Das Sakrament
ziehen, doch keiner paßte. Er steckte sie in die Tasche und trank noch mehr Branntwein.
Tannhäuser verkündete: »Ich gehe nach Malta.«
Sabato schaute ihn an. Bors lachte leise und schenkte sich Branntwein nach.
Sabato erwiderte: »Dann gehe ich also allein nach Venedig.«
»Frau und Kinder erwarten dich dort«, sagte Tannhäuser.
»Auf Malta erwartet dich nur der Tod.«
»Mich doch nicht«, antwortete Tannhäuser. »Genau wie du habe ich auch keine Händel mit den Türken.«
»Dann ist es also die Contessa Le Penautier, die hinter dieser Katastrophe steckt«, meinte Sabato.
»Sie hat sich nur der Liebe schuldig gemacht«, erwiderte Tannhäuser. Er ignorierte die Blicke, welche die anderen ihm zuwarfen. »Der Inquisitor Ludovico steckt hinter unserem Ruin. Er wollte der Contessa keine Gelegenheit geben, ihm Schande zu bereiten.«
»Nur der Liebe schuldig?« erkundigte sich Sabato Svi.
»Einer Liebe, die du zu schätzen weißt. Der Liebe zu ihrem einzigen Kind. Ihrem Sohn.«
»Und wie sollte sie dem Inquisitor Schande bereiten?«
»Ludovico ist der Vater des Jungen.«
Sabato und Bors schauten ihn neugierig an, doch Tannhäuser schüttelte den Kopf.
»Eine Schicksalsmacht, die größer ist als alles andere, hat Contessa Carlas Pfad mit dem meinen zusammengeführt. Bedrängt mich nicht weiter! Für den Augenblick muß reichen, daß wir von dieser Beziehung alle unseren Gewinn haben werden.«
»Wie das?« fragte Bors.
»Wenn unser Geschäft erfolgreich abgewickelt ist, werden sieund ich heiraten, und ihr habt dann einen Aristokraten zum Geschäftspartner. Nichts Geringeres als einen Grafen.«
»Graf Tannhäuser?« staunte Sabato.
»Ich habe mich für Graf von Tannhäuser entschieden. Und ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß ihr mich dann mit ›gnädiger Herr‹ anreden müßt.«
»Darauf trinke ich«, sagte Bors.
Tannhäuser sah die Zweifel auf Sabatos Gesicht. »Sabato, sag mir, daß ein solcher Titel nicht ein Vermögen wert ist. Für uns alle.«
»Wenn du tot bist, ist es gleichgültig, ob du ein König bist«, erwiderte Sabato.
»Das Schicksal hat große Anstrengungen unternommen, um das Band zu zerschneiden, mit dem wir drei an dieses Abenteuer gebunden waren. Trotzdem sitzen wir jetzt hier, und das Band ist durchtrennt. Jetzt muß jeder das seine tun.«
Sabato sagte: »Ich komme mit dir nach Malta.«
»Das ist die einzige dumme Bemerkung, die du je gemacht hast.«
Sabato runzelte die Stirn.
Tannhäuser lehnte sich zu ihm hinüber. »Sabato, du nennst mich nun schon viele Jahre deinen Bruder, und kein Name hat mir je süßer im Ohr geklungen, aber du mußt nach Hause gehen, nach Venedig, und dort unsere Zukunft für uns bereithalten, wenn wir zurückkehren. Ich hege nicht den Wunsch, im Krieg um Malta mitzukämpfen. Bors’ Grinsen kannst du getrost übersehen. Wir kommen spätestens in einem Monat nach. Dimitrianos kann dich bis zum Morgengrauen nach Kalabrien übersetzen.«
Tannhäuser stand auf. Er schaute zu Bors. »Unter den Bodenbrettern meiner Kammer findest du um die sechzig Pfund persisches Opium.«
Bors war gekränkt. »Warum habe ich nicht früher davon erfahren?«
»Dann wäre es jetzt viel weniger.« Tannhäuser deutete auf das Arzneikästchen, das auf dem Tisch stand. »Bring das auch anBord und all den Schnaps und alles Zuckerwerk, was du finden kannst. Gib Dana und den Mädchen jeder vierzig Goldscudi –«
»Vierzig?« Bors verschlug es den Atem.
»Sag ihnen, daß sie sich nicht länger in Messina aufhalten sollen. Wenn Vito Cuorvo sie nach Neapel bringt, kann er unsere Ochsenkarren als Bezahlung haben.«
»Ich nehme die Mädchen mit nach Venedig«, bot Sabato an.
»Nein«, antwortete Tannhäuser. Danas Herz würde schmerzen, weil er verschwunden war, aber die Umstände ließen ihm keine andere Wahl. »Wenn du allein unterwegs bist, erregst du nur wenig Aufsehen. Mit vier so prächtigen Mädchen hast du bald eine Meute um dich. Die Mädchen müssen für sich selbst sorgen, genau wie wir alle.«
Sabato nickte, und Tannhäuser wandte sich wieder Bors zu. »Warte auf der Couronne auf mich! Laß Starkey nicht ohne uns ablegen!« Tannhäuser breitete die Arme aus und streckte sie Sabato entgegen. »Wünsch mir Glück, denn das Abenteuer ruft mich, und ich kann Glück brauchen.«
Sabato Svi stand auf. »Niemand soll je eine gewöhnliche Freundschaft mit der unseren vergleichen!«
Sie umarmten sich. Tannhäuser unterdrückte den Schmerz der Liebe, den er in der
Weitere Kostenlose Bücher