Das sag ich dir
etwas.« Er fuhr fort: »Oh, Jamal, sie ist immer noch herzensgut, freundlich und hübsch. Ich habe ihr gesagt, sie sei ohne jeden Zweifel eine jener Frauen, die mit zunehmendem Alter immer schöner und attraktiver werden und dazu eine Bildung besitzen, um die sie jüngere Frauen nur beneiden können.« Mir fiel ein, dass er mir diese Phrase früher einmal für den Fall empfohlen hatte, dass ich eine Frau über vierzig ins Bett bekommen wollte. Dieses Alter hatten wir inzwischen längst erreicht. »Du hast uns dazu gebracht, ihren Vater zu erledigen, Jamal, und danach hast du sie ziehen lassen. Warum hast du sie nicht geheiratet?«
»Sie ist verschwunden. Genau wie du und Valentin. Die Clique hatte sich aufgelöst. Ich habe sie erst vor kurzem wiedergesehen.«
»Da hast du mich auch belogen.«
»Weil es nur mich etwas angeht.«
»Vielleicht. Aber hat sie dich denn nicht gewollt?«
»Hat sie. Sehr sogar. Sie hat mir gesagt, dass sie mich immer noch mag.«
»Und ein solches Mädchen hast du ziehen lassen?«
»Das habe ich nicht gesagt. Wir kommen gut miteinander klar.«
»Mehr nicht?«
»Ich habe dich schon bei unserer ersten Begegnung für einen Kriminellen gehalten, Wolf«, sagte ich. »Ich war ein Junge, dessen Vater die Familie verlassen hatte. Harte Burschen haben mich schnell beeindruckt.«
»Mich nennst du einen Kriminellen!«, rief er. »Bevor ich dir begegnet bin, hatte ich niemanden ermordet! Lass den Pächter entscheiden, wer von uns beiden der Anstifter war - wer uns für diese Drecksarbeit zusammengetrommelt hat!«
»Der Richter? Du würdest auch sitzen, das weißt du.«
Er schüttelte den Kopf und zog sich einen Finger über die Kehle. »Valentin und ich würden gemeinsam im großen Kasino des Himmels spielen. Ich habe nichts zu verlieren. Du hast alles: Frau, Sohn, Freunde. Sie wären völlig fertig, wenn sie wüssten, was du getan hast. Du würdest ein Kainsmal tragen.« Dann fragte er unvermittelt: »Lohnt sich das Leben? Ist es all den Ärger und das Leid wert?«
»Keine Ahnung«, erwiderte ich. »Hör zu, Wolfgang, wir waren einmal gute Freunde. Wir könnten weiter Freunde sein. Aber lass deine beschissenen Drohungen, ja?« Er lächelte. Ich fuhr fort: »Ajita darf auf keinen Fall erfahren, was mit ihrem Vater passiert ist. Mich würde das mitnehmen, vielleicht würde ich sogar Probleme bekommen. Aber sie wäre mehr als erschüttert, besonders, wenn sie es von dir erfährt. Sie könnte sich etwas antun.«
»Warum sollte ich mir Sorgen um euch alle machen, wenn sich niemand Sorgen um mich macht?«
»Kehr doch nach Berlin zurück.«
»Da gibt es nichts mehr für mich zu holen!«
»Deine Knie zittern. Vor Wut?«
»Sie haben Ulrike in eines ihrer Häuser gebracht«, sagte er, »und mich haben sie dann um drei Uhr früh geschnappt. Minuten später stand ich auf der Straße, mit nichts als den Klamotten, die ich tragen konnte. Ich habe überlegt, mich zu verbarrikadieren und auf sie zu ballern. Aber sie waren mir in allem voraus. Und daher, Jamal, mein Freund, brauche ich ein wenig Hilfe. Ich möchte in London bleiben. Wenn ich auf der Straße pennen muss, ist mir das egal. Das habe ich früher auch schon getan.«
»Ich werde versuchen, dass dir das erspart bleibt«, sagte ich.
»Und wie?«
Ich erläuterte ihm noch einmal, dass ich kein Geld hatte und besser darüber nachdenken könnte, wie ihm zu helfen war, wenn er aufhörte, mich einzuschüchtern. Obwohl er mir die ganze Zeit gefolgt war, hatte ich mich inzwischen bemüht, einen Job für ihn zu finden.
Bushy hatte die Wuchtbrumme gefragt, ob Wolf hinter der Bar im Cross Keys arbeiten könne. Wolf würde oben im Zimmer schlafen, in dem sich die Stripperinnen umzogen und das Bushy und die Wuchtbrumme für ihre Liebesspiele benutzten; Wolf würde zweifellos mit dem Gesicht im spermafleckigen Bettzeug liegen. Nachts war der Pub leer, und da immer wieder Jungen aus der Gegend einzubrechen versuchten, konnte er Nachtwächter spielen. Mit ein wenig Glück könnte er sogar jemanden verletzen, und zwar straffrei und moralisch gerechtfertigt, immer die angenehmste Art.
»Wie findest du den Job?« Ich wartete, während er darüber nachdachte. Er wirkte nicht erfreut. »Wolf, du weißt deine Chancen zu nutzen. Ich muss ein paar Tage verreisen, und hier kannst du nicht bleiben. Versuch es wenigstens.«
»In einer Bar zu schlafen - mehr bin ich nicht wert?«
»Na, komm. Dort gibt es jede Menge nette Mädchen, und du wirst ständig angebaggert
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