Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Ohren wider, als befände sie sich in einer Höhle. Langsam richtete sie sich aus der vornüber gebeugten Ha l tung auf.
Mit einem Blick an sich hinab, vergewisserte sie sich, dass sich alle Körperteile an ihren ang e stammten Plätzen befanden. Sie trat ein paar Mal auf der Stelle, um zu prüfen, ob ihre Gliedmaßen funktionierten. Erstaunlich, wie fest sich ihr Körper anfühlte. I m merhin eine Erleichterung, wenn man sich gerade so fühlte, als wäre man auseinandergenommen und wie ein Puzzle wieder z u sammengesetzt worden. Nur der Ort hatte sich verändert, denn sie befand sich eindeutig nicht mehr im Kinosaal. Statt eines Hi m mels erstreckte sich über ihr eine starre, tiefgraue Fläche, soweit das Auge reichte. Matt schimmerndes Licht schien von dort, o b wohl die Quelle nicht au s zumachen war. Schon wieder Dunkelheit. Sie seufzte. Erstaunt stellte sie fest, dass sie ihre Hände sehen konnte, als stünde sie unter einem Scheinwerfer. Sie fuhr herum, um festzustellen, woher der Lichtschein kam. Doch nichts als tiefste Schwärze tat sich hinter ihr auf. Offenbar war sie auf der anderen Seite ang e kommen. Wo immer das war. Klar war nur, dass hier andere physikalische Gesetze herrschten. Es war unheimlich.
Lag ihre unmittelbare Umgebung im Dunkeln, schien sich diese lichtlose Eigenart nicht auf die Entfernung auszudehnen. Ihr Blick fiel auf das surreale Abbild einer Stadt am unt e ren Ende des Abhangs. Es schien keine Farben zu geben, nur Schattierungen von verschiedenen Graut ö nen, als befände sie sich inmitten eines Schwarz-Weiß-Films. Möglicherweise hatte sich ihr Sehvermögen verändert, den U m ständen angepasst.
Vorsichtig machte sie sich auf den Weg den Abhang hinab. Dabei fühlte sie sich leicht, fast, als würde sie auf Watte laufen. Gleichzeitig schmatzte feuchtes Gras unter ihren So h len. Sofern es sich um welches handelte. Die ganze Umgebung machte nicht den Eindruck, als sei sie förde r lich für das Gedeihen einer Flora. Allenfalls war es Moos oder ein anderes Nachtschattengewächs, das sich über die hügelige Ebene ausbreitete. Ein Kribbeln zog ihren Rücken herauf. Mit tiefen Atemzügen versuc h te sie, die immer wieder aufkommende Angst zu unterdrücken. Schließlich war sie hier und musste Rudger finden. Leider funkti o nierte das mit dem Transport über Geda n ken auf dieser Seite irgendwie nicht.
Beim Näherkommen wirkte die seltsame Stadt wie ein verzerrtes Spiegelbild der ihr b e kannten Welt. Eine überraschende Vielzahl von Graut ö nen unterbrach das Gefühl der Farblosigkeit. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie behaupten, dass es in dieser Welt überhaupt kein Licht gab. Schließlich sah sie die düsteren, weit aufragenden Gebäude. Sie säumten enge, geschlungene Str a ßen. In regelmäßigen Abständen gingen sie über in düstere Gassen. Von irgendwoher kam eine Art verzerrtes Tageslicht, das sich mühsam durch den verhangenen Himmel kämpfte und einen trüben Schimmer in die Umgebung warf. O b wohl, wirklich sicher war sie nicht, ob das Licht von oben kam.
Prachtvolle Granitsteingebäude mit spitzbogigen Fenstern im gotischen Stil ließen die Gassen darunter umso schmaler und dun k ler wirken. Unter einigen Dachgiebeln prangten Skulpturen von Gargoyles, deren starre Augen bedrohlich die Gestalten unter i h nen zu beobachten schienen. Monumentale Freskenmalerei zierten einige Häuserwände. Anson s ten bestanden die Gebäude aus vorwiegend schwarzem Granit, der einen milchigen Schimmer in die Umgebung zu streuen schien. Sowohl das grobe Mauerwerk als auch das Kopfsteinpfla s ter der Straßen waren feucht, wie an einem wolkenbedeckten Regentag.
Geschäftiges Treiben herrschte wie auf einer historischen Einkaufsmeile. Der feine Nieselregen schien die Bewohner nicht zu stören. In bodenlange Umhänge gehüllt, eilten sie geschäftig umher. Andere priesen Waren auf Verkaufsständen an oder unterhie l ten sich. Das Ganze ging nahezu lautlos vor sich. Nur hier und da drang ein Flüstern zu Leyla he r auf, das in dieser Stille auffiel, als hätte ein Marktschreier seine Heringe angepriesen. Doch keine der Gestalten, die sich stumm durch die Gassen b e wegten, war nass. Ebenso waren die Marktstände nicht durch Dächer oder Planen geschützt. Diese reihten sich eng ane i nandergepresst den Rand einer gewundenen Gasse hinauf und mündeten vor einer gewalt i gen, mittelalterlichen Trutzburg. Die eisernen Zähne eines riesigen Gittertores klafften wie ein
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