Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)
Stimme. Sein Blick glitt über ihre Brüste, ihre Hüften, ihre Scham, ihre Schenkel und wieder hinauf zu den Brüsten. Dabei schwoll sein Glied an, bis es wie ein knotiges Pilzgewächs von seinem Körper abstand. Die Spitze glitzerte feucht im Kerzenschein.
Mit verschränkten Armen wartete Isabelle auf seine Anweisungen.
»Leg dich aufs Bett.«
Sie gehorchte und starrte an die Decke. Der Tuchhändler trat auf sie zu, wobei sein Glied grotesk hin und her wackelte. Sein Atem ging stockend und schwer.
»Hab keine Angst. Ich bin ein sanfter Mann. Ja. Ein sanfter Mann.«
Michel war nach draußen gegangen, nachdem er das Gefühl gehabt hatte, er werde gleich ersticken. Mit dem Kelch in der Hand stand er vor der Tür und atmete die kühle Nachtluft ein, während drinnen die Menge das Saufgelage wiederaufnahm. Er trank einen Schluck, doch der Wein schmeckte ihm wie Essig.
Er hob den Kopf, spähte zu dem Fenster im zweiten Obergeschoss, in dem noch Licht brannte, und sein Magen zog sich zusammen beim Gedanken daran, was dort soeben geschah.
Ich bin zu spät gekommen. Ich hätte das verhindern können, wenn ich nicht auf diese gottverfluchte Handelsreise gegangen wäre.
Er schleuderte den Kelch über die Straße, wo er scheppernd gegen eine Hofmauer prallte.
»Zornig?«
Michel blickte zur Tür. Es war Gaspard, der ins Freie trat. Er drehte sich wieder um.
»Eine schöne Feier, nicht wahr?«
»Chastain hat keine Kosten gescheut«, sagte Michel.
»Er liebt meine Schwester eben sehr.«
»Liebt sie ihn auch?«
»Das wird sich geben, wie in jeder guten Ehe.«
»Der Gaspard, den ich einst kannte, hätte nicht so geredet. Er hätte alles getan, dass Isabelle glücklich wird.«
»Das wird sie«, sagte Gaspard. »Sie hat jetzt einen angesehenen Ehemann, ein großes Haus, eine neue Familie – ein Leben im Wohlstand wartet auf sie. Ganz Varennes wird sie beneiden. Mehr kann sich eine Frau nicht wünschen.«
»Du glaubst das wirklich, oder?« Michel zog seine Mütze hinter dem Gürtel hervor und setzte sie auf. »Gute Nacht.«
»Sie hätte dein sein können«, rief Gaspard ihm nach. »Aber du hast es ja vorgezogen, alles kaputtzumachen!«
Michel schritt die Straße hinab, ohne sich noch einmal umzublicken.
So vorsichtig, als fürchte er, sie zu zerbrechen, öffnete Chastain ihre Schenkel, kniete sich dazwischen und begann, ihren Körper mit Küssen einzudecken. Er keuchte wie ein Lungenkranker, und sein Atem stank nach saurem Wein, Fett und Zwiebeln. Was er für zärtlich hielt, war in erster Linie ungeschickt, und er war der irrigen Annahme aufgesessen, es errege sie, wenn er sie von der Brust bis zur Scham ableckte. Das tat es nicht, nicht im Geringsten, obwohl sich Isabelle angestrengt vorzustellen versuchte, dass es Michel war, der sie liebkoste. Doch im Gegensatz zu Chastain konnte Michel mit seiner Zunge umgehen, weshalb sie es bald aufgab, sich in fruchtlose Fantasien zu flüchten. Tatsächlich erwog sie, ihren Gemahl aufzufordern, endlich in sie einzudringen, damit sie es rasch hinter sich hatte.
Während er an ihrer Brustwarze saugte und lutschte, schnaufte er immer lauter, immer schneller, und plötzlich verzerrte sich sein Gesicht zu einer Grimasse der Wonne. Mit einem lauten Stöhnen entleerte er sich auf die Bettdecke.
Heiliger Jacques, ich danke dir, dachte Isabelle.
Betroffen betrachtete Chastain das Malheur. »So ein Missgeschick«, stammelte er. »Wie konnte das nur passieren? Kann mir das nicht erklären …«
Er setzte sich auf, und seine Männlichkeit lag schlaff und schrumpelig auf seinem Oberschenkel. »Wir versuchen es gleich noch einmal«, verkündete er, legte sich neben sie und ergriff ihre Hand. »O Isabelle«, murmelte er. »Wir sind Mann und Frau. Mann und Frau. Ist das nicht ein Glück?«
Im nächsten Moment schnarchte er so laut wie ein ganzer Trupp Holzfäller.
In dieser Nacht tat Michel kein Auge zu. Ziellos schlurfte er durch die Gassen, bis irgendwann der Morgen graute. Er ging nach Hause und setzte sich in seine Schreibstube, starrte ins Nichts und hörte kaum, wie draußen die Stadt erwachte.
Neben ihm stand die Schatulle mit dem Silber, das er in Flandern und Metz verdient hatte – mit dem Geld, das Isabelle und ihm einen Neuanfang in der Fremde hätte ermöglichen sollen. Er tauchte eine Hand hinein, nahm einige Münzen in die Faust und schob sie mit dem Daumen über den Zeigefinger, sodass sie einzeln in die Truhe zurückfielen.
Pling. Pling. Pling.
Auf den Morgen
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