Großvater. Mit einem Stahlhaken kann jeder einen Sarg hochheben. Das erhebende Gefühl, das ein Mann auf dem Weg zur Richtstätte empfinden muss, erfüllte sein Herz. Er band sich die Hosenaufschläge eng um die Beine, holte tief Luft und band den Gürtel so eng er konnte.
    Als die Träger die Trauerhalle betraten, unterbrachen die männlichen und weiblichen Trauernden, die den Sarg umstanden, ihre Klagegesänge und starrten aus weit aufgerissenen Augen auf die Träger und die Schale auf dem Sarg. Die rauchgeschwängerte Luft war erstickend, die Gesichter der Lebenden glichen schrecklichen in der Luft schwebenden Masken.
    Der Ebenholzsarg des alten Qi, des Mitglieds der Hanlin-Akademie, ruhte wie ein großes Schiff im Trockendock auf vier Schemeln. Bei dem Anblick bekamen die Träger Herzklopfen.
    Großvater nahm ein dickes Hanfseil von der Schulter und zog es der Länge nach unter dem Sarg durch. Um die Enden liefen Schlaufen aus gedrehter weißer Baumwolle. Die anderen Träger zogen in Wasser getränkte dicke Baumwollseile quer unter dem Hauptseil durch und griffen nach den Enden.
    Der stellvertretende Direktor Cao hob seinen Gong. Bong! Der Gongschlag zerriss die Stille. Großvater kauerte am Kopfende des Sargs nieder, an der gefährlichsten, der schwersten, der ruhmreichsten Stelle von allen. Unter der Vorderseite des Sargs, die gekrümmt war wie ein Schiffsbug, konnte man weder gerade hocken noch sich aufrichten. Das dicke Hanfseil lag schwer auf seinem Nacken, und noch ehe er versucht hatte, sich aufzurichten, spürte er, wie schwer der Sarg war.
    Der stellvertretende Direktor Cao schlug noch dreimal auf den Gong. Dann klang der Ruf «Hebt an!» durch die Luft.
    Sobald er den Ruf hörte, holte Großvater tief Luft und hielt den Atem an, so dass all seine Kraft und Energie in die Knie strömte.
    Vage hörte er das Kommando des alten Cao. Benommen, wie er war, zwang er die Kraft, die sich in seinen Knien konzentriert hatte, zum Ausbruch und stellte sich dabei vor, der Sarg des Akademiemitglieds habe sich in die Luft erhoben und schwimme auf dem Meer von Weihrauch davon wie ein Schiff auf dem Ozean. Der Druck des Steinbodens gegen sein Gesäß und ein scharfer Schmerz am Rückgrat ließen ihn aus diesem Traum erwachen.
    Der stellvertretende Direktor Cao fiel beinahe in Ohnmacht, als er sah, wie der gewaltige Sarg gleich einem Baum mit tiefen Wurzeln unbeweglich an seinem Platz verharrte. Die Träger sanken wie Spatzen, die ans Fenster fliegen, auf dem Boden zusammen. Ihre Gesichter verfärbten sich von Scharlachrot zu tiefem Purpur, zur Farbe undurchsichtiger Schweinsblasen und schließlich zur Aschfarbe verdorrten Grases. Er wusste, dass sie am Ende waren. Über sein Heldendrama war der Vorhang gefallen. Der kräftige, energische Yu Zhan’ao hockte benommen auf dem Boden wie eine alte Frau, die ein totes Kind im Arm hält. Nichts konnte mehr darüber

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