Das Rote Kornfeld
war, sprang auf Wuluans Brustkorb, um Atem zu schöpfen. Blut befleckte ihre rauhe graue Haut, und zwei grässliche Strahlen von Reptilienlicht schossen aus ihren kalten Augen.
Ein junger Soldat der Eisengesellschaft, dessen Bein von einer Explosion zerschmettert worden war, warf Gewehr und Säbel weg und streckte den Jiao-Gao-Soldaten, die auf ihn zustürmten, die blassen Hände entgegen. Seine Oberlippe, über der seit kurzem ein paar zarte Härchen sprossen, zitterte rührend, und Tränen der Todesfurcht füllten seine brechenden Augen. Er bettelte: «Onkel! ... Tötet mich nicht! ... Bitte, Onkel ... Tötet mich nicht...» Ein triefäugiger älterer Jiao-Gao-Soldat zögerte einen Augenblick und senkte die Granate, die er dem Jungen hatte auf den Kopf schlagen wollen. Er bückte sich, um das Gewehr und das Bajonett aufzuheben, aber bevor er sich wieder aufrichten konnte, hörte er ein schlürfendes Geräusch und sah, wie ein Bajonett in den Bauch des Jungen eindrang und am Rücken wieder hervortrat. Der triefäugige alte Soldat sah den jungen Burschen an, dessen Gesicht so zart aussah wie eine junge Gurke, und sah sein Zucken. Der Bursche griff mit beiden Händen nach dem Gewehrlauf und schrie : «Mutter!» Das schöne junge Gesicht fiel ihm in die Arme.
Der triefäugige alte Soldat drehte sich ärgerlich um und sah, wie sein Kamerad, ein kräftiger Mann mittleren Alters, den eine Kugel in die Hüfte getroffen hatte, sich verzweifelt an das Gewehr klammerte, das den Jungen durchbohrte. Die Kugel eines verwundeten Reiters der Eisengesellschaft hatte seine linke Niere zerrissen.
Der Untergang ihres Reitertrupps hatte die Moral der Eisengesellschaft untergraben. Diejenigen, die aus der Deckung der Begräbnisbanner heraus hartnäckig weitergekämpft hatten, gaben ihre Stellungen auf und flohen, die Gewehre hinter sich herschleppend, nach Süden, und keine Befehle, die Großvater und Schwarzauge ihnen zuriefen, konnten sie davon abhalten, wie verängstigte Kaninchen davonzulaufen. Großvater stieß einen tiefen Seufzer aus, schlang die Arme um Vater und machte sich auf den Weg zum Schwarzwasserfluß. Vornübergebeugt lief er los und schoss beim Gehen nach hinten.
Die tapferen Soldaten des Jiao-Gao-Regiments sammelten die aufgegebenen Waffen der Eisengesellschaft ein und machten sich wie geflügelte Tiger unter fröhlichen Schlachtrufen an die Verfolgung. Ihr Kommandant, Füßchen Jiang, führte sie an. Großvater langte unter sich und hob eine weggeworfene japanische .38er auf, warf sich hinter einem Misthaufen auf die Erde und zog den Bolzen zurück, um eine Kugel in die Kammer gleiten zu lassen. Nachdem er den ersten Schuss abgegeben hatte, ließ er seinen verwundeten, gefühllosen und geschwollenen Arm aus der Schlinge gleiten und stützte den Gewehrkolben dagegen. Vor Herzklopfen zuckte seine Schulter auf und ab, und Füßchen Jiangs Kopf tauchte im Visier auf und verschwand wieder. Also zielte er sicherheitshalber auf die Brust. Als er das Gewehr abfeuerte, hörte Vater den Schuss und sah, wie Füßchen Jiang mit ausgebreiteten Armen kopfüber zu Boden fiel. Die erfolgstrunkenen Truppen hinter ihm warfen sich auf die Erde und blieben in Deckung. Darauf hatte Großvater gewartet. Er griff nach Vaters Arm und rannte flink wie der Wind über die weiche, staubige schwarze Erde hinter seinen Männern her.
Großvaters Schuss hatte Füßchen Jiang am Knöchel getroffen. Ein Feldarzt rannte herbei und verband ihn. Als einer seiner Offiziere zu ihm kroch, um nach ihm zu sehen, war sein Gesicht aschfahl und von kaltem Schweiß bedeckt. Aber eisern befahl er: «Bewegt euch! Kümmert euch nicht um mich! Folgt ihnen! Ich will ihre Waffen haben. Jede einzelne Waffe ! Verfolgt sie ! Auf zum Angriff, Kameraden !»
Von den Beschwörungen des verwundeten Jiang bezaubert, sprangen die Jiao-Gao-Soldaten auf und machten sich, gelegentliche Schüsse einfach ignorierend, um so beherzter an die Verfolgung. Die erschöpften Soldaten der Eisengesellschaft, die keine Lust mehr hatten davonzulaufen, warfen ihre Waffen weg und warteten darauf, sich ergeben zu können.
«Kämpft!» brüllte Großvater. «Hebt eure Waffen auf und kämpft !»
«Kommandant», sagte ein einfacher junger Soldat, «macht sie nicht wütender, als sie ohnehin schon sind. Sie wollen nur unsere Waffen. Wenn wir sie ihnen geben, können wir alle nach Hause gehen und unsere Hirse anbauen.»
Schwarzauge feuerte einen Schuss ab. Zwar traf er keinen der
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