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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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eigenmächtig ahnden. Michel blieb also wieder einmal nichts anderes übrig, als die Demütigung hinzunehmen und sich der Drohung zu beugen, obwohl ihm der Zorn schier die Luft abschnürte.
    »Gut«, sagte Géroux, als er schwieg. »Eure unbedachten Worte sind gewiss auf Eure Unerfahrenheit und Euren jugendlichen Überschwang zurückzuführen. Daher werde ich diesmal darüber hinwegsehen. Ich fordere Euch jedoch auf, in Zukunft maßvoller und vernünftiger aufzutreten, wenn Ihr an dieser Tafel das Wort ergreift. Nun lasst uns diesen unschönen Zwischenfall vergessen, meine Brüder, und unser Beisammensein genießen. Auf gute Geschäfte! Auf Bischof Ulman!«, rief er mit erhobenem Weinkelch.
    Zögernd erwiderten die Schwurbrüder den Trinksegen, und das Festmahl wurde fortgesetzt, wenngleich die Stimmung im Saal nun merklich gedrückt war.
    Michel nahm einen Schluck Wein und behielt ihn lange im Mund, bevor er ihn schluckte. Du alter Bastard, dachte er. Aber sein Zorn galt nicht allein Géroux. Die übrigen Schwurbrüder hatten keinen Finger gerührt, um ihm beizustehen, obwohl er genau gespürt hatte, dass die meisten seine Ansichten teilten.
    »Ich habe es dir ja gesagt«, raunte Gaspard ihm zu.
    Die Zusammenkunft endete spätabends. Bevor die Schwurbrüder heimgingen, standen sie noch eine Weile vor der Gildehalle zusammen, warfen den Bettlern unter den Arkaden Münzen zu und sprachen über die Sankt-Johannes-Messe in Troyes, zu der die meisten von ihnen in den nächsten Tagen aufbrechen würden.
    Michel hatte für heute genug von Menschen und Gesprächen. Er wollte nur noch nach Hause und diesen Abend so schnell wie möglich vergessen. Allerdings kam er nicht weit: Er hatte kaum die Halle verlassen, als Gaspard ihn aufhielt.
    »Siehst du jetzt endlich ein, dass wir mit der Gilde nicht rechnen können?«
    »Ich bin müde, Gaspard. Lass uns morgen darüber reden, in Ordnung?«
    »Schließ dich uns an. Nur so kannst du etwas bewegen!«
    »Fang nicht wieder damit an«, erwiderte Michel gereizt. »Du weißt doch, was ich von euren Vorstellungen halte.«
    »Du denkst immer noch so? Nach allem, was heute Abend passiert ist?«
    »Hör zu.« Michel packte Gaspard am Arm. »Ihr müsst diesen Plan aufgeben. Was ihr da vorhabt, ist töricht und verrückt. Ihr setzt damit euer Leben aufs Spiel.«
    »Das ist ein Risiko, das wir auf uns nehmen müssen. Wenn wir vor lauter Angst immer nur den Kopf unten halten, wird sich nie etwas ändern.«
    »Und was ist mit Lutisse, Isabelle und all den anderen Menschen, die du damit in Gefahr bringst? Es geht hier nicht nur um dich, sondern auch um das Wohl deiner Familie, um das Wohl einer ganzen Stadt! Ich bitte dich als dein Freund: Lass es sein.«
    Gaspard riss sich los, und für einen Moment funkelte Zorn in seinen Augen. Dann aber zügelte er sich, vielleicht, weil er sich an ihre Abmachung erinnerte. »Gut«, sagte er steif. »Wenn das deine Meinung ist, werde ich dich nicht mehr mit meinen Ansichten behelligen. Gute Nacht, Michel.« Er wandte sich ab und ging zu Pérouse, Vanchelle und Baudouin, die ein paar Schritte weiter auf ihn warteten. Die vier Männer verschwanden in der Nacht.
    Michel unterdrückte einen Fluch. So viel zu seinem Vorhaben, mit Gaspard zu reden. Doch er war nicht bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er würde eine Weile warten und es wieder versuchen. Vielleicht gelang es ihm dann, Gaspards Panzer aus Stolz und Sturheit zu durchdringen und ihn zur Vernunft zu bringen.
    »Wärt Ihr so freundlich, mich nach Hause zu begleiten, Herr de Fleury?«
    Michel bemerkte erst jetzt, dass Catherine Partenay zu ihm getreten war.
    »Es ist schon spät, und ich schätze die Dunkelheit nicht besonders«, erklärte die kleine Frau lächelnd.
    Michel wunderte sich ein wenig über ihre Bitte. Catherine wohnte keine hundert Schritte von der Gildenhalle entfernt, in der Rue de l’Épicier auf der anderen Seite des Domplatzes, wo die Büttel des Schultheißen die ganze Nacht Wache standen und aufpassten, dass niemand belästigt oder überfallen wurde. Doch wer war er, einer Dame einen Wunsch abzuschlagen? »Es wäre mir ein Vergnügen.«
    Catherine hakte sich bei ihm ein, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was die anderen Schwurbrüder denken könnten, wenn sie sie so sähen. Aber sie war schon immer unangepasst gewesen und hatte noch nie etwas auf das Gerede in der Stadt gegeben – anders wäre sie als Frau wohl auch nie so weit gekommen. Nach dem überraschenden

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