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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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hängt, fangen sie von allein wieder an. Such lieber weiter nach den Führern der Bruderschaften – ich will diese Bastarde hängen sehen.«
    Gerade als Berengar gehen wollte, kam ein Waffenknecht herein. Der Mann schwitzte aus allen Poren. »Verzeiht, dass ich so hereinplatze, Herr. Aber ich war gerade unten im Dorf. Die Hörigen weigern sich zu arbeiten.«
    »Die Hörigen auch?«, brüllte Aristide.
    »Sie waren den ganzen Morgen nicht auf den Feldern und sitzen in der Dorfschenke. Sie haben mich davongejagt, als ich Getreide und Milch aus dem Fronhof holen wollte.«
    Aristide stand auf und ging im Saal umher. »Das war de Fleury und seine Bande. Sie haben sie gegen mich aufgehetzt.«
    Dass das Stadtvolk ein paar Tage nicht arbeitete, damit konnte er leben. Aber dies wog schwerer. Sein Haushalt war zu einem großen Teil von Nahrungsmitteln aus seinen Gütern abhängig. Wenn die Leibeigenen kein Getreide, Gemüse, Fleisch und dergleichen mehr lieferten, bekam er binnen weniger Wochen ernsthafte Schwierigkeiten. Aber wenigstens hatte er gegen die Unfreien eine Handhabe. Sie gehörten ihm mit Leib und Seele und waren obendrein längst nicht so zahlreich wie das Stadtvolk. Wenn sie die Arbeit verweigerten, konnte er sie bestrafen. »Worauf wartest du?«, fuhr er seinen Sarjanten an. »Hol dir ein paar Männer und mach ihnen Beine.«
    Als Berengar und der Knecht gegangen waren, meinte Yolande: »Einfach töricht.«
    Sie saß mit den Kindern in einer Fensternische und stickte. Aristide hatte ganz vergessen, dass sie da war. Das vergaß er nur zu gern. »Was ist töricht?«
    »Euer Verhalten«, antwortete sie, ohne von ihrer Arbeit aufzuschauen. »Merkt Ihr nicht, dass Ihr alles nur noch schlimmer macht? Wo soll das enden? In einem Massaker?«
    »Ganz Varennes lehnt sich gegen mich auf. Und jetzt auch noch die Hörigen. Soll ich das einfach hinnehmen?«
    »Senkt die Steuern. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es falsch ist, sie zu erhöhen. Ihr hättet Euch denken können, dass es zu einem Aufstand kommt.«
    Dieser Hochmut. Dieser rechthaberische Ton. Er hatte es so satt. »Halt den Mund, Weib. Davon verstehst du nichts.« Er goss sich etwas Wein ein und trank den Kupferbecher zur Hälfte leer.
    »Mehr als Ihr, wie mir scheint«, fuhr sie fort. »Das Volk ist durchaus bereit, Steuern zu zahlen, wenn es dafür Frieden, Schutz und saubere Brunnen bekommt. Wenn es murrt, tut man gut daran zuzuhören. Die einfachen Leute haben ein feines Gespür dafür, welche Steuern gerecht sind und welche nicht. Ich rate Euch, in Zukunft erst mit den Schöffen und Dorfältesten zu sprechen, bevor Ihr eine neue Abgabe erhebt. Mein Vater und mein Bruder Ferry halten es seit vielen …«
    »Euer Bruder ist ein aufgeblasener Narr«, fiel er ihr ins Wort. »Ich will seinen Namen nie wieder hören.«
    »Ich sage Ferrys Namen, so oft es mir gefällt. Er ist mein Fleisch und Blut. Schließt endlich Frieden mit ihm. Meine ganze Familie lacht schon über Euch und Euren kindischen Starrsinn.«
    »Wenn er Frieden haben will, soll er aufhören, mir das Leben schwerzumachen.«
    »Ferry tut nichts dergleichen. Warum sollte er den Gemahl seiner eigenen Schwester behindern?«
    »Weil er mich hasst. Und weil er ein boshafter, intriganter, verschlagener Bastard ist.«
    Yolande fuhr auf. »Ihr wagt es, meinen Bruder einen Bastard zu nennen? Nehmt das auf der Stelle zurück.«
    »Gar nichts werde ich.« Er trank den Rest des Bechers aus.
    »Ihr dummer, gottloser, primitiver …«
    Mit der Linken versetzte er ihr einen Schlag ins Gesicht. Der Hieb war so hart, dass sie zurücktaumelte und gegen die Wand prallte. Mit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an, und ihre Wange glühte wie ein Stück Blech, das frisch aus der Esse kam.
    »Dafür werdet Ihr büßen.« Sie spuckte ihm ins Gesicht, griff nach ihren Töchtern und stürmte aus dem Saal.
    Aristide wischte sich das Gesicht ab und ballte die Linke zur Faust. Bei Gott, das hatte gutgetan.
    Berengar rief fünf Kriegsknechte zu sich und ritt mit ihnen zum Dorf, das westlich der Burg in den Hügeln lag. Während sie den Weg zwischen den Viehweiden entlangpreschten, sah er schon von Weitem, dass das Hörigenpack vor der Dorfschenke saß und zechte, als wären Ostern, Pfingsten und Kirchweih auf einen Tag gefallen. Sie ritten gerade am Fronhof vorbei, da bemerkten die Bauern die Staubwolke, die die Hufe ihrer Rösser aufwirbelten. Augenblicklich begriffen sie, was die Stunde geschlagen hatte, und flohen den Hang

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