Das Sakrament
weg. Tannhäuser betrachtete sie schweigend.
»So«, meinte sie, »jetzt habe ich Euch alles erzählt. Nun sagt Ihr mir, ob Ihr meinen Auftrag annehmt und zu welchem Preis. Was immer Ihr auch fordert – ich werde es zahlen.«
»Der Mönch, der Euer Kind gezeugt hat«, sagte Tannhäuser. »Wer war das?«
»Habe ich Euch noch nicht genug Gesprächsstoff für Eure Taverne geliefert?«
Tannhäuser lachte, genau das gleiche leichtherzige und wohltönende Lachen wie vorhin. Plötzlich überkam sie das Bedürfnis, ihm ins Gesicht zu schlagen.
»Da würde es deftigere Geschichten als Eure brauchen, um den Mob zu unterhalten«, erwiderte er. »Nein, meine Frage hat eine andere Bedeutung. Unzucht mag ja hier nicht in Mode sein, aber es laufen mehr als nur ein paar Bastarde der Ritter in Malta herum. Wenn Euer Liebhaber – und ich benutze dieses Wort mit allem Respekt – einer der Ritter vom Hospitalerorden war und wenn er noch in der gegenwärtigen Kongregation ist, dann wäre es besser, das zu wissen.«
»Er war kein Ritter, sondern ein Mönch aus einem anderen Orden. Er floh aus Malta, ohne jede Warnung, ehe ich selbst noch begriffen hatte, daß ich ein Kind erwartete.« Carla hielt inne, um den Zorn zu dämpfen, der erneut in ihr aufstieg. »Ich habe seither nichts von ihm gehört.«
»Er hat Euch das Herz gebrochen«, sagte Tannhäuser.
Carla wartete, bis sie sicher sein konnte, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Es hat viele Jahre gedauert, bis ich sein Gesicht vergessen konnte. Ich würde seinen Namen vergessen, wenn ich nur könnte. Sagt mir, daß ich ihn aussprechen soll, dann tue ich es.«
»Ihr sprecht mit dem Zorn noch unvernarbter Wunden«, erwiderte Tannhäuser. »Aber solange es nicht der Amtmann von Lango oder sonst ein wichtiger Ritter ist, ist mir der Bursche gleichgültig. Vergeßt ihn durchaus.«
Er erhob sich von der Gartenbank und schlenderte ein paar Schritte um die Rosenbeete herum. Dann blieb er stehen und kehrte wieder zu ihr zurück.
»Wenn ich es recht sehe, so besteht die Aufgabe, die sich uns stellt, daraus, nach Malta zu fahren, dabei die türkische Blockade zu umgehen, einen zwölfjährigen Jungen zu finden, dessen Name und Aussehen uns nicht bekannt sind, und dann mit seiner Zustimmung – die wir übrigens nicht voraussetzen können – mit ihm wieder nach Sizilien zu fahren, ohne daß wir aufgeknüpft werden, entweder von den Rittern als Deserteure oder als Spione vom Großtürken.«
Carla schaute ihn an und konnte kaum Worte finden. Ihre Verwunderung erstaunte ihn.
»Habe ich die Unternehmung falsch dargestellt?« fragte er.
»Nein. Ihr habt sie nur über all meine Erwartungen hinweg ausgeweitet.«
»Wie das?«
»Ihr würdet meinen Jungen nach Sizilien zurückbringen?«
Er breitete die Hände aus. »Warum solltet Ihr sonst dorthin fahren?«
»Ich hatte nie weiter gedacht als in meinem Traum, ihn zu finden und mich als seine Mutter zu erkennen zu geben.« Carla merkte, wie sich ihr der Hals zuschnürte. »Eine Überfahrt nach Malta und ein Augenblick des Wiedersehens, vielleicht mit Gottes Segen ein Augenblick der Vergebung – mehr habe ich nicht zu hoffen gewagt.«
»Solche Augenblicke mögen wohl Eure Sünden abwaschen und Euer Gewissen beruhigen. Sie können Euch sogar Trost und Freude bescheren, aber sie retten weder Euch noch Euren Jungen vor den türkischen Säbeln. In seinem Alter wird er in der vordersten Schlachtlinie stehen. Die Malteser stellen den größten Teil der Besatzung von La Valette. Auf ihnen wird die Hauptlast des Kampfes liegen – und des Sterbens.«
Carla wurde übel. »Glaubt Ihr, der Kampf ist aussichtslos?«
»Das würde ich nicht sagen, aber es ist für jeden Spieler ein gewagtes Würfelspiel. Fünf Seiten des Würfels stehen für die Türken, nur eine für die Ordensritter. Doch wer auch immer gewinnt oder verliert – Sieger und Verlierer werden teuer mit Blut bezahlen.Wenn Ihr Eure Reise nicht nur machen wollt, um Euren Jungen sterben zu sehen, müssen wir ihn schnell von dort fortzaubern.«
»Ihn dort fortzaubern?« Der Satz gefiel ihr. »Läßt sich das machen?«
Tannhäuser setzte sich wieder neben sie auf die Bank.
»Ich habe schon größere Lasten aus engeren Häfen herausgeschmuggelt. Zuerst jedoch müssen wir ihn finden.«
»Ich erkenne ihn, sobald ich ihn sehe, glaubt mir«, versicherte sie ihm.
»Natürlich«, erwiderte er ohne eine Spur von Überzeugung. »Aber wir können ja kaum La Valette bitten, jeden Jungen in Birgu
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