Das sag ich dir
schön ist.«
»Ist sie die hübscheste Frau in der Galerie meiner Freundinnen?«
»Könnte durchaus so kommen, aber da stehst du wohl noch am Anfang. Hast du Lust, eine Runde spazieren zu gehen?« »Ich bin hier so wunderbar gebettet.«
»Ich muss dir etwas erzählen«, sagte er. »Und es ist kein Geheimnis, das ich für mich behalten möchte.« Er legte mir einen Arm um die Schultern. »Komm, zeig mir den Weg.«
Ich folgte ihm. Vor der Küchentür zogen wir uns Gummistiefel an, und als Henry draußen die Skulpturen anstarrte, musste ich lachen. Bevor er einen Kommentar abgeben konnte, sagte ich: »Das sind Alans Kunstwerke.«
Neben einer zweiten Scheune fiel mir jetzt ein Atelier auf, das aus Glas und neuem Holz bestand. Die Türen standen offen, und ich konnte zwei Zeichenbretter sehen; auf dem Fußboden lagen durchtrennte und vollständige Metallteile, manche von ihnen bemalt. Das war Alans Arbeitsbereich.
»Sieht gut aus«, sagte ich. »Vielleicht sollte ich Mum und Billie diesen Architekten empfehlen. Sie haben vor, sich im Garten ein Atelier bauen zu lassen. Haben sie dir davon erzählt?«
»Ja, ich habe so etwas gehört«, erwiderte Henry.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte Miriam ihn zu einem Lunch mit Billie und Mum mitgenommen. Und bei einer anderen Gelegenheit, als Henry Karten angeboten worden waren, hatte er die zwei alten Damen in die Oper ausgeführt. Henry, der neue Liebhaber, erwies sich jedoch nicht als der erwartete und dringend benötigte Schutzschirm zwischen Mutter und Tochter, sondern hatte Miriam auf typische Art enttäuscht - was sie stark irritierte. Er fand Mum und Billie nicht nur sympathisch oder teilte ihr Interesse an der bildenden Kunst, sondern nahm Miriams Klagen gar nicht ernst. »Oh, sie ist um Längen besser als viele andere Mütter«, behauptete er. »Man kann mit ihr über alles reden! Du hättest meine Mutter kennenlernen müssen, eine Frau, deren Depressionen und Hysterie für eine Epidemie in ganz Europa hätten sorgen können!« Nun sagte Henry zu mir: »Letzte Nacht bin ich im Kama Sutra, einem Laden, den wir inzwischen des Öfteren besuchen, einer Frau begegnet. Es war dunkel. Ich muss gestehen, dass ich sie attraktiv fand, aber sie kam mir irgendwie bekannt vor. Sie trug Stilettos, eine Maske und ein paar enge Klamotten. Sie war dünner, als ich sie in Erinnerung hatte, aber ihre Haltung und ihr Haar haben mich an Josephine erinnert.« Ich seufzte. »Meine Josephine?«
»Jamal, ich wusste ja nicht, was sie da getrieben hat, ob sie regelmäßig kommt oder zum ersten Mal dort war.«
Josephine war immer geschlendert, hatte dabei die Arme geschwenkt und ihren Tagträumen nachgehangen. Ich hatte mich oft gefragt, wie jemand, der so langsam ging, überhaupt vom Fleck kommen konnte. Zu Partys gingen wir getrennt, weil wir so unterschiedlich schnell liefen.
»Einen solchen Ort zu besuchen wäre fast eine Revolution für Josephine«, sagte ich. »Ihr Freund hat sie verlassen. Das vermute ich jedenfalls. Er stand eine Weile auf der Matte, und dann war er plötzlich weg. Ich habe Rafi gefragt, und er hat behauptet, sie habe ihn >langweilig< gefunden.«
»Ich wurde kurz panisch«, sagte Henry. »Miriam war gerade beschäftigt. Meine Erregung war wie weggeblasen. Mir war klar, dass es für dich - ja, für jeden - ziemlich schockierend sein würde, dies zu hören. Ich bin ihr durch die Zimmer gefolgt. Sie wirkte wie weggetreten.«
»Hast du mit ihr geredet?« Er schüttelte den Kopf. »Hat sie dich oder Miriam erkannt?«
»Gott, nein. Ich habe nicht einmal mit jemandem darüber gesprochen. Ich erzähle Miriam alles und hoffe, dass sie es auch so hält. Aber das hier war privat.«
Wie fast alle im Haus hatte ich seit dem späten Vormittag getrunken. Koks hatte es auch gegeben, er war von den Bediensteten mit den Getränken herumgereicht worden. Er hatte kurz für Nüchternheit gesorgt und es mir ermöglicht weiterzutrinken. Der Wind war frisch,
und der Tag war klar. Allmählich fand ich Gefallen am Land. Ich hatte einen Joint in der Tasche, den Henry und ich gemeinsam rauchten, während wir über die Felder liefen. Nachdem Henry ihn aufgeraucht hatte, fühlte ich mich ziemlich benebelt und genauso traurig und leer wie damals, als Ajita, Wolf und Valentin mich verlassen hatten.
»Wahrscheinlich gibt es keine Rückkehr, oder?«, fragte Henry. »Falls du überhaupt je daran gedacht haben solltest. Was ich durchaus vermute.«
»Ja, ich habe daran gedacht. Meine Frau
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