Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
hat. Aber das hat eigentlich nichts mit meiner Geschichte zu tun.“ Sofort unterbrach An’luin: „Ein Runenschwert?“ Balain lächelte gütig, wobei sich seine weißen Augenbrauen nach oben zogen. „Naja, ein ziemlich besonderes Schwert scheint das zu sein. Es ist Fölsir, der Witwenmacher, naja, diese Norr lieben es eher drastisch. Aber in der Tat hat dieses Schwert einige Bedeutung. Ich bin persönlich sehr gespannt, was Starkir damit anfangen wird. Zurück aber zur eigentlichen Geschichte. Ich wurde also in den Westen versetzt, um die Ca’el dem Sonnenkreis nahe zu bringen.“
„Ich dachte, Du musstest nach Birkesund, um die Norr dort zu b ekehren.“
„Sehr fein beobachtet, junger Freund. Ja, auch als Verkünder zieht man durch die Lande, um den Menschen das Wort Jamanais zu überbringen. Als Verlauter zieht man aber durch die Gegend ohne ein Ziel zu haben. Man lebt und schläft einfach und zieht von Ort zu Ort. Als Verkünder wird man an einen festen Ort geschickt, den es zu konvertieren gilt. Ich bin im Nachhinein froh, dass ich das Volk der Ca’el nicht von meinem Glauben überzeugen musste, sondern ihnen nur Geschichten erzählen konnte, um dann meines Weges zu ziehen. Denn von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass der Glaube an N’tor viel Weisheit und Wahrheit besitzt. Sobald ich also den Menschen von der Kraft der Sonne berichtete, erzählten sie mir von G’tar und dem Zusammenhang zwischen dem Erdtropfen und allen Wesen, die ihn bewohnen. Der Gedanke, dass wir alle im selben Wasser schwimmen fand ich… nun ja, irgendwie beruhigend. Und eines Tages blieb ich dann in einem kleinen Dorf doch länger, denn ich hatte mich in eine junge Näherin verguckt. Ihr Mann war bei einem Überfall von Sath getötet worden und wir kamen uns in gewissem Sinne…näher.“
„Dürfen Priester des Circulum Solae eine Frau lieben?“, rutschte es aus An’luin heraus.
„Nun, sie dürfen sie nicht heiraten, was letztendlich auch das Problem war. Aber wer kann schon die Liebe verbieten… Ich blieb ein halbes Jahr und in dieser Zeit lernte ich den Gesang.“
Balain schien vor sich auf den Boden zu starren und An’luin gab sich echte Mühe, um sich den Priester als jungen Mann vorzuste llen, der der Liebe einer jungen Frau erlegen war. Es gelang ihm nicht. Dennoch war er sehr froh, dass Balain immerhin die Leiden einer jungen, unerfüllten Liebe zu kennen schien. Aber auch dieses Runenschwert interessierte ihn. Als er danach fragte, erzählte Balain weiter: „Dieses Schwert soll einst von den Riesen geschmiedet worden sein, wenn man überhaupt an so etwas glaubt. Ich habe es nicht gesehen, aber ich habe von ihm gehört. Es ist eines dieser Reliquien, denen irgendwelche Kräfte nachgesagt werden. Es muss irgendwie in die Hände des Hauses Marc gekommen sein. Starkir muss irgendwie gewusst haben, dass es in der Stadt ist und wo es sich befindet.“
„Was sind das für Kräfte?“, fragte An’luin störrisch weiter.
„Erzähle mir nicht, dass Du solchen Blödsinn glaubst, Junge. Das Übliche eben, mehr Stärke, Unverwundbarkeit, was weiß ich. Aber das ist nicht das Entscheidende.“
„Was ist denn das Entscheidende?“, fragte An’luin, der wusste, dass Balain diese Frage erwartete, brav nach.
Balain hob den Zeigefinger. „Seit Jahrhunderten hat sich das Volk der Norr aufgeteilt. Die Norr, die nach der großen Wanderung in den Westen gegangen sind, nannten sich Wolfinger, die Menschen des Wolfs, so wie unsere Freunde hier an Bord. Die anderen Norr, die sich im Osten von Norrland aufhalten, nennen sich Drakinger, die Menschen des Drachen. Sie sind nicht gerade zu sehr miteinander verfeindet, mögen sich aber auch nicht übermäßig. Meistens lassen sie sich in Ruhe, manchmal kommen sie sich bei Beutezügen in die Quere, selten arbeiten sie zusammen. Bevor das Volk der Norr sich aber zweiteilte, als es gerade vom Osten in den Norden gezogen war, da gab es noch einen König, der über das ganze Volk herrschte. Dieser Großkönig war der Besitzer des Runenschwertes. Der Besitzer von Fölsir ist also rechtmäßig der König der Drakinger und der Wolfinger zusammen. Unser Starkir hat einen Schatz von unglaublichem Wert an sich gerissen.“
„Heißt das, dass Starkir nun König aller Norr wird?“
„Nein, das kann er nicht, denn er ist nur ein Jarl von geringer Bedeutung. Niemand würde ihm folgen, selbst mit dem Schwert nicht. Aber er hat es in der Hand den neuen König zu bestimmen. Er kann zu Gunnar
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